PLATINMARKT BLEIBT ANGESPANNT Der Edelmetallmarkt zeigte in diesem Jahr deutliche Divergenzen. Während sich Gold und Silber seit Anfang Januar um rund 30 beziehungsweise 28 Prozent verteuerten, gab der Platinpreis seither um etwa fünf Prozent an Wert nach. Angesichts der fundamentalen Rahmenbedingungen hätte das Edelmetall, das gemessen an seinen Vorkommen rund dreißigmal seltener vorkommt als Gold, deutlich besser abschneiden müssen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: 2025 könnte Platin eine Menge Luft nach oben haben. Fakt ist: Die Nachfrage – eine der wichtigsten Komponenten für die Preisbildung – ist nicht nur in allen Schlüsselsektoren nach wie vor robust, sie übertrifft auch die Minenproduktion und die Recyclingaktivitäten. Und daher zeichnet sich laut dem jüngsten Quartalsbericht des World Platinum Investment Council (WIPC) für den weltweiten Platinmarkt 2025 ein Defizit von 539.000 Unzen ab – und somit die dritte Unterversorgung in Folge. Einer der Haupttreiber der Nachfrage wird die Automobilindustrie sein. Unterstützt durch die steigende Nachfrage nach Hybridfahrzeugen, die mehr Platinmetalle benötigen als Verbrennungsmotoren, dürfte der Bedarf hier mit 3.245.000 Feinunzen den höchsten Stand seit acht Jahren erreichen. Platinschmuck immer beliebter Der erwartete Aufschwung spiegelt die vermehrte Verwendung von Platin in Hybridfahrzeugen sowie die Substitution von Palladium durch Platin in Katalysatoren wider. Diese Trends werden von strengeren Emissionsvorschriften und der anhaltenden Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren begleitet, da eine nachhaltige und kräftige Nachfrage von Elektrofahrzeugen noch auf sich warten lässt. Auch die zunehmende Verwendung von Platin in Technologien für grünen Wasserstoff und zur Emissionsreduzierung geht mit einem steigenden Bedarf einher. Abseits der Automobilindustrie wird die Platinnachfrage der Industrie 2025 voraussichtlich um circa neun Prozent auf 2.216.000 Unzen nachgeben. Dies folgt auf eine Phase starken Wachstums, das durch die Expansion in Sektoren wie der Glas- und Wasserstoffproduktion begünstigt wurde. Die Abschwächung im kommenden Jahr ist vor allem auf die geringere Nachfrage im Glassektor zurückzuführen. Das WPIC geht jedoch davon aus, dass andere industrielle Anwendungen – etwa in der chemischen und der Wasserstoffindustrie – auch künftig zunehmen werden. Dies gilt auch für die globale Schmucknachfrage, die laut WPIC sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr stetig steigen dürfte. Dank seiner hohen Haltbarkeit, Anlaufbeständigkeit und Seltenheit ist Platin besonders für die Herstellung von hochwertigem Schmuck beliebt. Für das laufende Jahr sagt der Branchenverband gegenüber 2023 ein Nachfrageanstieg in diesem Segment um fünf Prozent auf 1.951.000 Unzen voraus. Dieser Aufwärtstrend soll sich im kommenden Jahr mit einem weiteren Anstieg um zwei Prozent auf dann 1.983.000 Unzen fortsetzen. Ein wichtiger Wachstumstreiber ist und bleibt dabei die Nachfrage aus Indien. Anleger zeigen erhöhtes Interesse Die Investmentnachfrage nach Platin wird den WPIC-Prognosen zufolge bis 2025 eine wichtige Komponente des Marktes bleiben und im dritten Jahr in Folge ein positives Nettowachstum aufweisen. Denn auch für 2024 gehen die Experten davon aus, dass die Platin-ETFs in diesem Jahr Netto-Zuflüsse verzeichnen werden und nicht – wie bislang prognostiziert – Netto-Abflüsse. Im ersten Halbjahr stieg die Nachfrage der Investoren – insbesondere nach ETFs und ETCs – auf 579.000 Feinunzen und erreichte damit 13 Prozent der gesamten Nachfrage. In Summe soll die Investmentnachfrage 2025 um sieben Prozent auf 420.000 Unzen steigen, unterstützt durch das wachsende Interesse an Platinbarren und -münzen – allen voran aus China. Auf der Angebotsseite wurde im zu Ende gehenden Jahr eine leichte Aufwärtsrevision der Minenproduktion durch eine Abwärtsrevision des Recyclingangebots mehr als ausgeglichen. Per Saldo dürfte das Angebot daher etwas geringer ausfallen als bisher geschätzt. Zudem schrumpfen die Lagerbestände. Angaben der Londoner Rohstoffberatungsgesellschaft Metals Focus zufolge sanken sie im Jahr 2023 um 15 Prozent – und für 2024 wird ein weiterer Rückgang um ein Viertel erwartet. Das daraus resultierende nach wie vor erhebliche Marktdefizit spiegelt sich derzeit nicht im Preis wider. Das Jahr 2025 könnte sich daher für Platin-Investoren lohnen. |