Liebe Frau Do, für die Belegschaft der angeschlagenen Stahlsparte von Thyssenkrupp geht die Achterbahnfahrt weiter. Am Freitag hatte sie das Übernahmeangebot des britischen Stahlkonzerns Liberty Steel kalt erwischt. Am Wochenende folgte eine Nachricht, die ihnen wieder Hoffnung macht: Salzgitter, der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern, kündigte den Abgang seines langjährigen Vorstandschefs Heinz Jörg Fuhrmann an. Er war der erbittertste Gegner einer Deutschen Stahl AG, wie sie die IG Metall seit langem anstrebt. Antje Höning fordert in ihrem Leitartikel, die Politik müsse sich auf dem Weg zu einer Entscheidung bei Thyssenkrupp ehrlich machen. Wer sich vom sogenannten Pitch der Jungen Union eine Vorentscheidung für den CDU-Vorsitz versprochen hatte, wurde enttäuscht. Einen klaren Sieger gab es nicht, ein Schlagabtausch blieb aus. Die drei Kandidaten Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen schienen nicht nur Mund-Nasen-Schutz, sondern Samthandschuhe angelegt zu haben. Gregor Mayntz bewertet die Veranstaltung in seinem Leitartikel. Anfang Dezember wird zwar der CDU-Vorsitzende gewählt, aber bis die Union ihren Kanzlerkandidaten bestimmt, dürfte es bis Ostern dauern. Die Ära Merkel dauert noch an. Am Wochenende hat die Bundeskanzlerin in ihrem Podcast dazu aufgerufen, sich angesichts der zweiten Corona-Welle mit deutlich weniger Menschen zu treffen. „Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause“, appellierte Angela Merkel, auch wenn dies ein „schwerer Verzicht“ sei. Henning Rasche erzählt in einem kleinen Essay davon, wie schwierig es sein kann, diese Abwägung zu treffen: „Oder lass ich’s lieber sein?“ Anlass für seinen Artikel war die freudige Nachricht eines befreundeten Paares, das zur Hochzeit einlud. Wenn man zu Hause bleibt, wie es die Bundeskanzlerin empfiehlt, ist der Griff zur TV-Fernbedienung nicht weit. Gestern Abend kam der „Tatort“ aus der Schweiz. Erstmals spielte er in Zürich („Züri brännt“), und zwei neue Ermittlerinnen nahmen ihre Arbeit auf: Anna Pieri Zuercher als Juristin Isabelle Grandjean und Carol Schuler als Fallanalytikerin Tessa Ott. Ich fand es eine gelungene Folge, drei weitere sind geplant. Aber eigentlich kommt der „Tatort“ aus NRW: WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn ist als „ARD-Koordinator Fiktion“ für eines der letzten TV-Lagerfeuer der Republik verantwortlich. In einem Interview, das Jörg Isringhaus geführt hat, spricht der „Tatort“-Hüter über die 50 Jahre der Krimireihe, aktuelle Herausforderungen und wen er für den besten Bösewicht hält. Für einen Bösewicht halten diesseits des Atlantiks viele Menschen den US-Präsidenten, der sich morgen in zwei Wochen zur Wahl stellen muss. In seiner Heimat kann Donald Trump besonders auf die Unterstützung der Evangelikalen zählen, obwohl er zweimal geschieden ist und in einen Skandal mit einem Pornostar verwickelt war. Als besonders bibelfest gilt er auch nicht. Dorothee Krings beschäftigt sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen Trump und Gläubigen. Ein Spannungsverhältnis liegt auch in der Absicht von Bund und Ländern, Infektionsketten zurückzuverfolgen, und der Lage vor Ort in den Gesundheitsämtern, die Jan Drebes, Martin Kessler, Dorothee Krings und Viktor Marinov schildern. Auch die Corona-Warn-App hilft dabei wenig weiter: Florian Rinke schreibt über „die Corona-Lahm-App“, die jetzt nachgebessert werden soll. Zum einen sollen Risikokontakte zurückverfolgt, zum anderen vorher unterbunden werden. Erstmals galt am Wochenende in Düsseldorf eine Sperrstunde ab 23 Uhr. Heute wollen die Altstadtwirte beim Oberverwaltungsgericht Münster einen Eilantrag gegen die neue Corona-Schutzverordnung des Landes einreichen und die Sperrstunde kippen. Uwe-Jens Ruhnau hat die Hintergründe recherchiert und eine Bilanz des ersten und vielleicht letzten Sperrstunden-Wochenendes gezogen. Welche Regeln nächstes Wochenende gelten, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Das ändert sich derzeit zu häufig. Aber erstmal wünsche ich Ihnen einen guten Start in die neue Woche! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |