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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die erste Handelswoche nach Ende des vollständigen Lockdowns liegt nun bereits hinter uns. Die Geschäfte verlaufen verhalten wieder an. So zieht der Einzelhandelsverband Bonn Rhein-Sieg Euskirchen eine positive Bilanz der ersten Woche. Am Wochenende habe es bereits deutlich mehr Flanierpublikum gegeben. Was den Handel freut, erfüllt Virologen dagegen mit Sorge. So etwa Christian Drosten, der in einem Interview ohne den Druck einer politischen Projektion deutlich befreiter seine Meinung als Wissenschaftler sagte. Und, etwas verkürzt, der Ansicht ist, dass sich die Ladenöffnungen rächen werden. Überrascht hat mich die Forderung der Grünen nach einem „Kauf-vor-Ort-Gutschein“. Jeder Bundesbürger soll 250 Euro als Gutschein erhalten, mit dem er dann ausschließlich in Geschäften vor Ort einkaufen kann. Das kam mir bekannt vor. Und richtig, vor genau einer Woche hatten wir über eine solche Prepaid-Karte in Macau berichtet. Wer weiß, vielleicht werden wir jetzt auch in der Politik gelesen?
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“Vielleicht wird auf den stationären Handel nun wieder mehr der Fokus gesetzt.“
Susanne Schieke ist Inhaberin von „Mode+Spiel“ in Bleicherode. Sie kommt in einem Stimmungsbild kleinerer Händler zu Wort, die ihre Geschäfte jetzt wieder öffnen durften. Und leider zeigt der Beitrag erstaunlich wenig Umdenken. Ein Online-Shop ist zu teuer und kompensiere stationäre Umsätze nicht. Die meisten Händler geben sich der Hoffnung hin, dass die Kunden jetzt den Handel in der Region mehr schätzen lernen. Doch das hat in den vergangenen Jahren ja schon nicht funktioniert.
Rewe sucht auch in der Corona-Krise weiter Übernahmekandidaten im Bereich Lebensmittel und Touristik. So vertritt Vorstandschef Lionel Souque die Ansicht, dass das Unternehmen jetzt nicht panisch alle Investitionen stoppen dürfe. Der Handel mit Lebensmitteln habe sich inzwischen normalisiert. In einigen Ländern schlage das Pendel durch Hamsterkäufe anfänglich nach oben geschnellte Umsätze wieder zurück.
“Wir könnten noch mehr verkaufen. Nur stoßen die Logistikstrukturen aktuell an ihre Grenzen.“
Thorsten Hermelink führt das Unternehmen Hawesko, das im Einzelhandel u. a. mit der Marke „Jacques‘ Weindepot“ unterwegs ist, aber auch über verschiedene Online-Shops Wein verkauft. Insgesamt kann er die Auswirkungen der Coronakrise auf das Unternehmen noch nicht beziffern, im digitalen Handel gäbe es aktuell Zuwächse von 50 Prozent.
Mit der zur Schweizer Swatch-Group gehörenden Marke Omega gibt ein weiterer Anbieter von Luxusuhren die bisherige Zurückhaltung im digitalen Handel auf. Bisher durften die weltbekannten Modelle online nur in die USA und nach Großbritannien verkauft werden. Jetzt gibt es einen Online-Shop auch für Europa. Lediglich Rolex weigert sich nach wie vor beharrlich, auf diesen Trend aufzusetzen, obwohl dessen Händlernetz genauso wie das der anderen Marken vom Lockdown stark betroffen sein dürfte.
In Emden entsteht ein neues Logistikzentrum von Amazon. Dort soll eine Hallenfläche von rund 4.700 Quadratmetern entstehen. Mit sieben Van-Verladetoren und fünf ebenerdigen Toren handelt es sich um ein typisches Last-Mile-Objekt. Jochen Krisch sieht das als weiteres Zeichen dafür, dass Amazon seinen Ansatz „Ultrafast“ auch nach Deutschland bringen will. Das könnte eine Voraussetzung dafür sein, dass „Amazon Fresh“ hierzulande doch noch aus den Puschen kommt.
Immobilienvermittler Betterhomes bietet jetzt auch Online-Besichtigungen von Objekten an. Der Makler erstellt ein Video des Objekts. Via Link kann dieses dann an Interessenten verschickt werden. Diese benötigen keine weiteren Apps oder müssen ein anderen Portal besuchen, um sich so das Objekt genauer anzusehen.
“Ich würde auch allen Modehändlern empfehlen, einen Onlineshop zu aufzumachen. Schaut, dass ihr eure Warenwirtschaftssysteme auch mit einem passenden Dienstleister online bringt. Da gibt’s ganz einfache Onlineshop-Systeme. Der Einmalaufwand ist da. So wie wir es gemacht haben, liegt er zwischen 5000 und 15.000 Euro. Wir haben jetzt 28.000 Umsatz mit dem Webshop gemacht und da sind die Retouren schon abgezogen.“
Johannes Behr-Kutsam ist Geschäftsführer des Modehaus Kutsam aus Österreich. Er spricht über die Erfahrungen in der Krise, wie sich die Umsätze entwickelt haben und was das Unternehmen neben einem Online-Shop unternimmt, um mit seinen Kunden in Kontakt zu bleiben.
Ab morgen soll es die von AboutYou angekündigten Masken auch zu kaufen geben. Zum Start soll es 200.000 Stück geben, um Hamsterkäufe zu vermeiden, gelangen schrittweise bis zu 4 Mio. Masken in den Verkauf. Die „Alltagsmasken“ sollen zum Selbstkostenpreis ab 1,70 Euro pro Maske verkauft werden. Hier setzt das Unternehmen auf Transparenz. Zu den einzelnen Modellen sollen die Kunden die Zusammensetzung des Preises nachlesen können.
Der Handelsverband Wohnen und Büro (HWB) hat ein Factsheet zum Coronavirus herausgebracht. Darin werden u. a. Hygiene- und Verhaltensregeln für Ladenöffnungen, Fragen zu Mund- und Nasenschutz, aber auch Arbeitsschutz beantwortet.
Langsam dringt in die öffentliche Diskussion der Punkt, dass Restriktionen wie Abstandsregeln und Maskenpflicht unsere Gesellschaft noch über einen längeren Zeitraum beschäftigen werden. Da Impfstoffe frühestens am Ende des Jahres vorliegen werden, dürfte die Bevölkerung in der Breite somit wohl erst 2022 geschützt sein. Darauf muss der Handel reagieren. Ikea hat in Österreich ein Konzept für kontaktloses Click & Collect entwickelt. Das funktioniert wie ein Drive-In. Der Kunde erhält einen Parkplatz zugewiesen, ein Mitarbeiter bringt die bestellen Waren in die Nähe. Der Kunde lädt ein.
Auch in den USA denken Beratungsunternehmen und Händler über die langfristigen Konsequenzen für den Alltag nach. So sind beispielsweise Geschäfte denkbar, die in Zukunft erst nach einer individuellen Terminvergabe betreten werden können. Stationen für die Desinfektion von Händen und kostenlose Gesichtsmasken für die Kunden gehören dann vielleicht ebenfalls zur Grundausstattung der Geschäfte.
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