| | Der Ticker wurde heute von @Pausanias zusammengeschraubt. We don't look back in anger, ohai 2020! Zum Jahresende wagen wir vom Team der unglaublichen Gentletickerererer*innen einen Blick auf das vergangene Jahr und freuen uns auf was auch immer da jetzt in den Roaring Twenties kommen mag! |
|
Von Merkelfiltern und Botbriefen (@plmarten) Noch bevor die Fridays for Future-Proteste in diesem Jahr die Schlagzeilen dominierten, formierte sich im Frühjahr der Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform. Über mehrere Jahre wurde über verschiedene Aspekte diskutiert, dennoch schafften es die umstrittenen Passagen zum Leistungsschutzrecht (Artikel 11) sowie zu Uploadfiltern (Artikel 13, inzwischen Artikel 17) in die Gesetzesnovelle. Am 23. März, kurz vor der entscheidenden Abstimmung im Europäischen Parlament, fanden überall in Europa Demonstrationen gegen die Pläne statt – natürlich mit D64-Beteiligung in drei deutschen Städten. D64 positionierte sich auch von Beginn der Verhandlungen an klar gegen diese Passagen in der Reform und versuchte bis zuletzt möglichst viele EU-Parlamentarier von den Unzulänglichkeiten der gewählten Formulierungen zu überzeugen. Ein unvermutetes Mittel: Unser BotBrief. Die Idee dahinter: Wie kommen Parlamentarier damit klar, wenn die vermeintlichen „Bots“ statt E-Mails plötzlich Briefe schicken würden? Der erste Entwurf wurde noch im Kreissaal geschrieben, zuletzt konnte die Briefvorlage in fünf Sprachen abgerufen werden. Genützt hat es bekanntlich leider wenig: Das EU-Parlament billigte die Reform mit einer knappen Mehrheit, Deutschland stimmte im Rat der Europäischen Union ebenfalls zu. |
|
Netzpolitik in der ersten Reihe der SPD (@Pausanias) D64 ist nicht die SPD und die SPD ist beileibe nicht D64 - und doch lieben wir uns ja irgendwie gegenseitig auf eine seltsam abseitige Art. Mein persönliches Highlight des Jahres 2019 ist ja, dass mit @eskensaskia nun ein zweites D64-Mitglied neben @larsklingbeil in die erste Reihe der schönsten Partei der Welt aufgerückt ist. Und auf einmal steht die vielgescholtene SPD als die netzpolitisch am prominentesten aufgestellte Partei im Lande da. Das ist imho ein Meilenstein - für die SPD, für D64 und vor allem für die Bundespolitik. Und die Kolleg*innen von netzpolitik.org finden das offenbar auch ganz ok. So langsam wird Netzpolitik dann doch fuckin' Gesellschaftspolitik. |
|
| Passwörter schützen statt rausgeben D64 lehnt die im Entwurf enthaltenen weitreichenden Befugnisse von Sicherheitsbehörden gegenüber digitalen Plattformen – u.a. die Speicherung und Herausgabe von IP-Adresse, Portnummer und Passwörtern – als völlig unverhältnismäßigen Eingriff in Grundrechte ab und fordert eine grundlegende Überarbeitung des Entwurfs. Zur D64 Pressemitteilung |
|
Cyberangriffe auf öffentliche Einrichtungen (@stadtnomadin) Alle IT-Systeme der Uni Gießen waren im Dezember nach einem Hackerangriff tagelang offline, das Berliner Kammergericht musste im Oktober nach einem Virusangriff vom Netz getrennt werden, die digitale Patientenakte zeigt laut Security Experten des CCC schwere Sicherheitsmängel, Cyberangreifer*innen legen im Juli Krankenhäuser des Deutschen Roten Kreuzes im Saarland lahm und verlangen Lösegeld für die Daten - Nachrichten wie diese haben wir 2019 häufig gelesen. Die Ursachen für die Auswirkungen solcher Angriffe und Lücken in der Informationssicherheit von öffentlichen Einrichtungen sind vielschichtig: Mangelnde Expertise, veraltete Systeme oder fehlende gesetzliche Regelungen zählen zu den am häufigsten genannten Gründen. Cyberattacken auf den öffentlichen Sektor haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik stellt in seinem Lagebericht zur IT-Sicherheit eine hohe Dynamik in der Weiterentwicklung von Angriffsszenarien und eine neue Qualität von Cyber-Angriffen fest. Daher muss uns in 2020 das Thema Informationssicherheit dringend stärker interessieren. Je stärker die Digitalisierung im öffentlichen Raum und im privaten Leben zum Alltag wird, desto stärker machen wir uns von ihr abhängig. Wenn dann das System offline ist, geht oft auch analog gar nichts mehr. Was braucht es? In erster Linie mehr Expertise! |
