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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 28.01.2021 | Stark bewölkt und nass bei 3°C. | ||
+ Bauernproteste mit „Landvolk“-Symbolen + Mehr Zeit fürs Berliner Abitur + BVV Xhain schon wieder wegen schlechter Technik abgebrochen + |
von Robert Ide |
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Guten Morgen, vielleicht ist das ja auch ein Sinn gerade: das Leben besser schätzen zu wissen. Dass der eigene Körper frei atmen kann, selbst wenn man zu seinem Schutz mal eine Maske tragen muss. Dass der eigene Kopf frei denken kann, selbst wenn er für den Alltag gerade viel bedenken muss. Dass man sich mit Freundinnen und Freunden, Familie und Verwandten frei austauschen kann, auch, wenn man auf eine Umarmung so schmerzlich verzichten muss – und wohl noch länger auf das freiflirrende Umherreisen, bei dem einem die Ferne nahe geht. Jetzt aber scheint einem nichts ferner zu liegen als ein neuer Flughafen ohne Ziele und Sinn. Immerhin, jede und jeder kann frei durch Berlin spazieren, das auch im Lockdown immer noch eine Stadt der Freiheit und des Aufbruchs ist – in der sich Kieze verändern, in der Menschen auf neue Ideen kommen, in der wir voneinander lernen und gerade jetzt kleine, zufällige Begegnungen im Treppenhaus, auf der Straße oder im Park um die Ecke schätzen lernen. Weil sie einen erinnern, was das Leben in Berlin noch alles irgendwann wieder zu bieten hat – für alle Sinne. | |||||
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So, erst mal drei gute Nachrichten aus unserer wilden, weiten Welt: – Die USA und Russland haben vereinbart, weiter vertraglich ihre Atomrüstung zu begrenzen. So wird unser Planet zumindest ein klein wenig nicht schlechter. – Bakterien arbeiten als Team zusammen und informieren sich dabei über Botenstoffe. Die kann man beeinflussen, damit sie die Krankheitserreger in die Irre führen und so womöglich ohne Antibiotika bekämpfen, wie Bonnie L. Bassler und Michael R. Silverman aus Amerika erforscht haben (via ARD). So wird gesundes Leben bald ein wenig leichter. – Rasend in 80 Tagen um die Welt gesegelt ist Boris Herrmann – und hat dabei fast die Vendée-Globe-Regatta gewonnen, das härteste und faszinierendste Segelrennen der Welt. Der 39-jährige Hamburger, der schon Klimaaktivistin Greta Thunberg emissionsfrei über den Atlantik mitnahm, einen seiner gekenterten Konkurrenten inmitten der Regatta spektakulär das Leben rettete und heute Nacht kurz vor dem Ziel selbst dramatisch mit einem Fischerboot zusammenstieß, hält weiter auf das europäische Festland zu (Stand 6.00 Uhr). Und auf die Bewunderung einer Welt, die durch ihn ein wenig voller geworden ist. Voller Abenteuer. | |||||
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Wenn man sich schon nirgends tummeln kann in Berlin, so kann man jetzt zumindest bummeln – an Berlins Universitäten. Langzeitstudierende sollen nach dem Willen von Rot-Rot-Grün nicht mehr in den Arbeitsmarkt gedrängt werden durch dazwischengefummelte Beratungsgespräche; zudem soll eine Gesetzesnovelle das Teilzeitstudium erleichtern. Werden sich nun alle Bummlerinnen und Bummler richtig gehen lassen? Die Freien Universität, an der bei Dissertationen auch mal geschummelt wird, hat sowieso die Langsamkeit entdeckt. Seit Montag wird die Doktorarbeit von SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey erneut auf ihre vielen Fehler geprüft – das dürfte wohl so lange dauern, bis die Wahl im Herbst vorbei ist. Berlins Universitäten, auch sie sind ewig Lernende. | |||||
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In Berlin mahlen viele Mühlen nicht gerade schnell. In der Marzahner Bockwindmühle wirft man langsam sogar die Not ins Korn. Nachdem vor einem Jahr der langjährige Müller aufgrund eines sexuellen Übergriffs gehen musste und sein Nachfolger bereits nach der Probezeit weiterzog, sollte nun ab Januar eine neue Müllerin das Wahrzeichen von Marzahn beflügeln. Doch laut Ralf de Silva vom Mühlenverein hat auch sie schon in den Getreidesack gehauen – „wegen unüberbrückbarer Differenzen“ mit der sie anstellenden Agrarbörse. Nun werden eine neue Müllerin und Helfer gesucht. Bewerbungen bitte per Mehl. | |||||
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Auf dem weiten Feld der Corona-Proteste säen die Bauern, die in diesen Tagen Berlins Straßen blockieren, Zweifel in eigener Sache. Sie sind unter anderem in der „Landvolk“-Bewegung organisiert, die ihre zweifelhafte Geschichte nicht unterpflügen kann. Gegründet 1929, hatte die einst völkische und auch antisemitische Gruppe zahlreiche NSDAP-Unterstützer in ihren Reihen und verübte Anschläge auf öffentliche Gebäude. Heute werden im „Landvolk“-Telegram-Kanal Beiträge von nationalistischen Gruppen geteilt. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sprach am Mittwochabend vor ihrem Ministerium eine Stunde lang mit den protestierenden Landwirten, die fairere Preise für Lebensmittel verlangen – und dabei „Landvolk“-Mützen und -Fahnen trugen. Von der Ministerin fiel dazu kein einordnendes Wort; am Holocaust-Gedenktag in Berlin. | |||||
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Zwischendurch tut es gut, mal zwischen ein paar Zeilen zu blättern und dabei ein paar erwärmende Worte für diese runtergekühlte Zeit zu finden. Zum Beispiel von Barbara Köhler, die vor kurzem gestorben ist und deren Gedichte die Fassade der Berliner Alice-Salomon-Hochschule zieren – und uns (wie in ihrem Stück „Rondeau Allemagne“) im Lockdown hinter die Außenwand unserer Gefühle blicken lassen: „Ich harre aus im Land und geh, ihm fremd, Mit einer Liebe, die mich über Grenzen treibt, Zwischen den Himmeln. Sehe jeder, wo er bleibt; Ich harre aus im Land und geh ihm fremd.“ | |||||
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