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Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 27.02.2024 | Stark bewölkt bei max. 7°C. | ||
+ Passant rettet Menschenleben in Westend + Volksbühnen-Intendant René Pollesch gestorben + Lottostiftung mahnt Berlinale: Existenzrecht Israels achten + |
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von Robert Ide |
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Guten Morgen, wir beginnen heute mit einer Geschichte der Mitmenschlichkeit. Sven, Unternehmer aus Berlin, war gerade mit einem E-Roller auf dem Weg nach Hause, als er in Westend einen Mann reglos auf der Straße neben seinem Fahrradliegen sah. Um ihn herum unschlüssige Menschen, von denen niemand etwas zu tun schien. Er beugte sich herunter zu dem Mann und merkte: Er atmet nicht, hat keinen Puls. Sven erzählt: „Ich habe sofort die Wiederbelebung angefangen. Über den Handy-Lautsprecher war ich mit der Polizei verbunden, dort hat man mir assistiert und den Takt der Beatmung mitgezählt.“ Als die Polizei eintrifft, übernimmt sie die Wiederbelebung, der Mann wird in einer Klinik gefahren. „Stabilisiert wurde der 50-Jährige ins Krankenhaus gebracht. Er hat die Nacht überstanden“, twitterte die Polizei am vergangenen Mittwoch mit dem Hashtag #zivilerHeld. Sven möchte sich mit seiner Rettungstat nicht rühmen und deshalb im Gespräch mit dem Checkpoint auch seinen Nachnamen nicht nennen. Eine Sache ist ihm aber wichtig: „Jede und jeder sollte einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, damit man im Zweifel helfen kann.“ Zudem sollten Leute nicht herumstehen und gaffen, wenn sie einen Verunglückten sehen. „Im Zweifel sollen die Menschen lieber weitergehen als zu glotzen.“ Auch für den Retter sei es unangenehm, bei der Wiederbelebung angestarrt zu werden. Sven selbst hat solch einen Fall von Leben und Tod vor einigen Jahren schon einmal erlebt, als ein Mann auf dem Tennisplatz neben ihm umgekippt sei und mit Hilfe zweier Ärzte wiederbelebt werden musste. Wie der Radfahrer auf der Straße in Westend, der eine Woche nach dem Unglück noch immer im Krankenhaus liegt, hatte er wohl einen Herzinfarkt erlitten. „Ich habe für unser Büro jetzt gleich einen Defibrillator angeschafft“, erzählt Sven. Menschliche Sorge besteht auch aus Vorsorge. | |||
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Ein nachdenklicher Künstler. Eine offene Person. Ein empathischer Mensch. René Pollesch, intellektuelle Instanz in Berlin und Intendant der Volksbühne, ist am Montag plötzlich und unerwartet im Alter von 61 Jahren gestorben, wie das Theater am Rosa-Luxemburg-Platz am späten Abend mitteilte. Der Dramatiker und Regisseur war einer der prägenden Theatermacher Deutschlands, mit Stationen in München, Hamburg, Stuttgart, Wien und Zürich, bevor er 2021 die Volksbühne übernahm, die Kulturkämpfe um sie beruhigte und das Theater zum Nachdenkhaus über das Menschliche machte. Zuletzt inszenierte er hier mit Fabian Hinrichs sein Stück „ja nichts ist ok“. Ein verzweifeltes Requiem auf die Welt von heute. René Pollesch wird ihr fehlen. | |||
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Auch einen Tag nach der Berlinale sucht Deutschlands größte Kulturveranstaltung nach den richtigen Worten im Nahost-Konflikt. Nach der zur Pro-Palästina-Show verkommenen Abschlussgala, bei der im Gegensatz zur Eröffnungsfeier so gut wie kein Wort über das Leid Israels unter dem Terror der Hamas gefallen war, stattdessen aber Israel von Preisträgern auf der Bühne „Apartheid“ und ein „Genozid“ an Palästinensern vorgeworfen wurde, wird die Förderung des Festivals durch das Land Berlin kritisch hinterfragt. Auch die Berliner Lottostiftung hat die Berlinale erstmals gefördert – mit gut einer Million Euro für die Präsentation des Festivals und Inklusionsprojekte. Vorständin Marion Bleß mahnt nun bei der Berlinale mehr politische Sensibilität an. „Bei jeder Förderung ist es für uns wichtig, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung geachtet wird“, sagte Bleß dem Checkpoint. „Dazu gehört wegen unserer deutschen Geschichte auch ganz klar das Existenzrecht Israels.“ Ob die Lottostiftung die Berlinale auch im nächsten Jahr unterstützt, ist nach Angaben aus dem Stiftungsrat noch unklar; ein Antrag dafür liegt noch nicht vor. Zu einem wieder gelöschten Post auf dem Instagram-Account der Berlinale-Sektion Panorama, in dem neben einem Berlinale-Logo das Existenzrecht Israels abgestritten wurde, gab es am Montag wenig weitere Aufklärung. Seitens des Festivals ist die Rede von einem Hackerangriff, einer gestellten Anzeige gegen Unbekannt und nun eingeleiteten Ermittlungen des Landeskriminalamtes. „Die Berlinale verurteilt diesen kriminellen Akt aufs Schärfste“, hieß es. Am Abend teilte Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek auf Checkpoint-Anfrage außerdem mit: „Wir verstehen die Empörung, dass die Äußerungen einiger Preisträger*innen als zu einseitig und teils auch als unangemessen empfunden wurden.“ Die Leitung habe aber vor und während des Festivals „sehr klar gemacht, was die Sicht der Berlinale auf den Krieg in Nahost ist und dass wir einseitige Positionen nicht teilen“. Am Schluss war dies vielen allerdings nicht mehr klar. So bleiben noch viele Fragen offen, die die Berlinale klar beantworten muss. Natürlich muss der selbst proklamierte Dialog in weltpolitisch sensiblen Fragen mit internationalen Perspektiven und auch unliebsamen Meinungen stattfinden können, darf dabei aber nicht einseitig ausfallen. Und Antisemitismus darf gerade in Deutschland nicht mit Schweigen oder gar Applaus bedacht werden. | |||
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Berlin ist voller Vielfalt. Und wird immer vielstimmiger. Bald eine Million Menschen nicht-deutscher Staatsangehörigkeit leben in der deutschen Hauptstadt, genauer gezählt: 946.369 Personen. Laut Statistikamt stieg ihr Anteil an der Bevölkerung zum Jahreswechsel auf 24,4 Prozent. Die höchsten Ausländeranteile gibt es weiterhin in Mitte (37,4 Prozent) und Friedrichshain-Kreuzberg (30,5 Prozent), in Treptow-Köpenick wohnen die wenigsten Ausländerinnen und Ausländer (16,4 Prozent). Neben vielen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, Afghanistan und Syrien fällt vor allem ein Detail ins Auge „Wir haben seit einiger Zeit einen starken Zuzug aus Indien“, berichtet Petra Dehniger vom Statistikamt am Checkpoint-Telefon. Die meisten Menschen mit indischem Pass wohnen rund um den Karl-August-Platz in Charlottenburg – mit 494 Menschen eine inderreiche Gegend. | |||
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Vielleicht erzählen wir uns diese Geschichten zu selten, Geschichten von Hoffnung und Aufbruch. Eine hat am Wochenende die Berlinerin Apameh Schönauer geschrieben. Die 39 Jahre alte Architektin ist im Europapark Rust zur „Miss Germany“ gekürt worden – in dem Wettbewerb wird längst nicht mehr nach alten Schönheitsidealen ausgewählt, sondern nach neuen Rollenbildern des Engagements. Schönauer, geboren in Teheran, setzt sich für Frauenrechte ein und unterstützt die Demokratiebewegung in ihrer Heimat. Ihre Familie war nach Deutschland gezogen, „damit meine Schwester und ich in Freiheit leben können“. Mit Blick auf die Zuwanderungsdebatten sagte sie am Rande ihrer Wahl: „Ich glaube, Deutschland muss die Arme etwas weiter aufmachen und zulassen, dass wir bunter werden.“ Zugewanderte müssten sich andererseits mehr auch auf die deutsche Kultur einlassen. Am Montag war Schönauer zurück in Berlin bei ihrer Familie und postete auch ein Bild von sich am Schreibtisch. „Ich sitze wieder an meinem Arbeitsplatz, weil große Architektur-Projekte vor der Tür stehen“, ließ sie wissen. Aufbruch beginnt eben täglich neu. | |||
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