Liebe Literaturfreundinnen und -freunde, folgenden Bchern und Autoren hat sich Denis Scheck in Sendung vom 24. Januar 2021 zugewendet: "Kalmann" von Joachim B. Schmidt (Diogenes)Ein Dorf weit drauen in der islndischen Wildnis, der Verdacht eines ungeheuerlichen Verbrechens und die ungewhnliche Gedankenwelt des Romanhelden Kalmann. Joachim B. Schmidt erzhlt eine fesselnde Geschichte. Joachim B. Schmidt | Bild: WDR Alles beginnt mit einer Spur im Schnee. Auf der Jagd nach einem Polarfuchs entdeckt Kalmann eine Blutlache. Unten im Dorf geraten sie deshalb in Unruhe. Denn auch Rbert McKenzie, der reichste Brger des Dorfes, Hotelbesitzer und Inhaber wichtiger Fischfangrechte, ist spurlos verschwunden. Wurde der "Knig von Raufarhfn", wie ihn missgnstige Nachbarn nennen, ermordet? Oder treibt ein aus Grnland eingewanderter Eisbr sein Unwesen? Der wrde auch die Suchtrupps in Gefahr bringen. Der Roman von Joachim B. Schmidt ist weit mehr als eine spannende Kriminalgeschichte. Er ist Gesellschaftsroman und einfhlsames Portrait von Kalmann, einem jungen selbstbewussten Islnder, der doch ganz anders ist als alle anderen. Kalmann gilt als "besonders", fr "normale" Erwachsene schwer berechenbar, aber "harmlos". Von seinem Grovater hat er gelernt, wie man jagen geht, den besten Gammelhai der Insel herstellt und auch sonst durchs Leben kommt. Und auch wenn viele im Dorf Kalmann fr intellektuell eher unterbegabt halten, entwickelt er seine eigene Theorie ber den verschwundenen Hotelbesitzer. Er macht sich auf die Suche, geleitet von einer untrglichen Intuition fr die Gefahren der Natur. Denis Scheck spricht mit dem Schriftsteller Joachim B. Schmidt ber seine eigenwillige Hauptfigur Kalmann, ber Island und ber die Grnde, warum er 2007 mitsamt seiner Familie aus der Schweiz nach Reykjavik auswanderte und seither Touristen ber die Insel fhrt. "Dave" von Raphaela Edelbauer (Klett-Cotta)Kann ein Computer wie ein Mensch denken und handeln? Kann knstliche Intelligenz die Probleme der Menschheit lsen? Und wer kontrolliert die Kontrolleure der Maschinen? Raphaela Edelbauer stellt in ihrem Roman die groen philosophischen Fragen der Gegenwart. Raphaela Edelbauer | Bild: WDR Es ist der tiefe Glaube vieler digitaler Pioniere, im Silicon Valley und anderswo, die Menschheit durch Technik und Digitalisierung besser zu machen, die Probleme wie Klimawandel, Krankheit und Krieg mit Algorithmen zu lsen. Die zu erschaffende Maschine – ein gottgleiches Wesen. Auch Syz ist so ein Glubiger. Syz lebt und arbeitet in einem riesigen Labor, das nur einem Zweck dient: Es soll "Dave" erschaffen, die perfekte Mensch-Maschine – ausgestattet mit voller Sprachfhigkeit und einem individuellen Bewusstsein. Doch die Entwicklung ist ins Stocken geraten. Schwere Ausnahmefehler bedrohen nicht nur den Erfolg von Dave, sondern auch das ganz physische Leben der Entwickler. Dass Syz sich zudem auch noch in eine junge rztin verliebt, macht die Sache nur komplizierter. Syz kommen erste Zweifel. Raphaela Edelbauer verpackt die drngenden Fragen unserer technikglubigen Moderne in einem klugen Roman. Sie erzhlt dazu – wie nebenbei – die Geschichte der Digitalisierung, die einst in unscheinbaren Kellern oder Universitts-Anbauten begann. Edelbauer liebt das sprachliche wie gedankliche Experiment. Und wird dafr gefeiert. Mit ihrem Debtroman "Flssiges Land" – einer Parabel auf ihre von Ressentiments und verdrngter Nazi-Vergangenheit durchtrnkte Heimat sterreich – wurde sie fr den Deutschen Buchpreis nominiert. Mit "Dave" erscheint nun ihr zweiter Roman. Denis Scheck spricht mit einer der spannendsten, schlausten und kreativsten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Denis Scheck empiehlt: "Dreck" von Bill Buford (Hanser)Ein Journalist kndigt den Job und macht sich auf den Weg, die Geheimnisse der guten Kche zu erforschen: erst die italienische und nun, wie im neuen Buch des Amerikaners Bill Buford beschrieben, die franzsische. Denis Scheck empiehlt "Dreck" von Bill Buford | Bild: WDR Vor 14 Jahren lste der Amerikaner Bill Buford eine Revolution im Schreiben ber Essen und Trinken aus. In seinem Buch "Hitze" erzhlte der damalige Literaturredakteur des "New Yorker" enorm mitreiend davon, wie er den Geheimnissen der italienischen Kche auf die Spur zu kommen versucht. Buford kndigt seinen Job, schuftet sich zunchst als besserer Kchenjunge in diversen Restaurantbrigaden in der Hierarchie nach oben, bis er einen festen Platz am Herd erobert. "Hitze" endete mit der Ankndigung, sich nun der Kche Frankreichs zuzuwenden. Und genau davon erzhlt Bill Buford in "Dreck". Er verpflanzt seine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern von New York nach Lyon, lernt Franzsisch und besucht eine franzsische Kochschule. Er arbeitet bei einem Bcker und ergrndet die Mysterien von Baguette und Croissant. Er pilgert zu Paul Bocuse, dem bervater des franzsischen Kchenwunders. Und wieder muss der mittlerweile ber 50-jhrige Buford ackern wie ein Gaul, Niederlage um Niederlage einstecken, mit dem Spott und der Verachtung seiner jungen Kochkollegen leben, bis sich ihm endlich das Geheimnis der Cuisine franaise offenbart. So packend, anschaulich und mit solch unwiderstehlicher Sprachgewalt hat noch niemand ber die Seele der franzsischen Kche geschrieben. Die aktuelle "Spiegel"-Beststellerliste: SachbuchUnd wie immer gibt es den kritischen Blick auf die "Spiegel"-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch. |