|
DSGVO Jahresrückblick 2019 (@DanWeb2_0) Als positiv denkender Mensch, fällt es mir wahrlich schwer über die DSGVO im vergangenen Jahr zu schreiben. Nicht, dass ich sie nicht gut finden würde – das Gegenteil ist der Fall. Soll sie doch unsere Rechte und Interessen schützen. Nach nun fast zwei Jahren seit Bestehen ist es aber nach wie vor Realität, dass den meisten von uns die Auswirkungen der DSGVO eher negativ in Erinnerung geblieben sind. Wir könnten das ABC herunterbeten (A = Apps zur Überwachung, B = Bodycams, C = China, usw.). Schutz der Rechte und Interessen (Wiederholungen bleiben ja besser hängen 😉). Genau das ist es, was die DSGVO uns bringen soll. Und zwar für jedes einzelne menschliche Individuum, dessen Daten innerhalb der EU erhoben und/oder verarbeitet werden. Das ist doch famos, oder? Warum dann immer noch so negativ? Viele der „neuen“ Regelungen bestanden doch auch bereits vor Inkrafttreten der DSGVO – das kann es also nicht sein. Das Problem ist daher doch recht simpel zusammengefasst: Organisationen müssen sich nun (plötzlich) daran halten, werden kontrolliert und ggf. sanktioniert. Nochmal deutlich: Sanktionen treten dann in Kraft, wenn Bürgerrechte bedroht oder verletzt werden und das aus gutem Grund! Stellen Sie sich bitte an dieser Stelle einmal vor, was los wäre, wenn Sie ihre Steuererklärungen der letzten Jahre oder sogar Jahrzehnte vernachlässigt hätten… Um es mit Henry Ford zu sagen – es liegt an jedem einzelnen von uns, was wir aus 2020 machen! In diesem Sinne: „Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder als Motor benutzen willst.“ Glückauf! |
|
What could possibly go right? Für ein besseres nächstes digitales Jahrzehnt (@schoemi) Blicken wir zurück auf das letzte Jahrzehnt in der Geschichte des Internets, dann stellen wir fest, dass "das Netz" nun final zum Massenmedium geworden ist. Gut 60% der Weltbevölkerung haben Zugang zum Internet. 2,35 Milliarden neue Nutzer*innen sind in den letzten 10 Jahren dazu gekommen. In Deutschland haben teilen wir uns die stellenweise spärliche Bandbreite mit 90% der hier lebenden Menschen. Selbst 58% der Menschen aus der Generation 70+ schreiben E-Mails, bekommen Fotos von ihren Eltern per WhatsApp oder posten auf Facebook gegen den Klimawandel im Allgemeinen oder pöbeln gegen Greta im Speziellen. Für über 550 Milliarden Euro haben wir Europäer online eingekauft. Vieles davon bei großen Plattformen wie Amazon. Die Vision vieler digitaler Pionier*innen, also Menschen aus der Generation der um zwischen 1970 und 1985 Geborenen, dass das Internet einmal zum zentralen Backbone für unsere Kommunikation, Teil unseres Arbeitsalltags, wesentlicher Teil unserer Unterhaltung und eine neue Form sozialer Interaktion wird, ist real geworden. Aber war es das, was wir gewollt haben? Wollten wir die zentralistischen Strukturen einer Plattformökonomie? Wollten wir massenhafte Überwachung unserer Verbindungsdaten durch Staaten und detaillierte Auswertung unserer Vorlieben und unserer Persönlichkeit durch Unternehmen? Wollten wir, dass aus ein paar Trollen in Hobby-Foren eine weite Verrohung unserer Kommunikationsformen, orchestrierte digitale Mobs, erwachsen, die ihren Hass nicht nur im Netz, sondern auch auf den Straßen und den Parlamenten verbreiten? Wollten wir mit der Transparenz von Daten und Information nicht viel lieber Frieden und Freiheit in allen Länder der Welt ermöglichen, statt dass Staaten wie China unser Leben kontrollieren? Nein, das wollten wir nicht? Aber was haben wir falsch gemacht? Wir haben es uns zu leicht gemacht! Aus der Vision, dass das Internet ein Ort ist, an dem jede*r etwas erschaffen kann, ist eine Realität geworden, in der die meisten nur noch konsumieren. Wir haben es den Konzernen überlassen, den Weg ins Internet denen zu ebnen, die noch nicht da waren. Vermutlich weil wir zu beschäftigt mit den neuen Möglichkeiten der sich immer schneller entwickelnden Technologie waren. Und zu selbstverliebt in unser Spiegelbild der "Digitalen Pionier*innen". Wir haben es nicht geschafft, die Menschen unserer Generation, die sich später als wir für das Internet begeistert haben, so weit mit Kompetenzen auszustatten, dass sie Ihre Kinder auf eine digitale Welt vorbereiten können. Stattdessen ist es bei den heutigen Kindern und Teenagern wie bei uns damals: Sie haben Räume für sich erobert, von denen viele in unserer Generation nichts verstehen oder je davon gehört haben. Wir haben es auch nicht wirklich geschafft, dass Netz- oder Digitalpolitik kein Randthema für ein paar nerdige Abgeordnete ist. Stattdessen entscheiden Politiker über Themen wie Digitalisierungsstrategie, Netzausbau, Urheberrechtsreformen und Digitale Bildung, die nicht den Hauch einer Ahnung haben. So werden die Konzerne noch mächtiger und die Mehrheit der Nutzer*innen noch unmündiger. Was muss nun in den nächsten 10 Jahren passieren, damit das "mit dem Internet" doch noch gut ausgeht? Im Prinzip reden wir uns bei D64 seit Gründung darüber den Mund fusselig. Ich persönlich glaube, dass wir viel bewegen können, wenn das Internet wieder ein Netzwerk von Menschen wird. Dazu müssen wir, die "alten Hasen", raus aus unseren Komfortzonen. Wenn wir das Internet wirklich noch zu dem machen wollen, wovon wir früher geträumt haben, dann müssen wir unsere durchdigialisierten Ärsche hoch bekommen. Und zwar nicht um "das nächste große Ding" bewegen zu wollen. Sondern für die kleinen Dinge. Für die Menschen im unmittelbaren Umfeld. So wie früher. Seid Multiplikator*innen für die "gute Digitalisierung". Zeigt Menschen, was mit Technologie für sie möglich sein kann, und zeigt ihnen wie sie dahin kommen. Durchbrecht die dämlichen Verhaltensmuster, die wir uns in der digitalen Kommunikation angewöhnt haben. Klärt mehr Dinge von Mensch zu Mensch statt in 200 Messenger Nachrichten. Haltet es für möglich, dass der/die Andere Recht haben könnte. Das ist Toleranz, und ihr seid fehlbar wie jede*r andere auch. Werdet Souverän eurer Daten und hört auf, mit Euren Account-Daten zu bezahlen. Gebt mehr Geld für Content aus. Nur wenn Autor*innen vernünftig finanziert sind, können sie auch qualitative Arbeit leisten und müssen keine Clickbaits und Listicles mehr schreiben. Vielleicht nimmt sich jede*r einen guten Vorsatz für ein besseres Internet in 2020. Ein kleines Projekt, bei dem man mit gutem Beispiel voran geht. Mal wieder im "kleinen Webshop um die Ecke" kaufen wäre toll. Ein Programmierkurs in einer Grundschule wäre fantastisch. Aber auch wenn Du Dir nur abgewöhnst, auf der Welle des nächsten Shitstorm mit zu reiten, ist viel gewonnen. Los geht's! |
|
Du hast interessante Links oder Veranstaltungen für uns? Dann freuen wir uns über deinen Input. Du kannst unser Formular benutzen, uns eine E-Mail schreiben oder du markierst unseren Bot auf Twitter. Wir sagen Danke! |
|
|
Termine Workshop: KI für Medienschaffende, 15.01.2020, Potsdam, Speakendenquote nicht ermittelbar #OERcamp meets Hacks&Tools, 20.-23.02.2020, Hamburg, Speakendenquote nicht ermittelbar Hinweis: Wir haben die Quoten von Vortragenden der Veranstaltungen manuell gezählt. Basis dafür sind die von den Veranstaltenden veröffentlichten Programme oder Speakenden-Listen. Wir zählen pro Veranstaltung jeden Kopf genau einmal, also auch dann nur einmal, wenn dieselbe Person mehrfach spricht. Details dazu findet Ihr in diesem Spreadsheet. |
|
Das Ende dieser Ausgabe naht! Immer noch nicht genug von D64? Bevor hier nur noch der langweilige Footer kommt nutzen wir die Gelegenheit um Dir zu sagen, dass in unserem Verein sich mittlerweile über 500 großartige Menschen für eine bessere Digitalpolitik engagieren. Möchtest Du mit dabei sein? Du kannst dich in einer unserer zahlreichen Arbeitsgemeinschaften einbringen, uns bei kreativen und aufmerksamkeitsstarken Kampagnen unterstützen oder auch Autor im glorreichen Tickerteam werden. Und sofern Du kein Arschloch oder ein Nazi (oder beides) bist, bist Du bei uns ganz gleich ob jung, alt, Mann, Frau oder was immer Du sein möchtest, absolut herzlich Willkommen. Jetzt Mitglied werden! |
|
|
|
| |
|