Liebe Frau Do, Kurzarbeit und Soforthilfen haben viele Unternehmen durch den Corona-Sommer gebracht, aber im Herbst droht in NRW eine Pleitewelle. Das berichten Reinhard Kowalewsky und Birgit Marschall, die sich in der Wirtschaft umgehört haben. Einzelhandel, Hotels und Gaststätten, Messeveranstalter, Reisebüros, Konzertagenturen – vor allem bei kleinen Unternehmen sieht es düster aus. Aber es gibt viele davon, und an ihnen hängen immer auch Dienstleister, denen dann das Geschäft ebenfalls wegbricht. Aufbruchstimmung herrscht dagegen an den Schulen in NRW. Manche Jugendliche hatten seit einem halben Jahr keinen regulären Unterricht mehr, aber jetzt ist das neue Schuljahr endlich gestartet. Und der erste Tag lief trotz Hitze und Maskenpflicht einigermaßen gut, ist jedenfalls der Eindruck unseres Reporterteams, das im Rheinland unterwegs war. Es hilft ja auch nichts – alle müssen das Beste aus der Situation machen. Trotzdem gibt es Widerstand gegen die Maskenpflicht, beim Oberverwaltungsgericht in Münster sind mehrere Klagen eingegangen, wie Kirsten Bialdiga, Eva Quadbeck und Christian Schwerdtfeger recherchiert haben. Widerstand gab es auch gegen ein geplantes Stadionkonzert in Düsseldorf, und zwar vom Land. Warum es nun wahrscheinlich doch stattfinden kann, berichtet Uwe-Jens Ruhnau. 13.000 Menschen sollen am 4. September Live-Auftritte unter anderem von Bryan Adams und Sarah Connor verfolgen können. Aber wenn das geht, was spricht eigentlich gegen Bundesliga-Fußball vor reduziertem Publikum? Ich bin gespannt, ob die Initiative des Düsseldorfer OB Thomas Geisel nicht noch viele ähnliche Vorstöße nach sich zieht. Dass der Konzerttermin am 4. September mit der Kommunalwahl neun Tage später zu tun haben könnte, lässt sich nur vermuten. Wie die Parteien für ihre Kandidaten werben, beschreibt Henning Rasche in seiner Analyse. Kleine Kostprobe: „Düsseldorf kriegt, was Düsseldorf verdient: eine Düsseldorferin“, heißt es auf einem Plakat der FDP-Kandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Nun bin ich vielleicht befangen, weil ich kein gebürtiger Düsseldorfer bin. Aber ist nicht gerade das Großartige an dieser Stadt ihre Offenheit? Und was auch immer sich am Amtsinhaber Thomas Geisel kritisieren lässt: Dass er gebürtiger Schwabe ist, sollte nicht dazu gehören. Als waschechter Hamburger gilt man übrigens erst ab der zweiten Generation. Olaf Scholz ist also keiner: zwar in Hamburg aufgewachsen, aber in Osnabrück geboren. Trotzdem durfte er die Hansestadt regieren. Nun soll er der Mann mit „Kanzler-Wumms“ der SPD sein, damit gerät auf der bundespolitischen Bühne mit Blick auf das Wahljahr 2021 einiges in Bewegung. Gestern hatte ich Sie auf die Analyse von Gregor Mayntz („Fallgruben vor dem Kanzleramt“) hingewiesen, in der er die Ausgangslage der Union schildert, die auf Schwarz-Grün setzt. Es ist aktuell die einzige Konstellation, die neben der Groko auf eine Mehrheit käme. Heute beschreiben Birgit Marschall und Eva Quadbeck die andere Seite der Gleichung, nämlich den Spagat der Grünen zwischen den Lagern. Ihr Tag heute ist hoffentlich kein Spagat – kommen Sie gut durch. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |