Liebe Frau Do, NRW hat die geltenden Corona-Maßnahmen samt Maskenpflicht für zwei Wochen verlängert. Auch der Lockdown im Kreis Gütersloh, verhängt nach dem Fall Tönnies, bleibt für mindestens eine Woche bestehen. Den Stand der Dinge lesen Sie hier. Inzwischen gehören allerdings die beiden Städte Duisburg und Düsseldorf sowie der Kreis Wesel zu den Gebieten mit den höchsten Fallzahlen in Deutschland, wie Martin Kessler berichtet. Die kommunalen Behörden bereiten sich schon auf zusätzliche Maßnahmen vor. Zusätzliche Maßnahmen haben sich viele vor den Sommerferien für die Schulen gewünscht. Auch die Leserinnen und Leser der „Stimme des Westens“ kritisieren immer wieder, dass die digitalen Lehrangebote den ausgefallenen Unterricht nicht annähernd wettmachen konnten. Schulministerin Yvonne Gebauer will nun 350 Millionen Euro für die Digitalisierung der Schulen lockermachen. Konkret heißt das unter anderem: 200.000 Lehrer sollen mit Computern oder Laptops ausgestattet werden. Ich wundere mich ein wenig, dass es erst jetzt dazu kommt. Auf jeden Fall ist damit ein Großteil des Geldes schon ausgegeben. Kirsten Bialdiga und Claudia Hauser stellen die Inhalte des Pakets vor und haben erste Reaktionen zusammengetragen. Es kommt nicht erst jetzt zu einem Lebensmittelskandal, der Fall Tönnies lässt sich in eine lange Reihe von Glykolwein bis Pferde-Lasagne einordnen. Die Verbraucher, die stets nach den billigsten Angeboten suchen, sind schuld, nicht nur beim Fleisch: So argumentiert unsere Wirtschaftschefin Antje Höning in ihrer Analyse – und sieht die Politik in der Pflicht. In der Pflicht ist die deutsche Politik auch in der EU, morgen beginnt die deutsche Ratspräsidentschaft, die turnusgemäß ein halbes Jahr dauern wird. Unsere Berliner Korrespondentinnen Kristina Dunz und Eva Quadbeck haben mit Manfred Weber darüber gesprochen. Der CSU-Politiker, der beinahe Kommissionspräsident geworden wäre, führt die EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. In dem spannenden Gespräch spannt er den Bogen von John F. Kennedy zu Hongkong und spricht von einem European Way of Life. „Wir müssen unsere Werte besser verteidigen“, fordert Weber. Seinen Impuls finde ich goldrichtig, aber mir scheint, schon dieser eine Satz verträgt eine Debatte, die Jahre dauern kann. Was sind unsere Werte genau (beziehungsweise: Wer ist mit „wir“ eigentlich gemeint?), und wie lassen sie sich erfolgreich verteidigen? Und was sind unsere Werte im Fußball? In Corona-Zeiten wirkten die Gehaltsbezüge mancher Profi-Spieler maßlos, auch deswegen will jetzt Schalke 04 offenbar eine Obergrenze einführen. Die „Knappen“ leiden selbst massiv unter den Folgen der Krise. Der Traditionsverein ist finanziell derart klamm, dass er Berichten zufolge sogar eine Millionen-Bürgschaft des Landes in Anspruch nehmen muss. Christina Rentmeister beschäftigt sich in ihrer Analyse mit dem Vorstoß zur Gehaltsobergrenze, der, jedenfalls in der Theorie, gut klingt. Schon allein die Debatte kann einiges bewirken, wie sich bei den Managergehältern in der Wirtschaft gezeigt hat. Zwar verdienen CEOs in Deutschland immer noch bestens, aber von den mehr als 100 Millionen Euro, die der damalige Porsche-Chef einst für ein Geschäftsjahr einstrich, sind sie meilenweit entfernt. Nur: Am Ende gilt hierzulande, in der Wirtschaft wie im Sport, Vertragsfreiheit, die ich im Sinne des European Way of Life für ein sehr hohes Gut halte. Vertraglich geregelt sind bei Vorständen auch die Alterseinkünfte. Der ehemalige Volkswagen-Chef Matthias Müller bezieht nach einer Expertenberechnung seit Februar 2700 Euro von seinem früheren Arbeitgeber. Falls Sie das gar nicht so exorbitant finden – es handelt sich um 2700 Euro am Tag. Geld allein macht nicht glücklich, wird behauptet. Pablo Picasso sagte von sich, er wolle wie ein armer Mann mit einem Haufen Geld leben. Ich wünsche Ihnen einen Tag voller Glück, was auch immer Sie darunter verstehen. Herzliche Grüße! Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |