Franz Herrlein ist Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Alpine One. Davor war er in den Vorständen großer Banken. Wenn so einer wie Herrlein davor warnt, dass sich die wirtschaftliche Abwärtsspirale derzeit beschleunige, dann ist es ernst. Im Interview mit Cicero hat er genau das jetzt getan. Die Stimmung unter deutschen Unternehmern, so sagt er, sei so schlecht wie lange nicht. Er warnt vor einer schleichenden Abwanderung und fordert: Deutschlands Wirtschaftselite müsse die wohlstandszerstörende Politik der Bundesregierung viel deutlicher kritisieren. Ein lesenswertes Gespräch über das eigentliche Thema dieser Tage. Denn wie schlecht es wirklich um die hiesige Wirtschaft steht, dass zeigen im Moment sämtliche Krisenindikatoren. Doch Politik und Medien diskutieren lieber darüber, wer mit wem im Gemeinderat von Bautzen abstimmen darf. Und die Regierung verlässt sich auf magisches Denken. Wirtschaftsredakteur Daniel Gräber warnt vor dem Abstieg und nennt Deutschland in seinem Kommentar einen Traumtänzer. Doch weil auch wir um den Gemeinderat in Bautzen nicht ganz herumkommen, hat sich unser Autor York Herder noch einmal die AfD-Debatte, ausgelöst durch Friedrich Merz, angeschaut. Seiner Meinung nach sieht es so aus, als wollte die CDU das Feuer der AfD mit Benzin löschen. Die bisherige Rhetorik stärkt nur die Rechtsextremen, statt sie einzudämmen. Es braucht dringend eine neue Strategie gegen die AfD, meint Herder, der ein Angebot an die Anständigen fordert. Solange das nicht kommt, blicken wir nach Indien: Die wirtschaftliche Entwicklung und Öffnung des Subkontinents schreitet zusehends voran, und die Chancen für engere wirtschaftliche Kooperationen wachsen. Allerdings hat das Land auch eine eigenwillige wirtschaftliche Tradition, wie Indien-Experte Oliver Schulz berichtet. Er sieht das Land daher auf dem Weg zur Weltmacht. Nicht ganz so weit ist Cicero-Autor Alexander Grau auf seinem Weg gekommen. Seine Reise endete auf dem Grünen Hügel. Dort wurden gestern die Bayreuther Festspiele eröffnet. Eine Sensation! Dort, wo früher Wartelisten von mehreren Jahren die Regel waren, gibt es plötzlich noch Tickets zu kaufen. Die Götterdämmerung des Kulturallerheiligsten? Gemach: Die Erklärung könnte viel banaler sein, schreibt Grau, der von einer Kartendämmerung berichtet. Und wenn wir schon bei der Kultur sind, schließen wir heute mal mit Büchern: Wir haben den Lesestoff vom Juli vom Nachttisch geräumt. Aron Boks und Clemens Meyer schreiben darin über ostdeutsche Biografien. Olga Tokarczuk erzählt eine Schauergeschichte. Und Alain Finkielkraut nimmt sich die Sittenwächter im Kulturbetrieb vor. Es geht also um SED, Sexpuppen und Sittenwächter. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |