Sehr geehrte Damen und Herren
Die gewichtigsten News zu KKW-Neubauten der vergangenen Wochen erreichten uns aus dem Land, dessen gut 40 Kernkraftwerke fast alle nach der Jahrtausendwende in Betrieb gegangen sind: Am 29. Juni 2018 ist im chinesischen Taishan der weltweit erste EPR mit dem Netz verbunden worden; nur einen Tag später in Sanmen der erste AP1000. Vom fortgeschrittenen russischen Reaktortyp WWER-1200 stehen in China bereits mehrere Einheiten in Betrieb oder in Bau. Im Rahmen des bisher grössten Vertragspakets zwischen den beiden Staaten sollen vier weitere dazukommen. Gleich sechs EPR sind für den indischen Standort Jaitapur geplant.
Auch Grossbritannien plant den Bau von vier EPR, zwei davon in Hinkley Point. Gegen die britischen Staatsbeihilfen für dieses Projekt hat Österreich erfolglos vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt. Der sogenannte Development Consent Order für ein weiteres britisches Neubauprojekt wurde kürzlich von den Behörden zur Prüfung angenommen.
Neben den Ländern, die ihren bestehenden KKW-Park ausbauen oder erneuern gibt es bekanntlich auch eine ganze Reihe «Atomeinsteiger». Dazu gehört Bangladesch, wo acht Monate nach dem Baubeginn für Rooppur-1 der erste Beton für die zweite Einheit am gleichen Standort gegossen worden ist. Die Bangladesh Atomic Energy Regulatory Authority hatte rund eine Woche zuvor die Auslegungs- und Baubewilligung erteilt. Etwas weniger weit fortgeschritten ist der Kernenergieeinstieg in Saudiarabien und in Usbekistan.
Im Weiteren geht es heute um die USA, um erneuerbare Energien, um eine alte Diskussion und um neue Technologien.
Freundliche Grüsse,
Nuklearforum Schweiz
USA: Hitze, Stromausfälle und Kohlekraftwerke
Im US-Bundesstaat Kalifornien, wo bald das letzte KKW stillgelegt werden soll, blieben Anfang Juli «Tausende ohne Strom», als wegen der Hitze der Strombedarf anstieg. Ein Blick in die nicht allzu ferne Vergangenheit zeigt, dass dies auch schon mal im Frühling vorkommen kann. Im Nachbarstaat Arizona geht der grösste Energieversorger und Betreiber des KKW Palo Verde gerichtlich gegen eine Volksinitiative für den Ausbau der erneuerbaren Energien vor. Auf der nördlichen Seite der USA gerät ein Energieversorger in die Kritik für seine Pläne, Kohle mit Gas zu ersetzen. Auf nationaler Ebene wird derweil über die Energiespeicherung sowie über eine Lockerung der Auflagen bei der Lagerung von Kohleasche aus Kraftwerken debattiert. Ebenfalls auf nationaler Ebene betrachtet ein neuer Bericht die Entwicklungen der «Clean Energies» – in diesem Fall ohne die Kernenergie
Erneuerbare: Erdrutsche, Vandalismus und CO2-Steuern
Ebendiese im oben erwähnten Bericht beschriebenen Entwicklungen hält der Blog «No Tricks Zone» für eine Dummheit, was die Autoren mit einer langen Liste wissenschaftlicher Publikationen untermauern. In Südkorea dürften dem nicht wenige zustimmen, löst doch dort die «antinukleare Kampagne von Präsident Moon» Erdrutsche aus. Auch in China herrscht nicht nur Freude über die Solarenergie, wie ein Artikel aus dem letzten Jahr zeigt. Auch «Environmental Progress» hat das Problem der Solarabfälle schon behandelt. Angesichts der hier geschilderten Vandalenakte dürfte die Deutsche Energieagentur (Dena) im Berner Jura nicht nur auf Zuneigung stossen, auch wenn bisher über die Täterschaft und ihre Motive nichts bekannt ist. Die Dena will nämlich von allen Bedenken und Protesten nichts wissen und fordert eine Vervierfachung der Windkraft in Deutschland, um die Klimaziele doch noch zu erreichen. Das dürfte für die Schleswig-Holsteiner dann besonders teuer werden. Diese Ziele könnten dagegen die USA erreichen, so zumindest die leise Hoffnung in einem Kommentar von «Grist».
Kernenergie-Debatte: Klima, Sicherheit und Verschwörungen
«Wieso die Kernenergie Teil der Lösung der Energiefrage sein muss», schreiben wir an dieser Stelle bei Weitem nicht zum ersten Mal. In diesem Fall stammt das Zitat immerhin aus dem Beitrag eines Gewinners des Pulitzer-Preises bei «Yale Environment 360». «Forbes» beschäftigt sich nochmals mit den Stunts von Greenpeace in Frankreich und einem umstrittenen parlamentarischen Bericht zur Sicherheit der dortigen KKW. Um die Sicherheit geht es auch bei «Real Clean Energy», genauer um die Sicherheit von Gas-Pipelines vor Cyberattacken. In Deutschland hat derweil Jürgen Döschner, Kernenergie-Kritiker vom Dienst bei ARD und WDR, wieder einmal zugeschlagen, ebenfalls zum Thema KKW-Sicherheit. Unsere Leser in Deutschland sind übrigens in der glücklichen Lage, ihren Strom zu 100% zertifiziert aus Schweizer Kernkraftwerken zu beziehen. Und wenn das Angebot des Vereins Nuklearia noch gilt, erhalten dessen Mitglieder beim Wechsel zu 100% Atomstrom einen Bonus von 40 Euro gutgeschrieben.
Nukleare Neuerungen: Brennstoff, Exporte und die nächste Generation
In diesem Bericht der «Japan Times» über Kernenergie in die Ukraine sind nicht die Kernkraftwerke neu, sondern die Herkunft deren Brennelemente – die wohl nicht zuletzt politisch motiviert ist. Ebenfalls aus Japan stammt diese Einschätzung, wonach die chinesische Nuklearindustrie das Potenzial hat, ihre Konkurrenten abzuhängen. Das Energieministerium der USA macht unterdessen Werbung für Small Modular Reactors. Der SMR-Hersteller NuScale führt bereits Gespräche mit potenziellen Abnehmern. Das Portal «Grist» widmet den Reaktoren der nächsten Generation die Titel-Story. Von der darin erwähnten Terrestrial Energy gibt es Neuigkeiten zu ihrem Flüssigsalzreaktor.