Sehr geehrte Damen und Herren
Für den letzten Newsletter dieses Jahres ist es mal wieder an der Zeit für einen Blick nach Osten. Wir beginnen mit unserer aktuellsten Meldung aus Russland, wo am 6. Dezember die erste Brennstoffbeladung von Rostow-4 gefeiert wurde. Die Warmtests in Rostow-4 sind im Oktober abgeschlossen worden. Noch nicht ganz so weit ist das Bauprojekt Leningrad-II-2, das am 30. November sein Reaktordruckgefäss erhalten hat. Ende Oktober wurde dort der Einbau der Dampferzeuger abgeschlossen. Die Nachbareinheit Leningrad-II-1 hat ihre Warmtests bereits hinter sich.
Ausser News zu Neubauten gibt es aus Russland auch Kooperationen mit Brasilien und mit Laos sowie eine Laufzeitverlängerung zu vermelden. Letzteres gilt auch für die Ukraine und Bulgarien. In Kasachstan ist derweil in Kurtschakow ein weiterer Forschungsreaktor auf schwach angereichertes Uran (LEU) umgestellt worden. Die Tschechische Republik hat ihre Neubaupläne mit Vertretern der US-Nuklearindustrie erörtert. Auch die Regierung von Armenien plant einen KKW-Neubau.
Weiter unten geht es heute um Gas und erneut ums Klima, um Grossbritannien sowie allerlei Nukleares. Damit verabschieden wir uns für dieses Jahr und wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Rutsch ins 2018.
Freundliche Grüsse
Nuklearforum Schweiz
Die Sache mit dem Gas
Am Dienstag dieser Woche kam es im österreichischen Baumgarten zu einer Explosion, die ein Todesopfer und zahlreiche Verletze forderte. Der «Spiegel» spricht in seinem Bericht zum Unglück in einer der «wichtigsten Gas-Drehscheiben Mitteleuropas» von «Engpässen bei der Gasversorgung im Süden und Südosten Europas». «Die Explosion im österreichischen Knotenpunkt Baumgarten hat gezeigt, wie verwundbar die Gasversorgung in Europa ist», schreibt das «Handelsblatt». Die italienische Regierung nutze «das Unglück von Baumgarten, um die umstrittene Trans-Adria-Pipeline durchzusetzen». Für russische Experten dagegen gibt es nach der Explosion «keine Alternative zu Nordstream 2». «Die verheerende Gasexplosion in Österreich hat für Deutschland kaum Folgen», hält «Focus» fest. Viel bedrohlicher seien «alte geopolitische Abhängigkeiten», wie eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe zeige. Auch China hat derzeit mit Engpässen beim Gas zu kämpfen. Dort sind die Probleme allerdings «hausgemacht».
Bäume fällen für «saubere» Energie?
Zahlreiche renommierte Wissenschaftler, darunter namhafte Vertreter des IPCC, kritisieren öffentlich die Pläne der EU, das Abholzen von Wäldern und Verbrennen von Bäumen als erneuerbare Energie zu qualifizieren. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte unlängst auf einem Klimagipfel vor dem Scheitern des Abkommens vom Pariser Klimagipfel. Wie die «Welt» berichtet, erteilte er einem schnellen Atomausstieg erneut eine Absage, da «das deutsche Beispiel zeige, dass dies eine Abhängigkeit von Kohle oder Erdgas aus dem Ausland nach sich ziehe». In eine ganz andere Richtung gehen drei finnische Städte mit ihren Abklärungen des Potenzials von kleinen modularen Reaktoren als Ersatz von Kohle und Gas für Fernwärme. China ist auch in dieser Hinsicht einen Schritt weiter und hat mit der Entwicklung eines Niedrigtemperatur-Reaktors für ebendiesen Zweck begonnen.
GB: Neuer Reaktor und Brexit
Aus Grossbritannien hat uns die Meldung erreicht, dass der UK Advanced Boiling Water Reactor (UK ABWR) von Hitachi-GE vom Office for Nuclear Regulation die Design Acceptance Confirmation, also die grundsätzliche Zulassung erhalten hat. Die Kollegen von der Nuclear Industry Association begrüssen den Entscheid als «wichtigen Schritt in Richtung einer sicheren, zuverlässigen und CO2-armen Versorgung mit Kernenergie». Weitere Reaktionen gibt es bei der «Daily Post». Die für Energiefragen zuständige Kommission im Unterhaus des britischen Parlaments fordert derweil die Regierung auf, trotz Brexit «so nah wie möglich an Euratom dran zu bleiben». Laut «Sky News» schlossen sich über 100 Abgeordnete dieser Forderung an.
Vermischte Meldungen
Wer unseren Newsletter regelmässig liest, kennt James Conca als Kolumnist bei «Forbes». In dieser Funktion bezeichnet er Stanford-Professor Mark Jacobson, der seine Kritiker verklagt hat, als «Prophet einer Religion, die behauptet, die Welt könne zu 100% aus Erneuerbaren versorgt werden» und als «Trump der Wissenschaft». Auf Youtube klärt uns Conca über ausgediente Brennelemente in den USA auf. Den zweiten Teil des Films gibt’s hier, der dritte dürfte bald veröffentlicht werden. Ebenfalls auf Youtube stellt die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO ihren «Multifaceted Approach» gegen den Klimawandel vor. Auch in der Raumfahrt kommt bekanntlich Nukleartechnologie zum Einsatz. «Space.com» stellt die nächste Generation von Weltraumreaktoren vor. Last but not least beschäftigen wir uns in diesem Zusammenhang einmal mehr mit der Behauptung, es gäbe keine unschädliche Dosis ionisierender Strahlung. Dem widerspricht dieser Beitrag im «Journal of American Physicians and Surgeons»: Niedere Strahlendosen würden sogar die körpereigene Krebsabwehr stärken.