| Liebe Leserinnen und Leser, "Navigieren durch unruhige Zeiten", lautete der Titel des 23. Deutschen Bankentages, der gestern und heute am Berliner Westhafen stattfand. Mit hochkarätigen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft befassten wir uns mit den wichtigsten Fragen der Gegenwart – von der Finanzierung der Klimawende bis hin zur Positionierung Europas in einer unruhigen Welt. Den heutigen Bankenbrief widmen wir dem Event in einer Sonderausgabe. Ihr Thomas Schlüter, Bereichsleiter Kommunikation beim Bankenverband |
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| Scholz: Kapitalmarktunion von entscheidender Bedeutung Bundeskanzler Olaf Scholz (Foto) hat sich für substanzielle Fortschritte bei der Vertiefung der Kapitalmarktunion ausgesprochen. Banken und internationale Finanzinvestoren stünden bereit, scheiterten jedoch zu häufig an national organisierten Kapitalmärkten in Europa, sagte Scholz heute in seiner Rede anlässlich des Bankentages in Berlin. Angesichts des hohen Investitionsbedarfs sei das "für die Zukunft Europas und unserer Wettbewerbsfähigkeit" von ausschlaggebender Bedeutung. Scholz plädierte in diesem Zusammenhang für eine stärkere Harmonisierung der nationalen Insolvenzrechtsregime, mehr gemeinsame Steuerstandards, eine Harmonisierung der Kapitalmarktaufsicht sowie eine Stärkung des Verbriefungsmarktes zur Finanzierung der Realwirtschaft. Zu all diesen Punkten arbeite die Bundesregierung mit der französischen Regierung an konkreten Vorschlägen, betonte Scholz. | |
Banken "Teil der Lösung" Des Weiteren lobte der Kanzler die Entwicklung der Bankenbranche seit der Finanzkrise 2008. Im Gegensatz zu damals seien Banken heutzutage "nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung". So hätten die Institute beispielsweise während der Corona-Pandemie Finanzierungen und Liquidität bereitgestellt und so ganz maßgeblich zur Krisenbewältigung beigetragen. Der Finanzsektor sei jedoch nicht nur als Krisen-Feuerwehr erforderlich. "Ohne einen leistungsfähigen Finanzsektor keine Transformation – das muss jedem klar sein", sagte Scholz. Auch deshalb gelte es, den Finanzstandort Deutschland weiter zu stärken. (Foto: Bankenverband) | |
Bankenpräsident wirbt für Reformen | Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen mahnt der Bankenverband dringende Reformen in Deutschland und Europa an. Um Lösungen für diese Herausforderungen zu finden, seien "einige grundsätzliche Weichenstellungen" notwendig, sagte Bankenverbandspräsident Christian Sewing (Foto) heute in seiner Rede auf dem Bankentag. Sewing forderte vor allem mehr Investitionen, eine neue Offenheit für Innovationen, mehr Anstrengungen zur Bewältigung der Herausforderungen am Arbeitsmarkt und eine Stärkung Europas. Zudem warb er für einen Mentalitätswandel: "Wir müssen akzeptieren, dass wir hart arbeiten müssen, um uns in einer Welt mit intensiverem Wettbewerb zu behaupten. Und wir müssen dazu bereit sein", so der Chef der Deutschen Bank. (Foto: Bankenverband) | | [bankenverband.de] | Herkenhoff: Chancen am Kapitalmarkt für Altersvorsorge erkennen und nutzen |
Der Bankenverband wirbt für ein neues Verständnis des Kapitalmarktes, um die finanziellen Ressourcen für die Transformation der Wirtschaft zu mobilisieren und die private Altersvorsorge voranzutreiben. Der demografische Wandel werde in den kommenden Jahren das Rentensystem an seine Belastungsgrenze und darüber hinaus treiben, befürchtet Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff (Foto). Spätestens mit dem bevorstehenden Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsleben stehe das staatliche Rentenversprechen vor einer Zerreißprobe, schrieb Herkenhoff in einem Gastbeitrag für die "Börsen-Zeitung". Wenn von Regierungsmitgliedern allerdings demonstrativ hervorgehoben werde, dass der "maßgebliche Teil der Altersvorsorge" auch in Zukunft die gesetzliche Rente sei, steigere das nicht unbedingt die Bereitschaft der Menschen, privat vorzusorgen, betonte er. "Wir sollten die Chance erkennen und nutzen, die der Kapitalmarkt insbesondere für unsere Altersvorsorge bringt", so Herkenhoff. Dies sei auch ein Thema für die europäische Ebene. (Foto: picture alliance/dpa/BdB) | | | [bankenverband.de] | Nagel: Europäische