das linke Lager, zu dem mittlerweile auch die ehemalige Mitte-Partei SPD gehört, forciert zunehmend den Kulturkampf – und anstatt den Fehdehandschuh aufzunehmen, verharren die Konservativen in Duldungsstarre. Wenn am Freitag die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf im Bundestag zur Bundesverfassungsrichterin gewählt wird, dann nicht, weil eine Zweidrittelmehrheit von ihr überzeugt wäre, sondern vor allem, weil man wegen ihr keinen Koalitionskrach will. Das ist wirklich zu wenig, findet Cicero-Redakteur Volker Resing. Die SPD nominiert eine linke Kulturkämpferin für das oberste deutsche Gericht, CDU und CSU nicken die Personalie ab. Gemäß der Brandmauer-Logik bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig. Allerdings könnte die Leidensfähigkeit der Bürgerlichen bald überstrapaziert sein, meint Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Die SPD tut sich sichtlich schwer, einiges mitzutragen, was sie im Koalitionsvertrag vereinbart hat. Die Union kann ebenfalls nicht glücklich sein über all die Zugeständnisse, beklagt sich aber nicht öffentlich. Im Vokabular der Sozialdemokraten scheint das Wort Kompromiss nicht vorzukommen, schreibt Hugo Müller-Vogg. Die neue Bundesregierung muss sich laut Verwaltungsgericht Berlin an Aufnahmebescheide für Afghanen halten, die die Vorgängerregierung erteilte. Mein Kollege Ferdinand Knauß ist erstaunt, wie wehrlos die Regierung vor Gericht agierte: Die Bundesregierung lässt sich ohne Gegenwehr verurteilen. Und wo die Probleme wachsen, sollen neue Wörter helfen: Die Berliner SPD will „Clankriminalität“ streichen, bei sexuellen Übergriffen heißt es „Täter:innen“. Doch beschönigende Sprache hilft wenig, wenn die Realität so übermächtig wird, dass sie ihren Tribut fordert, schreibt Gideon Böss. Und nun zum Sport. In der Schweiz findet gerade die Frauenfußball-EM statt. Der Frauenfußball taugt nicht als Projektionsfläche für gesellschaftliche Stellvertreterdebatten – weder für Gleichheitsrhetorik noch für herablassenden Spott. Er verdient es, als eigenständiger Sport mit eigenen Stärken und Schwächen ernst genommen zu werden, meint Felix Huber. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |