Liebe Leserinnen, liebe Leser,  am Mittwoch habe ich mich auf YouTube kritisch mit der These der UBS auseinandergesetzt, wonach die verbleibenden âMagnificent 6â sich in diesem Jahr mit einem negativen Earnings Momentum Reversal herumschlagen müssen. Die These der Schweizer GroÃbank: Im vergangenen Jahr habe es bei Microsoft & Co. eine Art Turbo-Effekt auf die Kurse gegeben: Die Gewinne pro Aktie seien stärker gestiegen als erwartet. Das erwartete Gewinnwachstum hätte im Jahresverlauf immer weiter nach oben korrigiert werden müssen, so dass sich eine Art Earnings Momentum ergeben habe: Soll heiÃen: Die Aktie seien nicht nur so stark gestiegen, wie es auf Grund der steigenden Gewinne gerechtfertigt gewesen wäre, sondern noch schneller, weil der Markt den Aktien zusätzlich auch noch höhere Bewertungsmultiples zugebilligt habe. In der Tat sind die Gewinne pro Aktie von Apple, Microsoft, Nvidia, Alphabet, Amazon und Meta Platforms im vergangenen Jahr im Durchschnitt um satte 42% gestiegen. Für Unternehmen dieser GröÃenordnung ein exorbitant hoher Wert (wobei man hier berücksichtigen muss, dass Nvidia von sehr niedriger Basis aus eine Gewinnvervielfachung erzielt und damit den Durchschnitt nach oben getrieben hat). Nun aber, in 2024, würde sich das Ganze umkehren. Das Sextett bringe es im Schnitt nun nur noch auf ein Wachstum von 16%, zumindest auf Basis der aktuellen Konsensschätzungen. Die UBS geht davon aus, dass sich dieses Earnings Momentum umdrehen wird. Dass es eben ein Reversal gibt â wodurch sich dann eben auch der Effekt vom letzten Jahr umkehren wird. Durch das nun erwartete langsamere Wachstum gäbe es auch eine Multiple-Compression. Sprich: Der Markt billigt dann Microsoft und auch den anderen Magnificent 5, nur noch geringere Bewertungen zu â was dann zu einer entsprechenden Korrektur bei den Kursen führe. Deshalb wurden alle(!) Magnificent 6 jetzt von âÃbergewichtenâ auf âNeutralâ abgestuft. Ausdrücklich heraus stellt die UBS dabei, dass diese Abstufung nicht deshalb erfolge, weil man insgesamt davon ausgehe, dass die Bewertungen zu hoch seien oder dass man Zweifel am Siegeszug der KI habe. Das sei beides absolut nicht der Fall. Letztlich sei diese Abstufung eine Art Zugeständnis dafür, dass es im Markt eben zyklische Kräfte gäbe inklusive der anspruchsvollen VergleichsmaÃstäbe â sprich: den Umsatz- und Gewinnsteigerungen im Vorjahr â denen man damit quasi Tribut zolle. Dabei hat diese Abstufung aus meiner Sicht durchaus eine gewisse ironische Komponente: Denn die UBS trägt ja damit quasi selber zusätzlich zu dieser Zyklik bei, weil die Abstufung eben kurzfristig dazu geführt hat, dass die eh schon schwächelnden Magnificent 6 noch weiter gefallen sind. Den Einzelfall betrachten  Ich hatte diese These kritisch beurteilt und darauf hingewiesen, dass man den Einzelfall betrachten solle bzw. müsse, weil man die Aktie nicht alle in einen Topf werfen könne. Apple zum Beispiel ist deshalb so schwach, weil sich: a) Der Smartphone-Markt insgesamt in einem zyklischen Tief befindet und b) Apple selber gerade in China eine schwierige Zeit durchmacht, weil Konkurrent Huawei ein sehr leistungsfähiges Smartphone mit neuester Chip-Technologie auf den Markt gebracht â und letzteres auch ziemlich überraschend war. Weil man gedacht hatte, dass Huawei gar keinen Zugriff auf diese High End-Chips habe. Eine solche einzelne Betrachtung bietet sich nun ohnehin an, nachdem die Quartalsergebnis-Saison richtig in Fahrt kommt und mit Meta Platforms, Alphabet und Microsoft nun gleich drei der Magnificent 6 ihr Zahlenwerk vorgelegt haben. Sollte man also jetzt wirklich die Magnificent 6 meiden? Schauen wir an den Beispielen Meta Platforms uns Alphabet, ob die Reaktion auf die Quartalsergebnisse diese These bestätigt. Meta Platforms  Weil der Social Media-Gigant, der inzwischen fast die Hälfte der Weltbevölkerung als User vereint, seine Investitionen in KI wieder forciert und sich das kurzfristig negativ auf die Margen auswirkt, geht die Aktie aber nachbörslich auf Tauchstation. Ist das vielleicht eine Kaufchance für alle, die die fulminante Rallye im letzten Jahr verpasst haben? Die Umsätze lagen 1% über dem Konsens und 2% über den eigenen Erwartungen und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 28% höher (36,5 Mrd. US-Dollar vs. 28,6 Mrd. US-Dollar im Vorjahresquartal). Die Zahl der durchschnittlichen täglichen User ist erneut gestiegen, um 7,3%. Der operative Gewinn auf EBIT-Basis lag 3,1% über dem Konsens, der Gewinn pro Aktie mit 4,33 US-Dollar sogar 38 Cent oder 9,6% darüber. Die Konsensschätzung für den freien Cashflow wurde um 10,1% geschlagen. Was den Börsianern nicht gefällt ist der Ausblick: Für das 2. Quartal liegt der Mittelwert der Umsatzprognose um 1,2% unterhalb des Konsens. Gleichzeitig hat Meta die Planung für die operativen Ausgaben um 1,0% angehoben und â wichtiger â die Planung für neue Investitionen (CapEx) um beträchtliche 11%. Diese CapEx sollen darüber hinaus in 2025 nochmals steigen gegenüber dem 2024er-Niveau. Diese zusätzlichen Ausgaben werden auf den freien Cashflow drücken, so dass hier entsprechend die Konsensschätzungen der Analysten sinken werden. In Kombination mit dem leicht schwächer als erwarteten Umsatzausblick drückte dies die Aktie nachbörslich um satte 15% auf 418,75 US-Dollar ins Minus. Warum reagiert der Markt so empfindlich? Die Anleger befürchten offensichtlich, dass Meta wieder den gleichen Fehler macht wie im Jahr 2022 als die Investitionen in KI auf Kosten des Cashflows massiv nach oben gefahren worden sind â ohne gröÃere sichtbare positive Effekte. Das lieà die Aktie von 380 US-Dollar im Tief auf unter 100 US-Dollar abstürzen, bevor Mark Zuckerberg dies dann im Zuge eines resoluten Sparprogramms korrigiert hat â was dann eine fulminante Rallye auslöste. Nun folgt wieder eine âkleine Rolle rückwärtsâ â und das gefällt dem Markt nicht. Aber: Inzwischen ist die Entwicklung in Punkto KI weiter fortgeschritten. Die Llama 3-Software wurde über die verschiedenen Apps ausgerollt â und es sind nach Aussagen von Meta deutlich positive Effekte auf das operative Geschäft sichtbar. Von zunehmendem User Engagement (u.a. bei den Reels) bis hin zu effektiveren Werbekampagnen bringt Llama 3 bereits beträchtliche Verbesserungen. Zuckerberg sagt wörtlich: âDer (bisherige) Erfolg führt mich zum Glauben, dass wir mehr in fortschrittliche Modelle und Dienstleistungen investieren müssenâ¦der Optimismus ist ein beträchtliches Stück gewachsenâ¦Die ersten Zeichen sind positiv...Wir müssen die Investments beträchtlich erhöhen, bevor wir viel Umsätze mit diesen neueren Produkten generieren können...wir haben bewiesen, dass wir solche marktführenden Modelle bauen können, also streben wir danach, genau das (erneut) zu tun!â Zuckerberg meint damit, dass man bei anderen neuen Projekten wie Reels diese Prozesse bereits erfolgreich durchlaufen hat. Was also tun mit der Aktie? Kurzfristig kommt das Papier jetzt unter Druck, weil wir eine Art Gewinn-Momentum-Umkehr sehen. Soll heiÃen: Meta Platforms ist zwar ein absolutes Cashflow-Monster und wird das auch bleiben, nichtsdestotrotz wird das Wachstum freien Cashflow zunächst unter den bisherigen Erwartungen bleiben. Entsprechend billigt der Markt der Aktie nur noch niedrigere Bewertungsmultiple zu â und der Kurs fällt. Mittel- und langfristig sollte sich meiner Meinung nach diese Strategie aber auszahlen. Die Erfolge von KI zeichnen sich bereits jetzt ab. Auch die Smart Glasses-Kooperation mit Ray Ban läuft besser an als erwartet. Daher sehe ich eine kräftigere Korrektur bei der Aktie als Kaufchance! |