Einlagensicherung hätte viele Vorteile Nach Einschätzung Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, könnte die Einführung einer europäischen Einlagensicherung (European Deposit Insurance Scheme, Edis) den Euroraum insgesamt widerstandsfähiger aufstellen. Nationale Sicherungssysteme könnten im Krisenfall entlastet werden, das Vertrauen der Bankkunden könnte gestärkt werden, die Mitgliedstaaten würden insgesamt entlastet, sagte Nagel in seiner Rede beim Bankentag. Dabei komme es auf die konkrete Ausgestaltung von Edis an. Hier hält er verschiedene Konzepte für denkbar. "Ein hybrides Modell hätte gegenüber einem zentralisierten, rein europäischen Modell mehrere Vorteile: Zum einen ließe sich die Autonomie der Verbünde und ihrer Sicherheitseinrichtungen besser sicherstellen. Zum anderen bliebe die nationale Ebene direkt in der Verantwortung. Schließlich haben die einzelnen Staaten weiterhin Einfluss auf die Gesundheit ihrer Banken." | [finanzen.net] | Kapitalmarktunion unerlässlich für Finanzierung des Green Deals Angesichts der Klimakrise ist es unerlässlich, die Kapitalmarktunion voranzutreiben. Das war die einhellige Meinung des Bankentags-Panels "Klimaschutz: Sind die Segel richtig gesetzt?", an dem Bankenpräsident Christian Sewing, die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier, der Grünen-Bundesvorsitzende Omid Nouripour und Heidelberg-Materials-Chef Dominik von Achten teilnahmen. "Ohne die Kapitalmarktunion ist der Green Deal tot", urteilte Deutsche-Bank-Chef Sewing. Sie sei notwendig, um die grüne Wachstumsstrategie der Europäischen Union (EU) zu finanzieren. Auch Nouripour betonte ausdrücklich die Relevanz der Kapitalmarktunion. Es koste "Geld und riesige Geschäftschancen, dass wir hier in der EU nicht zusammen sind". | [bankenverband.de] | KI als Geschäftsmodell: "Wir stehen noch ganz am Anfang" Die Künstliche Intelligenz (KI) ist in vielen Branchen, auch im Finanzbereich, auf dem Vormarsch und findet immer mehr Einsatzgebiete. Die Vorteile von KI reichen von Effizienzsteigerungen über die Automatisierung repetitiver Aufgaben bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Doch der "Faktor Mensch" darf dabei nicht außen vor bleiben. Über diesen Punkt waren sich die Teilnehmer der Paneldiskussion "Künstliche Intelligenz: Rückenwind für Geschäftsmodelle?“ einig. Telekom-Chef Timotheus Höttges betonte: "Die KI ist gut, um Daten in einer hohen Geschwindigkeit zu analysieren, auch maßgeschneiderte Lösungen, doch die Wünsche und Intentionen des Kunden bleiben im Mittelpunkt; das heißt, wir müssen offenlegen, wo wir KI einsetzen, um maximale Transparenz zu schaffen". Angesprochen auf die Frage, was für KI-basierte Geschäftsmodelle am wichtigsten ist, sagte Michael Hanisch, Head of Technology AWS Deutschland, entscheidend sei eine solide Datenstrategie. "Welche Daten kann ich wofür einsetzen? Welche sind kritisch, welche nicht? Hat der Kunde zugestimmt?" Erst danach sei in einem zweiten Schritt zu analysieren, welche Use-Cases sich daraus stricken ließen. Telekom-Chef Höttges schaute voraus. "Wir stehen bei KI noch ganz am Anfang, als nächstes werden wir eine Frustrationsphase durchlaufen, Rückschläge sind erwartbar". Erst danach werde Substanz entstehen. | [bankenverband.de] |
| | | | Lindner: EU-Verbriefungsmarkt neu beleben Bundesfinanzminister Christian Lindner (Foto) setzt sich dafür ein, im Rahmen der Beratungen zur Kapitalmarktunion den Verbriefungsmarkt in Europa neu zu beleben. "Wir werden bei der Capital Markets Union in den nächsten Wochen und Monaten das Instrument der Verbriefung in den Blick nehmen, damit es die Möglichkeiten, das Geschäft zu finanzieren, verbessert", versprach Lindner in seiner Grußbotschaft zum Bankentag in Berlin. Er wolle innovative Entwicklungen anschieben, ohne das Geschäftsmodell der privaten Banken zu verletzen, betonte der Minister. Gerade die Verbriefungen seien im wirtschaftlichen Alltag viel weniger vorhanden, als das nötig und möglich wäre. Verbriefung ist der Vorgang, bei dem ein Kreditgeber ein Paket von Darlehen oder Vermögenswerten in Wertpapiere umwandelt, die an Investoren verkauft werden können. Die Investoren erhalten dann Renditen, die aus den zugrunde liegenden Darlehen erwirtschaftet