Berlinbesuch Die 68er (respektive 67er, 69er) Ereignisse und ihre Konsequenzen werden bisweilen kontrovers diskutiert – gegenwärtig scheinen sie einen diskursiven Höhepunkt erreicht zu haben. Selten dürfte eine solche Bandbreite an Texten von prominenten Autoren erschienen sein, wie in den letzten zwölf Monaten. Darunter „Die blinden Flecken der 68er Bewegung“ von Wolfgang Kraushaar, „Die Angstmacher“ über „1968 und die Neuen Rechten“ von Thomas Wagner oder Heinz Budes „Adorno für Ruinenkinder: Eine Geschichte von 1968“. Auch Erzählungen wie Gisela von Wysockis „Wiesengrund“ oder Stellungnahmen wie die von Aleida und Jan Assmann zeugen vom hohen Interesse an der Zeit. Gretchen Dutschke ist mit ihrer Neuerscheinung „1968. Worauf wir stolz sein dürfen“ ebenfalls Teil des Kanons. Sie ist die Witwe des sprachgewaltigen Studentenführers, Rudi Dutschke, dessen gewaltsam herbeigeführter Tod ein wesentlicher Auslöser damaliger Entwicklungen war. Im Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125, wird sie ihr Buch heute Abend ab 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) vorstellen. Der Eintritt beträgt 5/ 3 Euro. U-Bhf Naturkundemuseum Berlinbesuch II Der konservative Radiomoderator Joe Pyne soll Frank Zappa 1966 in provokativer Absicht gefragt haben, ob er, da er langes Haar trage, eine Frau sei. Zappa soll schlagfertig gegengefragt haben, ob Pyne, da er seit dem Krieg ein hölzernes Bein trage, ein Tisch sei. Zwischen Pynes Befremden angesichts langhaariger Männer und unserem heutigen Befremden angesichts seines Genderverständnisses steht natürlich ein gutes Stück Kulturgeschichte. Teil dieser sind aber nicht nur die menschlichen Akteure dieser Anekdote, nein, auch das Arbeits-, Ess-, Ablage-, Wickel-, Opfer- und Beistellmöbel Tisch unterliegt dem kulturellen Wandel. Mal ehrlich, wann haben Sie sich eigentlich zuletzt kritisch mit Tischen auseinandergesetzt? Sehen Sie, es ist höchste Zeit. Gelegenheit dazu bietet die Ausstellung „Turning Tables“, in der Filip Berg die Kulturgeschichte des Möbels seziert und – hier hätte Heidegger gestaunt – auch den ein oder anderen Blick auf die „unheimliche“ Rückseite der Tischplatte wirft. Wo die Idee Tisch eigentlich beginnt (beim Holzbein?), wo sie endet und welche Rolle sie in unserem Alltag spielt, all das kann in der kriTischen Betrachtung im PS120(Potsdamer Straße 120) erkundet werden, und zwar heute ab 19 Uhr – da beginnt nämlich die Vernissage. Die Ausstellung läuft bis zum 20. September. |