Sehr geehrte Damen und Herren Die Debatte über die Laufzeiten der Schweizer Kernkraftwerke hat kürzlich neuen Schwung erhalten. Während hierzulande 60 Jahre im Raum stehen, haben in den USA sechs Einheiten an drei Standorten eine Betriebsbewilligung über 80 Jahre erhalten. Mit dem Betriebsverlängerungsgesuch für Oconnee-1, -2 und -3 sind nun solche Gesuche für insgesamt sieben Einheiten bei der Nuclear Regulatory Commission (NRC) hängig. Der Betriebsverlängerungsantrag für die drei Browns-Ferry-Einheiten in Alabama ist in Vorbereitung. Den möglichst langen Betrieb der Schweizer KKW haben auch die Verfasser des hier bereits erwähnten White Papers vorgeschlagen. Eine weitere Empfehlung des White Papers sind Small Modular Reactors (SMR). Die Firma NuScale hat für den Bau und Einsatz ihres SMRs weitere Unterstützung erhalten. In China ist derweil der erste kommerzielle SMR in Bau. Auch eine niederländische Studie sieht SMR als interessante Option und in Polen bestehen ebenfalls Pläne für deren Bau. Die kleinen modularen Reaktoren und China begegnen uns auch weiter unten wieder. Zudem haben wir Meldungen zur Klimadebatte in den USA und zur Kernenergiedebatte in Deutschland sowie in der EU zusammengetragen. Freundliche Grüsse, Nuklearforum Schweiz Kernenergie in Grossbritannien: mit oder ohne China? «It’s coming home» – oder eben nicht – haben wir im Zusammenhang mit der Fussball-Europameisterschaft öfters gehört. Die Bauherren des geplanten britischen KKW Bradwell B haben den Song auf die Kernenergie übertragen. Wie wir beim «Guardian» erfahren haben, könnte die China General Nuclear (CGN) bald aus dem Bradwell-Konsortium und anderen Neubauprojekten in Grossbritannien ausgeschlossen werden. Die britische Regierung unterstützt neben SMR auch den Bau von AMR – Advanced Modular Reactors. Den ersten kommerziellen SMR in China haben wir eingangs erwähnt. Dank dem «Stern» hat es diese Meldung auch nach Deutschland geschafft. SMRs könnten auch in der Arktis eine Rolle spielen. Werden Kernkraftwerke stillgelegt, gewinnen die Fossilen Auch grosse Solarkraftwerke haben in der öffentlichen Wahrnehmung zuweilen keinen einfachen Stand. Wie das Breakthrough Institute festhält, geht es fortschrittlichen Reaktoren bei der Zulassung in den USA ähnlich. An der gleichen Stelle haben wir einmal mehr gelesen, dass die Stilllegung von Kernkraftwerken im «Net Zero Race» nicht hilft. Das Beispiel von Diablo Canyon in Kalifornien sorgt auch anderswo für Fragezeichen. Ähnliche Bedenken vernimmt man auch aus dem Bundesstaat Illinois. Derweil hat sich ein prominenter Exzentriker, der sonst für Elektroautos und Batterien bekannt ist, der Kernenergie gegenüber wohlwollend geäussert. Dank dem «Business Insider» sind diese Aussagen auch nach Deutschland gelangt. «Follow the Science» – aber bitte richtig! Ob die pronuklearen Stimmen in Deutschland auch gehört werden, darf bezweifelt werden. So hat zum Beispiel der niedersächsische Umweltminister bereits seinen vehementen Protest gegen mögliche neue KKW in den benachbarten Niederlanden platziert. «Nur in Deutschland gibt es kein Comeback – Sogar Bill Gates setzt darauf: Warum Kernenergie plötzlich wieder angesagt ist», hält «Focus» unter dem Stichwort Klimaschutz fest. Auf die Dringlichkeit beim Klimaschutz verweist unter anderem «Energiezukunft» mit Bezug auf den nächsten erscheinenden IPCC-Weltklimabericht. In dieser Hinsicht überzeugt die Fridays-For-Future-Bewegung mit ihrer Forderung, der Wissenschaft zu folgen, nicht zuletzt mit Blick auf die Kernenergie überhaupt nicht, findet ein Kommentar der «Welt». «Die Energiewende ist ins Stottern geraten» lautet die Überschrift eines kostenpflichtigen Artikels des «Tagesspiegels». Dass der Ausbau der Windkraft nicht für die Klimaziele reicht, lesen wir beim «Spiegel» und von einer «Verzögerung der Energiewende» aufgrund einer heftig umstrittenen – und gemäss einer Studie gar nicht benötigten – Gas-Pipeline bei «Neues Deutschland». Selber Energiewende «spielen» und den Strommix der Zukunft zusammenstellen kann man beim Energiewende-Rechner von Nuklearia. Spoiler: 100% Kernenergie «gewinnt» in praktisch allen Belangen, siehe auch unter «Weitere Ergebnisse». Und 100% Biomasse ergibt ein spannendes Bild punkto Platzbedarf. EU-Taxonomie: deutsche Tabus gegen französische Offenheit Es ist eine alte Leier: Vertreter der Nuklearindustrie müssen sich Kritik anhören, weil sie an Verhandlungen im Vorfeld des Klimagipfels in Glasgow teilgenommen haben. «Antinukleare Kampagnen und Desinformation helfen nicht beim Erreichen der europäischen Klimaziele», findet dagegen Zion Lights im Hinblick auf die Debatte um nachhaltige Investitionen in der EU. Die Kernenergie soll in der sogenannten grünen Taxonomie der EU berücksichtigt werden, fordern 18 Gewerkschaften aus 10 EU-Staaten. Kernenergiebefürworter gibt es derweil auch in der EU-Kommission: Dem «Handelsblatt» zufolge will der EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton aus Frankreich mit einem «deutschen Tabu» brechen und die Kernenergie zur Wasserstoff-Produktion nutzen. Die französische EU-Parlamentarierin Joëlle Mélin setzt sich ebenfalls öffentlich für die Kernenergie ein. Selbst im grundsätzlich Kernenergie-kritischen Österreich gibt es Stimmen für die Anerkennung der Kernenergie als grüne Energie. |