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Liebe Leserinnen & Leser,
am Freitag ist Gorillas hier bei mir in Leipzig gestartet - und ich habe den Express-Lebensmittel-Lieferservice gleich mal ausprobiert. Erste Erkenntnis: Vielleicht wäre es smarter, wenn das Unternehmen nicht ganz so auf Tempo setzen würde, sondern auf Gründlichkeit. Denn von neun bestellten Produkten fehlte eins komplett. Und statt der bestellten 500 Gramm Tomaten kamen nur 250 Gramm Cherry-Tomaten. Auch wenn die Bestellung in 17 Minuten da war, so war die Freude dann also nicht ganz so groß. Der Kundenservice reagierte erst weitere 30 Minuten später mit einer Rückerstattung. Und ich ging später doch noch in den Supermarkt: Dort gab's glücklicherweise noch keine Warteschlange. Aber die wird es nun wohl wieder häufiger geben, siehe unsere erste Meldung.
Herzliche Grüße, Ihr Florian Treiß
Eine der Folgen der seit Samstag geltenden "Bundes-Notbremse" ist es, dass in den meisten Regionen Deutschlands einmal mehr neue Regeln für den Einzelhandel gelten. Sorgten in der vergangenen Woche vor allem Händler aus der "Nicht-Grundversorgung" für einigen Wirbel mit ihrer angekündigten Verfassungsbeschwerde, so kam dabei ein anderes Thema etwas unter die Räder: In Supermärkten dürfen sich in Regionen mit einer Corona-Inzidenz von über 100 nur noch halb soviel Menschen aufhalten wie bislang. Das führte an einigen Supermärkten am Wochenende bereits für Schlangen, so wie wir sie aus den Corona-Anfängen im Frühjahr 2020 kennen. Weiterhin führt die Ausgangssperre ab 22 Uhr dazu, dass Händler teils früher schließen müssen. Gerade in Berlin hatten Supermärkte bislang oft bis Mitternacht auf.
Die Reihe der Politiker und Prominenten, die den vermeintlichen "bösen" Onlinehandel für das Leid der Innenstädte zur Verantwortung ziehen wollen, wird immer länger: Nun fordert auch der Städte- und Gemeindebund eine finanzielle Unterstützung der Innenstädte durch Onlinehändler, und zwar in Form einer Paketversandsteuer. Damit könnten insbesondere die großen Plattformen an den Kosten der von ihren Lieferdiensten genutzten kommunalen Infrastrukturen beteiligt werden, während kleinere Händler durch eine "hohe Bagatellgrenze" davon ausgenommen werden sollen. Meine Meinung: Auch Umsätze auf Amazon & Co. sorgen für ein hohes Steueraufkommen in Form von Mehrwertsteuer, Kfz-Steuer, Mineralölsteuer etc., zudem schaffen Onlinehändler sozialversicherungspflichte Arbeitsplätze und vieles mehr: Sie sind nicht der Teufel und können auch für die Corona-Krise nichts.
Derweil zeigt eine neue Studie des ifo-Instituts, dass die Corona-Krise das Sterben der Innenstädte befördert: Demnach liegt die Umsätze im Onlinehandel mit Bekleidung und Haushaltsgeräten heute deutlich höher als vor der Corona-Krise. So lag der Onlineumsatz mit Haushaltsgeräten im Dezember bereits bei 250 Prozent des Vorkrisenniveaus, im Februar sogar bei 350 Prozent. Und auch der Onlineumsatz mit Bekleidung lag im Februar bei 250 Prozent des Vorkrisenniveaus. "Spätestens seit letztem Sommer beobachten wir massive Strukturverschiebungen hin zum Onlinegeschäft – auch jenseits der Lockdowns", interpretiert Oliver Falck vom ifo-Institut die Zahlen.
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Die traditionsreiche Outdoor-Marke Mammut aus der Schweiz wechselt den Besitzer. Der Mischkonzern Conzzeta übergibt das Unternehmen an die Investmentgesellschaft Telemos Capital aus London. Telemos konzentriert sich auf Eigenkapitalinvestitionen in eine begrenzte Anzahl privater Unternehmen aus den Bereichen Konsumgüter, Gesundheits- und Unternehmensdienstleistungen in ganz Europa. Zum Verkaufspreis wurden keine konkreten Angaben, der Preis reflektiere aber "die starke Position von Mammut als weltweit führende Outdoor-Marke", so Verkäufer Conzzeta in einer Pressemitteilung.
