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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 11.02.2022 | Verhangen und teils verregnet bei maximal 6°C. | ||
+ Berlin, ein Kurzfilm: Serverabsturz bei Berlinale-Eröffnung + 36 Orte in 19 Tagen: die Liste der Klimaaktivisten + Aus elf mach fünf: Diese Impfzentren sollen bleiben + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, „es fühlt sich auch merkwürdig an, muss ich sagen“, sagte Schauspielerin Iris Berben gestern Abend auf dem Roten Teppich vor dem Berlinale-Palast. Das Rot wirkte deutlich blasser, Gala-Gäste auf Abstand, ein mutiger Maskenball. Vor lauter Appellen gerät das Kino fast aus dem Blick, schreibt Tagesspiegel-Kritikerin Christiane Peitz. Der reale Film drehte seine eigene Geschichte: Mitten im Eröffnungsfilm stürzte der Server im Vorführraum ab. Die Spannung der minutenlangen Pause war kaum auszuhalten (großes Kino!), dann das kollektive Aufatmen: Der Film lief weiter, erst an der falschen, dann an der richtigen Stelle. Berlin, ein Kurzfilm. Passt das nun alles in diese Zeit? Gibt es dieses Leben in Wirklichkeit wieder? Diese Frage stellte sich nicht nur Iris Berben. Die meisten fanden versöhnliche, hoffende Worte: + „Ich finde es richtig, dass wir die sonst vielleicht sterbende Kunst des Kinofilms hier feiern und alle Menschen daran erinnern, dass es noch etwas anderes gibt als die Couch und Streaming-Angebote“. (Schauspielerin Heike Makatsch) + „Ich glaube, wir haben alle so angeschlagene Seelen nach dieser Zeit, dass wir es auch dringend brauchen, dass wir uns endlich mal wieder Geschichten angucken, die unsere Herzen berühren.“ (Regisseur Andreas Dresen) + „Ohne Kunst, ohne Kino fehlt der Demokratie die Stimme.“ (Kulturstaatsministerin Claudia Roth) Und was denken Sie? Ist es richtig, dass die Berlinale jetzt stattfindet? | |||||
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Die Pandemie war ohnehin omikronpräsent, spätestens als Claudia Roth die Ehrengäste begrüßte: Menschen, die in Berliner Kliniken arbeiten. Und wieder bekamen sie nur (wenn auch heftigen): Applaus. Wenn Sie Lust auf Fortsetzungen haben: Alles zum Festival gibt’s hier und Robert Ides besondere Etwas (mit Schamhaartoupets) hier. | |||||
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Sorry, noch ein kurzer Abspann. Wir feiern die Berlinale-Rückkehr mit einer besonderen Aktion: Lesen Sie den Checkpoint in der Vollversion und alle Tagesspiegel Plus-Inhalte für 30 Tage gratis. Alle Leserinnen und Leser, die sich für ein Probeabo entscheiden, sichern sich die Chance auf eine von 50 Yorck-Unlimited-Karten im Wert von 238,80 Euro – und damit ein Jahr lang unbegrenzten Zutritt in 15 Kinos. Und Action! | |||||
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Wir leben ohnehin in Parallelwelten. Während die Stars über den Roten Teppich liefen, bereiteten sich andere darauf vor, heute früh wieder ihre nackten Hände auf Autobahnauffahrten zu kleben. Sie waren in den vergangenen knapp drei Wochen ganz sicher die meistbeachteten Protagonisten dieser Stadt, die Newcomer der Protestszene. Kritikerlieblinge sind sie deswegen noch lange nicht. Aber immerhin haben sie es geschafft, dass das Land über kaum etwas anderes redet, und sich sowohl die Berliner als auch die Ampel-Koalition über die Proteste zerlegt. Aufmerksamkeit maximal, ansonsten bislang eher ein Flop. Selbst die Grünen gehen langsam auf Distanz, immer mehr Trotz ist zu hören. Man will sich schließlich nicht erpressen lassen – sonst wird womöglich noch „Gelbwesten, Teil II“ gedreht. Wobei die Proteste eher was fürs Nischenprogramm sind. Eine Liste der Berliner Polizei, die dem Checkpoint exklusiv vorliegt, listet 36 Protestorte in den vergangenen 19 Tagen auf. Eine bis 50 Personen (Tag 1, 24.1.) waren daran jeweils beteiligt, zuletzt waren es selten mehr als zehn. Dafür stieg die Zahl der Strafanzeigen: Notiert sind Nötigung, Widerstand, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, gemeinschaftliche Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, schwerer Widerstand, Körperverletzung, Zuwiderhandlung gegen Verfügung und das Ganze wieder von vorn. Zuletzt wurden Einzelne auch bis zum nächsten Tag um 22 Uhr festgenommen, um weitere Proteste zu verhindern. Das passt zur Ankündigung der Innensenatorin gestern im Abgeordnetenhaus, dass man nun härter durchgreifen werde. Der Protest sei „völlig inakzeptabel“, „diese Blockaden gefährden Menschenleben“, sagte Iris Spranger (SPD), „der Zweck heiligt nicht jedes Mittel.“ Hilfreich für die positive PR war es sicher auch nicht, dass gestern eine Schwangere mit Wehen aus dem Stau in die Klinik gebracht werden musste. Es kommentiert Rainer Lentz, Rentner, 68 Jahre: „Der Verkehrskollaps wird in Berlin sicher nicht durch die Protestierenden erzeugt – der ist eh schon da.“ Aber für den Staugrund „zu viele Autos“ kann schließlich niemand etwas – oder? | |||||
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Apropos Parallelwelten: Frankreich baut 14 neue Atomkraftwerke. | |||||
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Aber zurück in unsere kleine Stadt und den wirklich wichtigen Problemen: „In anderen Städten habe ich gesehen, dass die Ausgänge der U-Bahnhöfe nummeriert waren. Das hat mir gut gefallen“, schreibt uns Checkpoint-Leser Jürgen Viezens. „Ich würde z.B. den Bahnhof Mehringdamm sehr viel mehr lieben, wenn ich wüsste, ich muss Ausgang 3 wählen. Ich erwische immer einen falschen Ausgang.“ Was wohl Jörg Dräger dazu sagen würde? Das Problem ist zumindest erkannt: Die BVG hat bereits im Jahr 2018 ein Pilotprojekt getestet. Laut eines Sprechers sind mittlerweile 49 Bahnhöfe mit 2500 Schildern ausgestattet, 16 Bahnhöfe mit 1500 Schildern seien derzeit „in Vorbereitung oder Umsetzung“. „Ziel ist, dass alle 175 Bahnhöfe mit 8800 Schildern die Wegeleitung mit Ausgangskennzeichnung erhalten. Nach aktuellem Stand wollen wir voraussichtlich Ende 2025 mit allen Bahnhöfen fertig sein.“ Solange sich niemand verläuft. Ach so, und sorry: Der Bahnhof Mehringdamm steht leider erst für nächstes Jahr auf der Liste. | |||||
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Auf der Streichliste des Senats stehen hingegen die Impfzentren Messe, Trabrennbahn Karlshorst, Freizeitforum Marzahn, Ikea Tempelhof und Spandauer Arkaden (Q: rbb). Vielleicht finden da ja dann mal wieder Trabrennen statt. Oder Messen. Bleiben sollen demnach: Tegel, ICC, Ring Center und Lichtenberg (Ikea & Drive in). Statt 17.000 gibt es dann nur noch 3600 Impfungen täglich. Aber Schlange steht hier schon lange niemand mehr. | |||||
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Die weiteren Corona-Meldungen: + Weil Sie im Neuköllner Gesundheitsamt seit zwei Wochen niemanden mehr erreichen (Begründung: die Lage), veranstaltet der Bezirk heute die wahrscheinlich längste Sprechstunde der Welt (Q: Eigen-PR des Bezirksamts). Auf Instagram beantworten Bezirksbürgermeister Martin Hikel, Amtsarzt Nicolai Savaskan, externe Kinderärztinnen, Sozialarbeiter und viele mehr von 10 bis 22 Uhr Bürgerfragen. + In der nächsten Woche berät der Senat über Lockerungen. 2G im Einzelhandel wird durch FFP2-Maskenpflicht ersetzt. Die Gastronomie muss noch warten, sagte Berlins Regierende Franziska Giffey (SPD) gestern im Abgeordnetenhaus. „Hier gibt es keine vergleichbare Situation.“ An der Sitzung in der nächsten Woche nimmt nach Tagesspiegel-Informationen auch Charité-Virologe Christian Drosten teil. + Keine vergleichbare Situation gibt es offenbar auch in den Schulen: Auf unsere Frage, ob die Präsenzpflicht wie geplant bis Ende Februar ausgesetzt bleibt, teilte die Bildungsverwaltung gestern Abend mit: „Über die Präsenzpflicht wird zeitnah entschieden.“ Wie im Unterricht: Müssen Sie jetzt selbst Ihre Schlüsse draus ziehen. | |||||
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