NRW greift Impfreserve an | Und jetzt Sputnik? | VRR-„Qualitätsbericht“
szmtag
E-Mail wird nicht richtig angezeigt? Hier klicken, um den Newsletter im Browser anzuzeigen.

Rheinische Post

Tägliche Post aus der Chefredaktion

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

17. März 2021

Liebe Frau Do,

wer nie ins Risiko geht, kann nicht politisch Karriere machen. Angela Merkel hat einst mit einem riskanten Gastbeitrag in der FAZ die Ära Kohl in der CDU beendet und steht nun kurz davor, ebenso lange regiert zu haben wie der Mann, der sie einst als sein Mädchen ansah. Auch Armin Laschet geht gerade ins Risiko, denn wird er nicht Kanzlerkandidat, steht seine politische Zukunft in den Sternen – in NRW wird im Mai 2022 gewählt.

Solche Risiken lohnen sich andererseits nie, wenn sich keine politische Gelegenheit bietet. Die Union bietet derzeit ein desolates Bild, aber noch gibt es keine Anzeichen, dass SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz diese Gelegenheit nutzt. Die Koalition zu verlassen, um Neuwahlen noch vor dem Sommer zu ermöglichen – theoretisch wäre es möglich, aber das Zeitfenster ist klein, und SPD-Strategen winken ab: Das politische Risiko sei zu groß. Da war die FDP 1982 risikobereiter, aber das nur nebenbei.

Wir verfolgen dabei keine Agenda, meine inhaltlichen Vorbehalte gegen Rot-Grün-Rot (oder Grün-Rot-Rot) habe ich hier immer wieder deutlich gemacht. Das Ende der Groko ist nicht mein Anliegen. Aber ich empfinde die politische Lage gerade als hoch spannend. Bei den beiden Landtagswahlen am Sonntag hat die CDU historisch schlechte Ergebnisse eingefahren. Das war absehbar. Aber den Impfstoff von Astrazeneca vorerst zu stoppen und damit in einem aufgeheizten politischen Klima die ohnehin schon angreifbare Impfstrategie zu gefährden, die alle Menschen betrifft, kommt einem politischen Erdbeben gleich. Und ob sich daraus tektonische Verschiebungen ergeben, zeigt sich in diesen Tagen. NRW greift seine Impfreserve an, und die Debatte geht weiter: Einzelheiten von Antje Höning. Antworten zu den wichtigsten Fragen (zum Beispiel: Was ist, wenn ich die erste, aber noch nicht die zweite Dosis Astrazeneca bekommen habe?), haben wir ebenfalls recherchiert.

Dass Russland seinen Impfstoff Sputnik genannt hat, wurde zunächst belächelt. Der Name erinnert an den ersten künstlichen Satelliten, den die Sowjetunion 1957 ins All schoss, was in den USA den Sputnik-Schock auslöste, also die erschreckende Erkenntnis, technologisch vom Feind überflügelt worden zu sein. Das Blatt wendete sich, der Kalte Krieg ist vorbei, die Sowjetunion längst untergegangen. Aber über den russischen Impfstoff lächelt niemand mehr, im Zuge des Astrazeneca-Debakels erst recht nicht. Holger Möhle beschreibt in seinem Leitartikel, wie Sputnik uns helfen könnte. 

In der Pandemie geht und ging es viel ums Impfen, aber auch die Schulen stehen stets im Fokus: Bund und Länder haben deren Öffnung als Priorität definiert, was ich auch für angemessen halte. Bildung ist Zukunft. Gestern habe ich Ihnen berichtet, dass einige Schulen, die geöffnet sein sollten, darauf verzichtet haben und beim Distanzunterricht bleiben. NRW hat nun Duisburg und Dortmund ausdrücklich untersagt, Schulen zu schließen. Warum das jetzt falsch ist, argumentiert Kirsten Bialdiga in ihrem Leitartikel.

Richtig ist dagegen, so viel wie möglich aufs Auto zu verzichten und Fahrrad zu fahren. Es tut der Gesundheit gut, es entstehen keine Abgase, und in Corona-Zeiten ersetzt eine Radtour am Rhein vielleicht sogar die Mallorca-Reise. Der Fahrrad-Lobbyverein ADFC hat nun, mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums, zum neunten Mal das sogenannte Fahrradklima ermittelt. Die Studie zeigt, wie Fahrradfahrer ihre Sicherheit und die Verkehrswege beurteilen. Die gute Nachricht zuerst: Düsseldorf liegt vor Köln, allerdings knapp. Die schlechte Nachricht ist leider relevanter und eindeutiger: Insgesamt kommen Großstädte –auch diese beiden – auf schlechte Noten. Zwei Drittel der Radfahrer in NRW fühlen sich nicht sicher. Viktor Marinov berichtet über die Einzelheiten der Studie und spricht auch in der heutigen Folge des „Aufwacher“-Podcasts dazu.