Amazon will die Technologie von Amazon Go offenbar erstmals in einem vollwertigen Supermarkt ausrollen. Das geht aus Planungsunterlagen für einen neuen Amazon-Supermarkt in Brookfield (Connecticut) hervor, die die Nachrichtenagentur Bloomberg aufgespührt und ausgewertet hat. Bisher wird die Technologie, mit der die Einkäufe von Kunden über Kameras, Softwarealgorithmen und Regalsensoren erfasst und automatisch abgerechnet werden, nur in kleineren Convenience Stores eingesetzt. Das Konzept hat auch bereits Händler in Deutschland inspiriert, autonome Stores zu erproben, während Amazon für seine Technologie bereits seit einem Jahr Lizenznehmer aus dem Handel sucht.
Seit der Corona-Pandemie tun sich viele Menschen schwer damit, Handwerker und andere Dienstleister ins eigene Haus zu lassen. Betroffen sind davon ua. auch Inneneinrichter. Und hier setzt The Expert aus Los Angeles an, das nun von Investoren, darunter Schauspielerin Gwyneth Paltrow, 3 Millionen Dollar erhalten hat. Das Startup hat einen Online-Marktplatz entwickelt, der Inneneinrichter mit Kunden zusammenbringt. Die Beratung findet dabei per Videoschaltung statt und richtet sich an eine gut betuchte Kundschaft, die bereit ist, 300 bis 2.500 Dollar pro Beratungsstunde zu investieren. The Expert erhält davon eine Provision von 20 Prozent.
Die französische Raja-Gruppe hat im vergangenen Jahr einen Umsatzanstieg von 39,5 Prozent erzielt und kam auf 1,02 Milliarden Euro Netto-Umsatz. Der auf Verpackungsmaterialien und anderen Geschäftsbedarf fokussierte B2B-Händler konnte dabei einerseits vom E-Commerce-Boom durch Corona profitieren, andererseits aber auch vom Ende 2019 vollzogenen Kauf der vier B2B-Versender JPG (Frankreich), Mondoffice (Italien) plus Kalamazoo (Spanien) und Bernard (Frankreich). Zugute kam der Raja-Gruppe auch die Diversifikation: So ist von den vier Neuzugängen beispielsweise Bernard auf Hygiene-Produkte spezialisiert, während die drei anderen B2B-Versender jeweils im B2B-Handel mit Büromaterialien und Möbeln aktiv sind.
Die Münchner Beteiligungsgesellschaft Paragon übernimmt die Mehrheit an Sovendus, einem Spezialisten für Checkout-Marketing im Onlinehandel aus Karlsruhe. 2008 gegründet, zählt Sovendus mittlerweile 1.200 Onlineshops in ganz Europa zu seinem Netzwerk, die die Lösung des Unternehmens für Gutscheine und Vorteilsangebote nutzen. Dabei belohnt jeder Shop seine Kunden nach dem Einkauf mit dem Gutschein eines anderen Shops. Dadurch liefern sich alle Partner gegenseitig Kundenströme und gewinnen zusätzliche Sales sowie Neukunden, was Sovendus für einen "intuitiven Win-Win für Partnershops und Endkunden" sieht.
Markus Wotruba, Leiter Standortforschung der BBE Handelsberatung, rät in einem Fachbeitrag dazu, dass der Innenstadthandel vom Daten-getriebenen Onlinehandel lernen sollte: So fehlt in den meisten Innenstädten (als Ganzes betrachtet) bislang eine kontinuierliche automatisierte Frequenzmessung an 365 Tagen im Jahr, mit der Händler eine Abschöpfungsquote (capture rate) ihres Geschäfts aus dem Passantenstrom ermitteln könnten. Zusammen mit der Zahl der Kunden, die etwas gekauft haben (conversion rate) sind diese eine wichtige Kennzahl für den Erfolg der Maßnahmen. So wäre z.B. die Wirksamkeit der Schaufenstergestaltung in einem A/B-Test anhand der capture rate zu ermitteln. Die conversion rate könnte die Wirksamkeit einer Personalschulung ermitteln.
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