Liebe Frau Do, die „Invictus Games“ sind eines der großen, aber weniger bekannten globalen Sportereignisse. Gegründet hat sie Prinz Harry, und 2022 finden sie, wie die Rheinische Post heute exklusiv berichtet, in Düsseldorf statt. In der Reihe der Austragungsorte standen schon London, Toronto und Sydney. Das Besondere: In diesem Wettkampf treten Kriegsversehrte gegeneinander an, also Soldaten und Soldatinnen, die im Einsatz verletzt wurden. Es würde mich nicht überraschen, wenn das in Deutschland Kritik hervorruft, weil die Spiele der Unbesiegten, so die Übersetzung, als militaristisch missverstanden werden. Friedensnobelpreisträger Barack Obama sah das anders, als er 2017 mit Prinz Harry auf der Zuschauertribüne saß. Egal, wie man zu der Welt des Militärs steht, gebietet sich Respekt vor diesen Sportlerinnen und Sportlern, die zum Teil im Rollstuhl sitzen, aber nicht aufgeben. Von ihnen können wir alle lernen, meine ich – als einstiger Wehrdienstverweigerer. Um Krieg geht es auch am Sonntag in Berlin. Auf höchster Ebene der Staats- und Regierungschefs soll eine internationale Friedenskonferenz für Libyen einen Weg aus der Gewalt finden. Ein dauerhafter Waffenstillstand wäre schon eine Sensation, schreibt Holger Möhle in seiner Analyse. Ich sehe die Bemühungen zwiespältig und erinnere mich gut, wie Gerhard Schröder als erster und einziger Bundeskanzler mit 20 Wirtschaftsbossen im Gefolge vor nicht einmal zehn Jahren Mummar al Gaddafi – damals nannte man ihn Revolutionsführer – besuchte. Gut ein Jahr später wurde der Gastgeber unter unklaren Umständen getötet, die Bilder seines Leichnams, der zahlreiche Wunden aufwies, gingen um die Welt. Wer in den Augen des Westens gut und wer böse ist, das kann sich schnell ändern, wie die Geschichte zeigt. Ob zum Beispiel der syrische Präsident Baschar al-Assad, der für so viel Blutvergießen in seinem Land verantwortlich ist, einmal an einem solchen Konferenztisch wie jetzt in Berlin feierlich Platz nehmen darf, um über den Wiederaufbau zu verhandeln? Mit einer solchen Rehabilitation rechne ich jedenfalls fest. Gestern haben Sie an dieser Stelle exklusiv erfahren, dass ein Düsseldorfer Anwalt aus der rechten Szene dem „Narrencollegium“ angehörte. Wenige Stunden später war er schon aus dem Karnevalsverein ausgetreten, nicht ohne uns „eine Hetzjagd“ vorzuwerfen. Hier stilisiert sich jemand zu einem Opfer, das er wahrlich nicht ist. Wer unseren sachlichen Bericht gelesen hat, kann da nur den Kopf schütteln. Als Neu-Düsseldorfer maße ich mir nicht an, Belehrungen in Sachen Karneval von mir zu geben. Aber ich verstehe ihn als einen Ausdruck der rheinischen Lebensfreude und Freiheit, als ein Fest des liberalen Brauchtums, bei dem alle gemeinsam ausgelassen feiern. Und das passt wiederum so gar nicht zu dem Weltbild, dass Rechtsextremisten und Neonazis vertreten. Ich frage mich also, wie Björn Clemens überhaupt seinen Platz im „Narrencollegium“ finden konnte, das doch überhaupt nicht für dieses Weltbild steht. Wahrscheinlich ist es in diesem Fall genauso wie in der Politik: Die Rechten unterwandern die freiheitlichen Institutionen, deren Werte sie zugleich verächtlich machen. Und das, meine ich, dürfen wir nicht zulassen. Einen Kommentar von Alev Dogan, die den Vorgang gemeinsam mit Uwe-Jens Ruhnau recherchiert hatte, lesen Sie hier. Empfehlen möchte ich Ihnen auch einen Gastbeitrag der früheren Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die sehr beherzt für die Anonymität im Internet wirbt — weil das der Freiheit diene. Selbst wenn Sie dieser Schlussfolgerung nicht folgen: Der Text lohnt sich zu lesen. Mit freiheitlichen, fröhlichen Grüßen Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |