| die Entscheidung ist gefallen, der Rummel um die Rummelsburger Bucht dürfte aber weitergehen. Am Abend stimmte die Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung in einer Sondersitzung für den „Bebauungsplan-Entwurf XVII-4“. Nur zwei Grünen-Verordnete, zwei Linke und eine Fraktionslose votierten dagegen. Zuvor hatte die Polizei eine Gegnerin, die die Versammlung durch mehrfache Zwischenrufe gestört hatte, aus dem Saal getragen. Sie war nicht die einzige, die ihren Protest lautstark zum Ausdruck brachte, wie Kollege Robert Klages berichtet. Viele Kritiker der angekündigten Entscheidung waren mit bunten Plakaten, Bässen und dem Ziel angereist, die Sitzung zu stören. Was der Beschluss bedeutet: Dort, wo jetzt noch rund 50 Obdachlose in einem improvisierten Zeltlager leben, entsteht demnächst die „Coral World“, ein Aquarium mit exotischen Fischen und Korallen. Daneben Büroflächen, frei finanzierter Wohnraum und um die 110 mietpreisgebundene Wohnungen. Der linke Bürgermeister Michael Grunst hat auch eine Schule, Kitaplätze sowie freien Zugang zum Ufer und öffentliche Grünflächen versprochen. Trotzdem war der Widerstand groß: Mehr als 20.000 Unterschriften hat die Initiative „Rummelsburger Bucht retten“ gegen die Pläne gesammelt. Grunsts junge Parteifreunde nennen den Beschluss eine „Ohrfeige für alle, sich tagtäglich für ein anderes, demokratisches, alternatives, buntes und soziales Berlin einsetzen“. Die Konfliktlinie verläuft nicht nur innerhalb der Linkspartei. Auch die Grünen sind stinksauer. Dabei haben sie – genau wie die Linken – die Grundstücksverkäufe an die Investoren einst mitgetragen. Doch weil das in der letzten Sitzung des alten Abgeordnetenhauses nur noch schnell durchgewunken worden sei, wollen sie ihre damalige Entscheidung jetzt revidieren. Besser schlecht bauen als wieder mindestens fünf Jahre Stillstand, sagen dagegen linke Befürworter des B-Plans, der schon seit 1992 diskutiert wird. Und die Verträge mit den Investoren, darunter auch die umstrittene Padovicz-Gruppe, seien ohnehin nicht rückabwickelbar. Lieber noch ein paar Jahre warten und dafür mehr günstige Wohnungen, kein Aquarium und mehr Grünfläche, finden dagegen die Gegner der Pläne. „Stadt wird nur 1 Mal gebaut und Beton vergossen für mehr als 100 Jahre“, schreibt Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg. Für ihre Partei („Wir kaufen uns die Stadt zurück“) könnte der "Bebauungsplan-Entwurf XVII-4" zur echten Glaubwürdigkeits-Krise werden. |
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