Sehr geehrte Damen und Herren Wir nehmen die topaktuelle Meldung, dass der Integral Molten Salt Reactor (IMSR) der kanadischen Terrestrial Energy die erste Hürde im Zulassungsprozedere genommen hat, zum Anlass für ein Porträt der kanadischen Nuklearindustrie. Diese beschäftigt sich neben dem ISMR auch mit weiteren fortschrittlichen Konzepten, zum Beispiel mit Small Modular Reactors (SMRs). Die Canadian Nuclear Laboratories (CNL) hatten im Juni dieses Jahres zu einer Art Vernehmlassung eingeladen, mit der das Interesse der Industrie an den SMRs abgeklärt wurde. Über 70 Organisationen sind der Einladung gefolgt und der Schlussbericht der CNL bestätigt das grosse Interesse. Auch sonst sind in Kanada fast alle Aspekte der Nuklearbranche vertreten. Das kanadische Unternehmen Bruce Power produziert unter anderem Radioisotopen für Medizin und Industrie. Das Land verfügt auch über Uranminen, von denen eine unlängst eine verlängerte Betriebsbewilligung erhalten hat. Die Standortsuche für ein Endlager für ausgediente Brennelemente ist soweit fortgeschritten, dass noch sechs mögliche Gemeinden verbleiben. Last but not least betreibt Kanada auch noch 19 Kernkraftwerke. Eines davon hat im Juni eine Laufzeitverlängerung erhalten, ein weiteres wurde von der IAEO inspiziert. Sämtliche E-Bulletin-Artikel zu Kanadas KKW finden Sie über diesen Link. Im Weiteren berichten wir heute über deutsche und internationale Klima- und Energiepolitik sowie über Lobbyisten in Bonn. Freundliche Grüsse Nuklearforum Schweiz Deutsche Politik streitet über Klimaschutz… «Erneuerbare übertreffen 2016 in Bayern erstmals die Atomkraft», jubelt das «PV-Magazin» – und bezieht sich damit auf die tatsächlich erzeugte Bruttostrommenge von Wasser-, Wind- und Solarkraftwerken. Auch wenn hier löblicherweise nicht die installierten Leistungen verglichen wurden, würde uns zusätzlich wundernehmen, wie bedarfsgerecht der Strom erzeugt wurde und wie es um die Netzstabilität stand. Beim gleichen Magazin ist uns ein kritischer Artikel über den Mangel an zertifizierten Ökostromangebote aufgefallen. Auf Regierungsebene sind in Deutschland bekanntlich die Koalitionsverhandlungen im Gang. Wie «Platts» schon anfangs November feststellte, sind es insbesondere die Positionen der FDP und der Grünen bei Klima- und Energiefragen, welche die Gespräche erschweren. Eine bis dato noch unveröffentlichte Studie des Bundesverbands der Deutschen Industrie könnte nun der bürgerlichen Argumentation etwas Wind aus den Segeln nehmen, wie der «Tagesspiegel» berichtet. Einen anderen Blickwinkel liefert das Polit-Magazin «Cicero», demzufolge die sogenannten Jamaika-Verhandlungen zu einer politischen Trophäenjagd verkommen sind. In Jamaika stammen übrigens 90% des Stroms aus Ölkraftwerken. …und macht beim Kohleausstieg nicht mit «Der Himmel ist voll deutschem Dreck», titelte «Neues Deutschland» im Vorfeld der Klimakonferenz in Bonn und bezog das vor allem auf die Stromgewinnung aus Braunkohle. Am letzten Tag der Bonner Klimakonferenz COP23 wissen wir, dass sich daran nur langsam etwas ändern wird. Jedenfalls macht Deutschland beim «Massenaustritt aus der Kohle» von 18 Staaten, darunter gemäss «Spiegel» auch die Schweiz, nicht mit. Die «New York Times» spricht von 19 Staaten und bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» ist von 20 Partner in dieser überraschenden Allianz die Rede, da kanadische Provinzen und der US-Bundesstaat Washington mitgezählt werden. Die beiden deutschen Artikel sind sich einig: Die Bundesregierung gerät zunehmend unter Druck. Das Overseas Development Institute wirft der Merkel-Regierung zudem vor, ihre eigenen Subventionen für fossile Energien zu ignorieren. Laut einer Kurzanalyse im Auftrag von Greenpeace Deutschland ist die Stilllegung von Kohlekraftwerken mit einer Gesamtleistung über 16 GW bis 2020 möglich, würde aber «zunehmende Flexibilität und neue steuerbare Erzeugungskapazität» bedingen. Wie ein Artikel über Polens Energiepläne, der vor der Konferenz in Bonn erschienen ist, zeigt, gäbe es auch einen anderen Weg. Lobbyisten unerwünscht Über das UN Environment Programme UNEP haben wir im letzten Newsletter schon berichtet. Den Umstand, dass die World Nuclear Association (WNA) mit fadenscheiniger Begründung als Sponsor des Sustainable Innovation Forum der UNEP ausgeladen wurde, hat nun auch «Forbes» aufgegriffen. Die «Deutsche Welle» fragt in ihrer internationalen Ausgabe, ob Lobbyisten von Klimagipfeln ausgeschlossen werden sollen. Der Artikel bezieht sich allerdings weniger auf die Atomlobby als auf die Vertreter fossiler Interessen und räumt auch gleich die Schwierigkeiten und Widersprüche bei so einem Ausschluss ein. Dieser Blogbeitrag mit dem Titel «Wild Wild Bonn» erzählt von der Begegnung zweier junger Leute, die je nach Blickpunkt auch zur Atomlobby gehören, mit antinuklearen Aktivisten und mit der Bonner Polizei. Zu guter Letzt besteht aber trotz allem Hoffnung, wenn sogar der «Spiegel» titelt: «Kampf gegen Klimawandel: ‹Der Atomausstieg ist ein großer Fehler›» – auch wenn es sich dabei um ein Zitat des pro-nuklearen Klimatologen James Hansen handelt. |