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| Nürnbergs Hanno Behrens nach der Derby-Niederlage. Foto: Imago |
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Guten Tag, mit der Frage, „Wo waren Sie am 13. Juni 1920?“, komme ich ein wenig spät, das sehe ich ein. Aber mit der Vergangenheit hat der Fußballbetrieb eh ein seltsames Verhältnis. Mal ist das Jetzt schon passé („Es zählt nur das nächste Spiel“), mal werden Klubs in gut und weniger gut unterteilt, weil der eine mehr Vergangenheit hat als der andere. Bei Heinrich „Heiner“ Stuhlfauth weiß man immerhin ganz genau, wo er an diesem 13.06.1920 war. Er stand vor hundert Jahren im Tor beim 1. FC Nürnberg, als im Frankenderby die Meisterschaft entschieden wurde und hielt so alles, was auf ihn zukam. Völlig ungerührt, „wie ein indischer Yogi, der in die Betrachtung seines Bauchnabels versunken ist“, beschrieben ihn Zeitgenossen dabei, und sein Spielstil erinnerte an eine Art frühzeitlichen Manuel Neuer. Stuhlfauth galt als dritter Verteidiger, weil er für seine Methode berühmt war, gefährliche Situationen bereits weit vor dem Tor mit einer Fußabwehr zu entschärfen. Seine angeblich abortdeckelgroßen Hände gebrauchte er kaum. Zehntausende kamen zum Meisterschaftsfinale ins Stadion, besonders Geschäftstüchtige hatten Holzleitern aufgestellt, den Platz auf den Sprossen vermieteten sie, oben 25 Mark, darunter fünf Mark günstiger. Es war ein Ereignis. Und heute, genau hundert Jahre später? Beim 266. Aufeinandertreffen zwischen Nürnberg und Fürth, dem angeblich wichtigsten und ältesten Derby Deutschlands? Da sitzen 26 Fans am Samstagnachmitttag im Nürnberger Vereinslokal, der Stuhlfauth-Stuben, und verdauen die 0:1-Niederlage. Ohne großen Ornat, nur ein dünner Fan-Schal flattert um einen Hals, man erkennt die Clubfans im Moment eher an den Sorgenfalten. Nicht mal das Autokino am Stadion hat das Spiel übertragen. Es gab keine Nachfrage danach, erzählt der Herr von der Fanbetreuung. Man leidet in diesen Tagen, ganz im Sinne der Corona-Anstands- und Abstandsregeln, für sich alleine. Der Fußball und die Fans, so scheint es, leben sich gerade ein wenig auseinander, seitdem der Notbetrieb im Geisterspielmodus läuft. „Von der Presse kommt auch keiner mehr“, so lautet die Klage in der Kneipe. Schade, denn man könnte schließlich einiges erzählen. Über die Fehler von Trainer Keller („Wenn ich kein Maurer bin, stell ich mich ned hinten rein“), die Kaderzusammenstellung von Robert Palikuca („Vielleicht ist die Mannschaft einfach ned besser“) und über die Unfähigkeit des ADAC, eine Route für die Strecke nach Kroatien über Villach für die anstehende Urlaubsfahrt zu liefern („Das bringen die einfach ned zam, seit sechs Wochen“). Ja, die Gegenwart ist für einige traditionsreiche Institutionen gerade schwierig zu bewältigen. Heute würde man eine Nürnberger Meisterschaft - vielleicht auch einen Nichtabstieg - in der Stuhlfauth-Stuben feiern, einem schwarzen, flachen Zweckbau, in dem es seit der Renovierung 2014 mittlerweile auch Tageslicht gibt. Die Pasta Pomodoro gibt es für sieben Euro, am Tag vor dem Derby hat die Mannschaft nochmal gegessen in der Stuhlfauth-Stuben. Genutzt hat es nichts, das weiß man jetzt. Die Gefahr, dass jemand danach fragt, wo Sie am 13. Juni 2020 waren, ist nach diesem Derby gering. Aber nicht jeder schöne Tag muss Geschichte schreiben. Ich hoffe, Sie waren draußen und haben die Sonne genossen. Was passiert ist in den Fußball-Stadien der Republik, das können Sie in dieser Ausgabe von Sport am Wochenende lesen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.
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| | | Thomas Gröbner SZ-Sportredaktion |
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Der 31. Bundesliga-Spieltag |
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| | SZ-Podcast | | "Und nun zum Sport" | | Hören Sie hier Hintergründe, Beobachtungen und Gedanken zum wichtigsten Sport-Thema der Woche. | | |
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Sport-Geschichten am Wochenende |
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Kommentar | Der englische Permier-League-Spieler Dele Alli macht sich über einen asiatischen Flugpassagier lustig und wird gesperrt. Befremdlich - und richtig. | | |
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