S&P 500: Es geht um die Wurst
S&P 500: Es geht um die Wurst von Torsten Ewert Sehr verehrte Leserinnen und Leser, während die Jahresanfangsrally des DAX vielfach bejubelt wird, tun sich die US-Indizes weiterhin schwer. Zuletzt gab es sogar wieder bearishe Signale. Wenn sich diese durchsetzen, droht wohl auch im DAX wieder Ungemach. Schauen wir daher auf die Perspektiven des S&P 500. Die übergeordnete Lage im S&P 500 Den US-Leitindex werde ich heute hauptsächlich nach der Target-Trend-Methode analysieren, die ich auch in der Aktien-Perlen regelmäßig verfolge. Zum Einstieg aber zunächst der Blick auf die übergeordnete Lage aus klassischer charttechnischer Sicht: Der S&P 500 bewegt sich übergeordnet seit Anfang 2022 in einem Abwärtstrend. An dessen Oberkante ist er in der Vorwoche zum vierten Mal gescheitert. Damit misslang auch die Rückkehr über die runde 4.000-Punkte-Marke (siehe roter Pfeil). Der vorangegangene Langfristtrend seit 2009 (aus dem logarithmischen Chart; dicke grüne Linien) wurde bereits im September nachhaltig gebrochen. Im Dezember prallte der Kurs zudem zweimal von dessen Unterkante ab (siehe schwarze Pfeile). Nach klassischer Charttechnik weiter im Abwärtstrend Nach klassischer Charttechnik liegt damit ein bearisher Trendwechsel vor. Die einzige Hoffnung der Bullen ist die gestrichelte Aufwärtslinie seit dem Oktober-Tief, vor welcher der Kurs am Freitag wieder dynamisch nach oben drehte. Wichtige Widerstände auf dem Weg nach oben liegen aber noch in weiter Ferne (violett gestrichelte Linien). Kurzfristig relevant könnte allenfalls die Widerstandszone oberhalb der Dezember-Hochs bei 4.100 Punkten werden. Für den S&P 500 geht es also um die sprichwörtliche Wurst: Schaffen die Bullen nun endlich den ersten Befreiungsschlag oder behalten die Bären die Initiative und drücken die Kurse wieder nach unten? Der S&P 500 nach der Target-Trend-Methode Die klassische Charttechnik liefert wenig, um diese Frage zu beantworten. Anders mein Target-Trend-Chart (Rechteck-Methode), der für den S&P 500 so aussieht: Die Relevanz der eingezeichneten blauen Rechtecke zeigen die diversen Treffer, Kurslücken, Zwischenkonsolidierungen oder markanten Kerzen an deren Grenzen und Mittellinien (siehe gelbe Kreise). Bis zuletzt wurden diese zum Teil perfekt getroffen, z.B. mit den beiden Hochs im Dezember (schwarze Pfeile). Zum Jahreswechsel zeigten die Bullen eine gewisse Schwäche, als sie die Rechteckkante bei 3.821 Punkten nur mit erkennbarer Mühe verteidigen konnten (siehe grüner Bogen). Kein Wunder, dass die Bären den Kurs am Schnittpunkt aus Abwärtstrendlinie und runder 4.000er Marke mit Leichtigkeit zurücktreiben konnten, obwohl der Bruch der Rechteckmittellinie unmittelbar zuvor ein bullishes Signal war. Ein erstes neues bullishes Signal! Umso eindrucksvoller ist es, dass den Bullen am Freitag faktisch unmittelbar die Rückkehr über die Mittellinie gelang, obwohl die Bären scheinbar so deutlich im Vorteil sind. Heute überwand der Kurs zudem den Kreuzwiderstand aus 4.000-Punkte-Marke und Oberkante des Abwärtstrend. Damit bestätigt er das positive Zeichen nach klassischer Charttechnik, indem ihm die erneute Umkehr nach oben noch vor der gestrichelten Aufwärtslinie gelang, die schon zum Jahreswechsel mehrfach bestätigt wurde (siehe grüner Pfeil). Nach den ersten bullishen Signalen der Target-Trend-Methode gibt es mit dem neuen Zwischenhoch auch ein klassisches Kaufsignal. Diese dürfen allerdings nicht wieder neutralisiert werden. Insbesondere sollte der Kurs nicht mehr in den roten Abwärtstrend zurückfallen. Falls der heutige Ausbruch nachhaltig ist, werden nach der Target-Trend-Methode Kursziele an der Rechtecklinie bei 4.362 Punkten bzw. bei 4.430 Punkten aktiviert. Das erste dieser Kursziele würde bei einem Ausbruch aus dem blauen Rechteck bzw. über die Widerstandszone bei 4.100 Punkten bestätigt. Wann die Gefahr neuer Rückschläge droht Die Risiken eines weiteren bearishen Kursverlaufs sind aber nicht zu unterschätzen. Denn trotz des Ausbruchs auf ein neues Jahreshoch, startet der S&P 500 nicht zwangsläufig einen neuen Aufwärtstrend. Dazu verlief die Aufwärtsbewegung zwischen Oktober und Dezember (grünes Rechteck) zu schwach. Auch der Anstieg seit Ende Dezember sieht trotz der jüngsten positiven Signale sehr zögerlich aus. Es scheint daher eine Bärenmarkt-Rally zu werden, deren abschließende Welle einer dreiteiligen Gegenbewegung im Dezember begonnen haben könnte. Falls es so kommt, dürfte der US-Leitindex danach in eine größere Bodenbildung übergehen. Ein ähnliches Szenario ist möglich, wenn der Kurs im aktuellen Rechteck bleibt – z.B. nachdem er an der violetten Zone gescheitert ist. Dann ist eine Bodenbildung um 4.000 Punkte wahrscheinlich, die ebenfalls mehrere Monate dauern könnte. Mit besten Grüßen Ihr Torsten Ewert
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