kennen Sie Melanie Schlotzhauer? Nein? Woher auch! Von der Dame hört man ja nichts. Dabei hat sie seit fast einem Jahr eines der wichtigsten politischen Ämter der Stadt inne: Schlotzhauer leitet die „Basfi“. Das klingt niedlich, meint aber die mit Abstand größte Behörde, nämlich die für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration. Schlotzhauer ist damit auch zuständig z.B. für die desolaten Zustände am Hauptbahnhof rund um das Drop Inn, über die die Stadt seit Wochen hitzig diskutiert. Während die Polizei dort nun „aufräumt“ und der Bezirkschef unter öffentlichem Protest Hilfsinitiativen vertreibt, hört man von Schlotzhauer genau: nichts. Freundlich gesinnte Geister mögen anmerken, dass die Diplom-Verwaltungswirtin und ehemalige Staatsrätin nicht fürs Rampenlicht gemacht sei. Dazu kann ich nur sagen: Augen auf bei der Berufswahl. Jetzt hat sich immerhin Schlotzhauers Behörde mit einer klaren Ansage zu der Problematik geäußert, genauso wie die Grünen.
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Die schicken Visualisierungen von „Superbüttel” gingen 2021 durchs ganze Land: Statt Autos und Straßen zeigten sie Spiel- und Grünflächen, dazu viel Platz für Radfahrer und Fußgänger mitten im dicht bebauten Eimsbüttel. Kurz: Eine Chance für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität, die zum Vorbild für andere Orte in Hamburg hätte werden können. Jetzt ist unklar, ob daraus jemals was wird, wie meine Kollegin Annalena Barnickel hier beschreibt. (M+) Grüne und SPD im Bezirk zerstreiten sich über Kleinigkeiten, jetzt sollen alle Bürger einbezogen und mitgenommen werden. Aber ist das bei Verkehrsthemen, die wie kaum ein anderes Thema spalten, überhaupt möglich? Wer die Verkehrswende will, braucht Mut und Durchhaltevermögen, kommentiert Barnickel – etwas, dass Hamburger Politikern offensichtlich fehlt.
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Die Lübecker Innenstadt ist am Freitagnachmittag Schauplatz einer regelrechten Gewaltorgie geworden. Mehrere Männer schlugen mit Knüppeln, Stangen und anderen Gegenständen aufeinander ein. Am Boden liegenden Opfern wurde gegen den Kopf getreten. Für Aufregung sorgte aber nicht nur die Gewal-Eskalation, sondern auch eine Reaktion der Polizei: Die Beamten mahnten, ein Video, das im Internet kursierte und die gewaltsamen Szenen zeigte, unter Strafandrohung nicht zu teilen oder zu verbreiten. Wer das kritisierte, dem wurde „Sensationsgier“ unterstellt – und nebenbei wollte die Polizei noch entscheiden, was berechtigtes mediales Interesse sei und was nicht. Für dieses Vorgehensweise gibt es nun hausintern Ärger.
Die Rückkehr des Wolfs sorgt bei Städtern gerne für romantisch-verklärte Gefühle für ein Wildtier, dass sich seinen angestammten Platz zurückerkämpft. Auf dem Land sieht man das meist anders, da hat man ja auch mit den direkten Folgen zu tun. Und die sind weniger romantisch als tödlich: In Egestorf am Rande der Lüneburger Heide kam es jetzt zum einem regelrechten Weide-Gemetzel am Rande eines Wohngebiets, an dessen Ende 22 Schafe tot waren. „Alle haben Angst, dass die Wölfe zurückkommen“, sagt die örtliche Tierärztin. „Ich habe Angst um die Kinder.“
Und nun zum Wetter: Heute weht 'ne steife Brise.
Einen schönen Tag wünscht
Mathis Neuburger
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