Falls Sie weder Auto noch Fahrrad fahren wollen, kann der öffentliche Nahverkehr helfen. Allerdings meldet der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr so viele Zugausfälle wie noch nie, wie der neue „Qualitätsbericht“ des Unternehmens zeigt: Reinhard Kowalewski hat die Daten für Sie analysiert. Womit wir wieder beim Risiko wären. Möge Ihr Zug pünktlich sein, möge Ihre Fahrt per Auto oder Rad sicher sein. Mehr noch, hoffentlich können Sie komplett risikofrei und entspannt in den neuen Tag starten. Er muss ja deswegen nicht gleich langweilig werden.

Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

Mail an die Chefredaktion senden


P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter!


RP Online


Anzeige

Job sucht Bewerber – Stellenangebote in Ihrer Nähe

Berufliche Neuorientierung im Jahr 2021 geplant? Die Rheinische Post Mediengruppe hilft und startet für Jobsuchende und Arbeitgeber das neue regionale Stellenportal rp-stellenmarkt.de. Egal ob Berufseinsteiger oder erfahrende Fachkraft – mit einer klaren Suchstruktur und einer großen Auswahl an Branchen und Suchkriterien bietet das Portal eine komfortable Jobsuche. Jetzt informieren und den neuen Traumjob finden.


Jetzt bei RP ONLINE

Die Mitarbeiterin eines Labors in Ingelheim

Die dritte Infektionswelle läuft

Experten rechnen mit mehr Corona-Toten

Die höhere Mobilität, die ersten Öffnungen und die ansteckenden Virus-Varianten führen erneut zu einem Anstieg der Infektionszahlen. Auch die schweren und tödlichen Verläufe dürften zunehmen, wenn auch nicht so stark wie zur Jahreswende.

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche

Bischöfe auf dem Prüfstand

Am Donnerstag wird das neue Missbrauchsgutachten des Strafrechtlers Björn Gercke über Vorgänge im Erzbistum Köln veröffentlicht. Erwartet werden Hinweise darauf, ob Bischöfe pflichtwidrig gehandelt haben.

„Entscheidung völlig unverhältnismäßig“

Fortuna-Arzt empört über Astrazeneca-Stopp

Der Mediziner Ulf Blecker kann nicht verstehen, warum auch in Deutschland die Impfung gegen das Corona-Virus mit Astrazeneca ausgesetzt worden ist. Was den 58-Jährigen so wütend macht, was er der Politik vorwirft und was er jetzt erwartet.

Ein Arbeiter reinigt die Terrasse des

Corona-Pandemie

Mallorca zwischen Hoffen und Bangen

Mallorca gilt derzeit nicht als Corona-Risikogebiet. Die Flieger auf die Insel sind voll. Doch wie sieht es vor Ort aus? Die Folgen der Krise sind vielerorts sichtbar. Unser Autor hat sich auf der Lieblingsinsel der Deutschen umgehört.

Ein Porträt des Komponisten Wolfgang Amadeus

Neue Folge des „Humbug“-Podcasts

Mozarts früher Tod – Mord oder Krankheit?

Der Komponist stirbt im Alter von 35 Jahren. Der frühe Tod ist unter anderem ein Grund, warum heute noch an der Sterbeursache gerätselt wird. Rund 150 Mythen kursieren. Mehr als die Hälfte sei Humbug, sagt Ulrich Leisinger vom Salzburger Mozarteum.

Anzeige

Stilsicher in den Frühling starten!

Entdecken Sie frühlingshafte Kunst in unserer neuesten Ausgabe der „Stilsicher Beilage“. Stöbern Sie jetzt durch unsere exklusive Auswahl und beschenken Sie sich oder Ihre Liebsten.

Um sich von dem Newsletter abzumelden, klicken Sie bitte hier.
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH | Zülpicher Straße 10 | 40196 Düsseldorf
Impressum | Datenschutz