Liebe Frau Do, ich hatte Ihnen vor zwei Tagen geschrieben, wie sehr ich die Frühlingssonne genieße. Und natürlich bin ich damit nicht allein. Wenn ich sehe, wie sich die Menschen wieder am Rheinufer tummeln, zweifle ich ernsthaft daran, dass ein Lockdown bei Sonne funktionieren kann. „Das waren angesichts der Pandemie absolut unhaltbare Zustände“, sagt Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller. Heute will die Stadt drastische Maßnahmen diskutieren, berichten Hendrik Gaasterland, Marc Ingel, Jörg Janssen und Uwe-Jens-Ruhnau. Aber auch ohne diese „unhaltbaren Zustände“, die sich ja noch nicht in der Statistik zeigen, sind die landesweiten Infektionszahlen nicht ermutigend. Der Inzidenzwert liegt NRW-weit aktuell bei 60, also weit entfernt von der Zielgröße 35, wie Maximilian Plück berichtet. Am Morgen meldet das Robert-Koch-Institut deutschlandweit ähnliche Zahlen wie vor einer Woche und eine steigende Inzidenz, wie Sie in unserem Liveblog lesen können. An eine Lockerung des Lockdowns ist bei den Beratungen von Bund und Ländern nächste Woche wohl nicht zu denken, jedenfalls wenn es bei der aktuellen Strategie bleibt. Israel macht es ganz anders, Geschäfte und Lokale sind für Geimpfte und Genesene wieder geöffnet. Regina Hartleb hat recherchiert, was dahinter steckt. „Wir werden einander viel verzeihen müssen“, sagte Jens Spahn in den frühen Wochen der Pandemie. Doch das weitsichtige, kluge Wort des Bundesgesundheitsministers scheint nicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Und das liegt weniger am mangelnden Verzeihen, sondern bei den politisch Verantwortlichen bleibt Selbstkritik aus. Was es damit auf sich hat, versuchen Martin Kessler und Julia Rathcke in ihrer Analyse zu ergründen. Heute gehen Hundertausende Schülerinnen und Schüler in NRW wieder in die Schule. Wie die Einrichtungen sich darauf vorbereiten und welche Schulkonzepte gelten, ist heute Thema im Aufwacher-Podcast. Damit der Schulweg nicht zum Risiko wird, hatte das Land für zusätzliche Busse sorgen wollen. Doch die Mittel werden nur schleppend abgerufen, wie Maximilian Plück berichtet. Und heute dürfen wieder fast alle Kinder in NRW in die Kitas. Christian Schwerdtfeger stellt Ihnen eine Erzieherin vor, bei der die Freude die Angst vor einer Infektion überwiegt. Es ist eine bemerkenswerte Begegnung: Nach all dem Hin und Her Freude zu empfinden – das nötigt mir Respekt ab. Danke! Respekt, mindestens das, haben auch die Frauen verdient, die sich für eine Reform der katholischen Kirche einsetzen. Maria 2.0 heißt ihre Initiative, die Lothar Schröder vorstellt. Gestern haben sie bundesweit ihre Thesen an Kirchentüren befestigt und so an Martin Luther denken lassen. Morgen beginnt die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Dort werden auch die zunehmenden Kirchenaustritte und damit auch Kardinal Woelki Thema sein. Ob Maria 2.0 dort als störender Angriff oder ein Signal der Verbundenheit mit der Kirche gesehen wird, muss sich zeigen. Dass Sie bis hierhin gelesen haben, werte ich jedenfalls als eine Verbundenheit mit der „Stimme des Westens“. Danke dafür! Genießen Sie Sonne und Licht auch in der neuen Woche, aber üben Sie Vor- und Rücksicht. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |