der Winter wird kalt – und teuer. Bereits ein staatlich garantierter Gaspreis von 12 Cent je Kilowattstunde bedeutet eine Verdoppelung der Gaspreise für private Endverbraucher. Eine vierköpfige Familie, die ihren Gasverbrauch um 20 Prozent reduziert, hätte pro Monat Mehrkosten von ungefähr 200 Euro – aber erst ab März 2023, wenn die Gaspreisbremse greift. Vorher liegen die Kosten noch viel höher. Auch die gesamteuropäische Gaspreisbremse, auf die sich die EU-Länder heute auf dem Gipfel in Brüssel geeinigt haben – und von der noch niemand weiß, wie sie aussehen könnte –, würde zwar eine dringend notwendige Entlastung für Endverbraucher bringen, würde am Grundproblem nichts ändern: Es ist derzeit einfach zu wenig Gas da. Abhilfe könnte allein eine Erhöhung des Angebots auf dem Weltmarkt schaffen. In dieser Situation wäre es unverantwortlich, weiterhin auf russische Gaslieferungen zu verzichten, meint Cicero-Autor Mathias Brodkorb. Und fordert daher: „Öffnet endlich Nord Stream 2!“ Die Wirtschafts- und Energiekrise hat nicht nur europäische, sondern globale Ausmaße. Wir erleben derzeit einen globalen Wirtschaftskrieg, der vor allem ein Systemkonflikt ist zwischen Marktkapitalismus und Kollektivismus. Beide Pole haben sich sehr lange Zeit ergänzt, doch das ist jetzt nicht mehr der Fall – wie sich exemplarisch an der Rivalität zwischen China und den Vereinigten Staaten zeigt. Der Widerstreit zwischen beiden Modellen wird sich in den nächsten Monaten zuspitzen. Es geht darum, wer am Ende die globalen Regeln neu definiert. Die Analystin Antonia Colibasanu schreibt über „die große Transformation“. Verweilen wir noch einen Augenblick im Reich der Mitte. Denn spätestens seit dem Ukraine-Krieg stecken auch die Beziehungen des Westens zu China in einer tiefen Krise. Der Philosoph und Sinologe Ole Döring spricht im Cicero Podcast Gesellschaft mit dem stellvertretenden Cicero-Chefredakteur Ralf Hanselle über Geschichte und Zukunft des deutsch-chinesischen Verhältnisses und über die Frage, wie wir zu einer Politik der Deeskalation und Verständigung zurückfinden können. Döring ist überzeugt: „Noch haben wir es in der Hand, die Zukunft mitzugestalten.“ Die Zukunft des Irans mitzugestalten, hätten wir ebenfalls in der Hand. Der iranischstämmige FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai fordert im Gespräch mit Cicero eine neue Härte im Umgang mit der Islamischen Republik. Zu lange sei Deutschland naiv gewesen und habe der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollen. Außerdem spricht er über seine Ablehnung der Atomverhandlungen, die Notwendigkeit scharfer Sanktionen sowie seine Kindheit in Teheran. Djir-Sarai wünscht sich: „Deutschland muss jetzt auf der richtigen Seite stehen.“ Nicht nur im Iran sind immer mehr Menschen des Regimes überdrüssig. Immer mehr junge Akademiker aus der Türkei wandern nach Deutschland aus. Es sind hoch gebildete Wissenschaftler, Ingenieure und Ärzte, die nach einem neuen Leben in Wohlstand und Freiheit suchen. Statt Probleme auf dem Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Einbußen zu befürchten, freut sich Staatspräsident Erdogan über die Abwanderung der westlich und säkular geprägten Türken. Die Journalistin Ilgin Seren Evisen erklärt, warum immer mehr liberal eingestellte Türken sagen: „Lieber Deutschland als Erdogan.“ Im Koalitionsvertrag hat die Ampelregierung die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken festgeschrieben. Hinter den Kulissen wird seit Monaten beraten, wie sich das in der Bundesrepublik bisher einmalige Vorhaben, eine bislang illegale Droge zu legalisieren, realisieren lässt. Nun ist ein Papier aus dem Bundesgesundheitsministerium publik geworden, das zumindest die Stoßrichtung des Vorhabens offenbart. Prompt gibt es Kritik. Cicero-Redakteur Ben Krischke über „erste Gehversuche auf dem Weg zur Kiffernation“. Ihr Ingo Way, Leiter Online-Redaktion |