Liebe Frau Do, jeder Jeck ist anders, und jeder Rosenmontag ist es auch – aber heute ist er besonders anders: Wegen Corona sind Straßenumzüge im ganzen Rheinland abgesagt. Im ganzen Rheinland? Nein! Ein von unbeugsamen Jecken bevölkertes Dorf hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Es ist das Düssel-Dorf. Acht Mottowagen, gestaltet von Jacques Tilly (neulich habe ich mich mit ihm im „Aufwacher“-Podcast über Karneval unterhalten), fahren heute zwei Stunden lang durch die Landeshauptstadt. Was dahinter steckt, hat Brigitte Pavetic recherchiert. Es scheinen von dem kleinen Zoch keine Risiken auszugehen, und dann ist das wunderbar, meine ich. Überwiegend wird der Rosenmontag aber heute virtuell gefeiert, wie aus unserer Übersicht hervorgeht. Dass uns dabei weit mehr fehlt als eine organisierte Ruhestörung, schreibt Horst Thoren in seinem Leitartikel.
Was im Kampf gegen den Klimawandel fehlt, sind Bäume. Das ist jedenfalls die Auffassung der Frauenunion in NRW, die deswegen eine Waldaktie für Einheimische und Touristen nach dem Vorbild von Mecklenburg-Vorpommern fordert. Maximilian Plück schreibt über die Initiative, mit der die Wiederaufforstung verstärkt werden soll, und das Wort Corona kommt in seinem Text nicht vor.
Anders ist das in der Analyse von Brigit Marschall über die Forderung nach einer Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes. Denn begründet wird sie mit pandemiebedingten höheren Kosten. Aber das Argument führt in die Irre, wie unsere Berliner Finanzkorrespondentin schreibt.
Die einen hätten gerne mehr Geld, die anderen mehr Zeit. Wer gut verdient, überlegt sich zuweilen, ob er früher aus dem Arbeitsleben aussteigen kann. Wie die Rente mit 50, 55 oder 60 zu erreichen ist, rechnet Reinhard Kowalewsky in der neuen Folge unserer Geldserie vor. Ich fürchte, für mich ist dieser Zug schon abgefahren, aber eigentlich arbeite ich auch wirklich gerne. Für manche Themen gilt das allerdings nicht, etwa bei dem Brand in einem Wohnhaus in Radevormwald, über den ich Sie vorgestern informiert habe. Fünf Leichen sind geborgen worden, eine Mordkommission ermittelt: Ein Familienvater soll seine beiden Kinder, die Ehefrau, seine Schwiegermutter und sich selbst umgebracht haben. Viktor Marinov berichtet in der aktuellen Folge des „Aufwacher“-Podcasts über den aktuellen Stand der Ermittlungen.
Angefangen haben wir mit Rosenmontag, der ja vor allem in katholischen Regionen gefeiert wird. Einiges zu sagen über die katholische Kirche hat Annette Schavan in einem Interview, das Horst Thoren und Lothar Schröder geführt haben. Zuletzt war die Merkel-Vertraute deutsche Botschafterin beim Vatikan. Es sei traurig, dass sich im Bistum Köln die Austritte häuften, weil manche Menschen an der Kirche verzweifelten. „Ich habe Respekt vor jedem, der sagt, ich kann jetzt nicht mehr.“ Aber für sie selbst gelte: „Ich bin eine rheinische Katholikin und bleibe es.“
Mit sich im Reinen sein – das ist vielleicht der schönste Anspruch für diesen seltsamen Rosenmontag. Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Start in die neue Woche! Herzlich
Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |