Liebe Frau Do, heute kann der wilde Home-Office-Look ein Ende haben, die Friseure haben wieder auf, wenn auch unter Auflagen.Welche Lockerungen heute sonst noch in Kraft treten, haben wir für Sie zusammengetragen. Es ist gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten, da nun auch Sachsen Sonderwege beschreitet. Wo wir aktuell zwischen Sehnsucht nach Freiheit und Öffnungsdiskussionsorgien stehen, kommentiert Florian Rinke. Neue Klarheit dürfte die nächste Video-Schalte der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin übermorgen bringen. Dann geht es nicht zuletzt um den Fußball. Aber Geisterspiele gibt es jetzt auch in der Politik. Die Grünen haben erstmals einen Parteitag digital abgehalten. Keine Umarmung, kein Applaus, dafür ein Blick in deutsche Wohnzimmer. Auch Winfried Kretschmann, erster Ministerpräsident mit Grünen-Parteibuch, wird zugeschaltet: „Die Klimakrise ist viel schwieriger zu bewältigen als Corona. Die Klimakrise kann man nicht wegimpfen.“ Unser Berliner Korrespondent Holger Möhle hat das virtuelle Geschehen begleitet. Auch an solchen Beispielen zeigt sich, dass die Corona-Krise die Digitalisierung beschleunigt und damit das Geschäft großer US-Konzerne stärkt. Deswegen tönen jetzt ungewohnte Forderungen aus den Reihen der Bundesregierung: Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) drängt auf Einführung der international umstrittenen Steuer für Digitalkonzerne, wie er unserer Korrespondentin Kristina Dunz in einem Interview erläutert. Amazon und Co. zählen zu den Gewinnern der Krise, viele andere Unternehmen zu den Verlierern. Wie sich die Lage der deutschen Wirtschaft darstellt, erläutert die neue Wirtschaftsweise Monika Schnitzer in einem Interview, das Martin Kessler geführt hat. Finanzhilfen für die Autoindustrie, über die morgen entschieden werden soll, lehnt sie als "puren Lobbyismus" ab. Dagegen ist auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert, wie er unserem Berliner Korrespondenten Jan Drebes sagte. „Gewinne auszuschütten und gleichzeitig nach dem Staat zu rufen, während Millionen Steuerzahler den Gürtel enger schnallen, vergiftet das gesellschaftliche Klima.“ Vieles ändert sich in der Gesellschaft gerade, manches vielleicht auch dauerhaft. Meine Kollegen Stefan Klüttermann und Frank Vollmer haben sich in einer gemeinsamen Analyse Gedanken über das Verhältnis zwischen Stadt und Land gemacht. Denn wenn das Kulturleben brachliegt, die Kneipen geschlossen sind und Staus ausbleiben, spricht weniger für die Metropole. Dabei liegt das Kulturleben nicht vollständig brach, aber es findet neue Wege. Impulse für eine Tour durch die Pop-Geschichte hat Ihnen neulich Philipp Holstein mit zehn ausgewählten YouTube-Videos gegeben. Jetzt macht Lothar Schröder das Gleiche für die Literatur und präsentiert Ihnen Szenen, die für das Verständnis moderner Literatur bedeutsam sind. Sehen Sie, was Sie lesen wollen. Es ist eine neue Art, sich Büchern zu nähern. Solche Chancen, die uns die Krise gibt, sollten wir nicht verstreichen lassen, meine ich. Wenn wir nur darüber räsonieren, was uns fehlt, hat Corona gewonnen. Lassen Sie uns fröhlich und neugierig in die neue Woche starten. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |