Interview Der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow (Linke), hat mehr gesamtdeutsche Aufmerksamkeit und Wertschätzung für Ostdeutschland gefordert. Kurz vor der Konferenz der ostdeutschen Regierungschefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), sagte Ramelow am Dienstag im rbb24 Inforadio, es fehle das Gefühl, "dass das, was die Ostdeutschen mit einbringen in Gesamtdeutschland, etwas Wichtiges ist – und das ist mehr als grüner Pfeil und Sandmännchen". Außerdem kritisierte er, dass Ostdeutschland zum Beispiel nicht in der Arbeitsgruppe zur Krankenhausreform vertreten war. Dabei hätte man die Erfahrungen mit dem Modell der Gemeindeschwester beisteuern können. "Das heißt, man stellt uns jedes Mal außen vor die Tür und schimpft dann über uns", so der Linken-Politiker. Diese Leerstelle würde die AfD füllen, so Ramelow. Er äußerte in diesem Zusammenhang Verständnis für die Aussage des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), zum Erstarken der AfD bei der Europawahl. Ramelow verwies außerdem auf die starke Wirtschaftskraft der ostdeutschen Bundesländer: "Wenn wir uns die europäische Einigung angucken, dann sehen wir, dass Ostdeutschland, wenn es ein eigenes Wirtschaftsgebiet wäre, deutlich im oberen Drittel aller europäischen Staaten liegen würde. Aber unsere Wahrnehmung ist, dass wir die Verlierer sind. Tatsächlich sind wir ein starkes Stück Deutschland." Laut Ramelow ist die Deutsche Einheit wirtschaftlich gut gelungen. "Aber emotional geht sie weit auseinander. Das macht mir echt Sorgen", so der Ministerpräsident.
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