Liebe Leserin, lieber Leser,
vielerorts nimmt gegenwärtig der Lärm zu. Die Stimmen werden schriller, Meinungen vehementer vorgebracht, ein vorsichtiges, abwägendes, auf Verständigung bedachtes Sprechen scheint zu einer altmodischen Tugend zu werden. Die Stille ist zu einem überaus gefährdeten und seltenen Gut geworden. Und gerade deswegen sicherlich ein Sehnsuchtsort für viele. Und oft genug der Grund, sich einer religiösen oder spirituellen Tradition wie dem Buddhismus zuzuwenden. Die vorliegende Ausgabe von BUDDHISMUS aktuell lotet die Stille in ihren vielen verschiedenen Facetten aus. So beschreibt die Religionswissenschaftlerin Ursula Baatz deren Rolle in den Weltreligionen; der buddhistische Meditationslehrer Fred von Allmen skizziert die Bedeutung von Schweigen und Stille in Meditations-Retreats, während die Psychotherapeutin und Zen-Praktizierende Hildegard Lauth dies in Bezug auf den psychotherapeutischen Prozess tut. Die britische Schriftstellerin Sara Maitland erzählt von ihren Erfahrungen bei einem 40-tägigen individuellen Rückzug; Hans-Günter Wagner beschreibt die Tradition der wortlosen Übertragung im Chan-Buddhismus. Kathleen Battke, Autorin und Mitglied bei den Peacemakern, spricht sich gegen eine in spirituellen Kreisen oft vorhandene Geringschätzung des geschriebenen oder gesprochenen Wortes gegenüber der Stille aus und zeigt, dass Schweigen nicht immer die (beste) Lösung ist; die buddhistische Meditations- und Achtsamkeitslehrerin Kaira Jewel Lingo berichtet von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Neben diesen und weiteren Beiträgen zum Themenschwerpunkt finden Sie in dieser Ausgabe auch ein Interview mit dem „Vater der säkularen Achtsamkeitsbewegung“ Jon Kabat-Zinn. Bei dem Kongress Meditation & Wirklichkeit im November 2016 in Berlin betonte er in einer Videozuschaltung sehr nachdrücklich, dass sein Achtsamkeitskonzept in den buddhistischen Lehren – er sprach vom Dharma – verankert sei und damit auch in deren Ethik und er die zunehmende Kommerzialisierung der Achtsamkeit mit einer gewissen Sorge betrachte. Auch dieses Thema wird uns in BUDDHISMUS aktuell weiter beschäftigen. Viel Freude wünschen wir Ihnen mit der neuen Ausgabe von BUDDHISMUS aktuell. Ihre Ursula Richard Chefredakteurin und das Team von BUDDHISMUS aktuell |