werden. (Foto: picture alliance/dpa/Kay Nietfeld) | [bankentag.de] | Paneldiskussion: Wie hochseetauglich ist Europa? | Europa hat im globalen Wettbewerb Defizite aufzuholen, ist aber auf gutem Wege verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Dieser Tenor lag der Paneldiskussion auf dem Bankentag zum Thema "Globales Kräftemessen: Wie hochseetauglich ist Europa?" zugrunde. Christian Dürr, Vorsitzender der FDP-Fraktion, hob hervor, Europa sei ein sehr gut konstruiertes Schiff, allerdings seien die Segel nicht richtig gesetzt. "Europas geopolitische Relevanz ist mit unserer wirtschaftlichen eng verbunden. Uns fehlt jedoch die ökonomische Überlegenheit in der Welt", betonte er. Die Politik müsse alles dafür tun, dass "wir wirtschaftlich wieder erfolgreich sind". Commerzbank-Chef Manfred Knof (Foto) äußerte sich zuversichtlicher. Er stimme zu, dass mehr Europa vonnöten sei, Rückenwind sei aber schon zu spüren: "Nehmen wir das Beispiel Kapitalmarktunion" sagte Knof. Das Thema sei – begrüßenswerterweise – nun bei allen politischen Vertretern auf der Agenda. Nun sei es aber wichtig, den Prozess der Transformation auch zielgerichtet zum Erfolg zu führen. (Foto: Bankenverband) | | [bankenverband.de] | Linnemann und Mekelburger fordern Bürokratieabbau Der Bürokratieabbau in Deutschland und Europa muss entschieden vorangetrieben werden. Darin waren sich Natalie Mekelburger, Chefin des Automobilzulieferers Coroplast, und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann heute in einem gemeinsamen Interview auf dem Bankentag einig. Die Unternehmen litten vor allem unter den bürokratischen Belastungen beim Klimaschutz, betonte Mekelburger. Sie befürchtet, dass dadurch die Kernthemen untergehen. Linnemann stimmte Mekelburger zu: Die EU habe über Jahre Federn lassen müssen. In einigen Bereichen habe es aber in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben, so der Politiker. In Fragen der Sicherheit und der Demokratie sei Europa "sehr stark", in Fragen der Bürokratie hingegen "sehr schwach". | [bankenverband.de] |
#Bankentag2024 | "Anders als in der Finanzkrise 2008 sind die Banken heute nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung", lobt @Bundeskanzler Olaf Scholz am Deutschen Bankentag in Berlin. Er bedankt sich besonders für ihre Unterstützung der Kund:innen zu Krisenzeiten. [twitter.com] | | Heute findet der #Bankentag2024 statt. Private Banken sind neben Sparkassen und Genossenschaftsbanken das Rückgrat unserer mittelständisch geprägten Wirtschaft. Grund genug, sich regelmäßig über Auswirkungen gestiegener Zinsen und EU-Pläne zur Einlagensicherung auszutauschen. [twitter.com] |
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In Berlin stellt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Frühjahrsprojektion der Bundesregierung zur Wirtschaftsentwicklung vor. – In der Hauptstadt nimmt Habeck zudem am Fintech-Festival FIBE teil. – Das Bundeskabinett trifft sich zu seiner Sitzung und bespricht voraussichtlich den Gesetzentwurf zur Rentenreform mit Generationenkapital und Niveausicherung. – Das Münchner Ifo Institut stellt seinen Geschäftsklimaindex vor. – Die UBS veranstaltet in Zürich ihre Hauptversammlung. Auch die niederländische ABN Amro, die italienische Intesa Sanpaolo sowie die US-Institute Bank of America und Goldman Sachs halten ihre Hauptversammlungen ab. – Die schwedischen Geldhäuser Svenska Handelsbanken und Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) veröffentlichen ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal. In der Schweiz präsentiert die Credit Suisse ihr Zahlenwerk. – In Potsdam findet der 10. Ostdeutsche Sparkassentag statt. – Der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) präsentiert seine "Kapitalmarktprognose". | So gelingt Ihr Unternehmensevent Vielen Dank, dass Sie uns heute durch den Bankentag begleitet haben – sei es vor Ort in Berlin, in den sozialen Medien oder hier im Bankenbrief. Darüber freuen wir uns ganz besonders, denn in diesem Bankentag steckt viel Vorbereitung. Und das ist laut Experten auch die wichtigste Zutat für eine erfolgreiche Veranstaltung. Was bei der Planung einer Unternehmensveranstaltung zu beachten ist, lesen Sie hier: | [mittelstand-nachrichten.de] | |