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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 07.07.2020 | Im Laufe des Tages zunehmend bewölkt, aber trocken bei max. 20°C. | ||
+ Sexarbeiterinnen fordern Lockerungen + Mehr als 20.000 Teilnehmer bei Umfrage zur Gestaltung von Straßen + Kein Promi-Bonus für Barenboim: Gericht kassiert Degradierung von Olympiapark-Manager + |
von Björn Seeling |
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Eine Frau und ein Mann, die nebeneinander in einem Kahn über den Neuen See im Tiergarten schaukeln und sich für den Fotografen lachend in die Riemen legen: 2019 Jahre lang hätte solch ein trautes Bild vermutlich keine große Beachtung gefunden. Allerdings ist 2020, Pandemie, Deutschland diskutiert über die Maskenpflicht und obendrein sind Frau und Mann zwei SPD-Spitzenpolitiker von Bund und Berlin: Franziska Giffey und Raed Saleh halten auf dem Foto in der „Berliner Morgenpost“ weder groß Abstand noch einen Schutz vor den Mund. Den Berliner CDU-Abgeordneten Tim Zeelen ärgert das „widersprüchliche Signal“, das Giffey und Saleh angesichts der Pandemieregeln aussenden. „Das ist doch alles nicht konsistent.“ Auch wenn das Foto nicht nach Körperertüchtigung aussieht, erinnert Zeelen dennoch an die vielen darbenden Freizeitruderer. Die dürfen ja immer noch nicht aufs Wasser – wegen der Abstandsregeln. Und das Paar im Boot? CP erkundigte sich beim Bundesfamilienministerium. Dort hieß es, dass man die Anfrage nicht bearbeiten könne, „da der angesprochene Termin im Zusammenhang mit der Kandidatur für den Berliner SPD-Landesvorsitz stattgefunden hat“. Schon klar, da hat die Frau Ministerin ihr Amt dann wohl an der Garderobe gelassen. Bei der Berliner SPD sah man das Ganze dann eher unter Trainingsaspekten: „Da Frau Giffey und Herr Saleh deutlich weniger als 15 Minuten an der Frischluft in besagtem Boot saßen, um ein Foto aufzunehmen – und dies nicht im Sinne einer sportlichen Betätigung erfolgte – haben sie auf das sonst übliche und richtige Tragen von Masken verzichtet“, teilte ein Sprecher mit. Im Hinblick auf die Unterschreitung des Mindestabstands zueinander bedauerten beide „die mögliche Wirkung der Bilder in der Öffentlichkeit“. Sie stünden „aber uneingeschränkt zu den erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.“ Das wird die Berliner Bürgermeisterin Ramona Pop (Grüne) bestimmt gern hören. Sie bekräftigte am Montag, dass der Senat an Abstand und Maske festhalten werde. | |||||
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Etwas weniger Mindestabstand wünschen sich Berlins Sexarbeiterinnen. Seit dem Ausbruch der Pandemie liegt das Geschäft von 6000 bis 8000 Menschen dieser Branche brach. Am Montag luden Betroffene deshalb zum Pressetermin ein – ins Dominastudio „Lux“. Die Lage sei dramatisch, und man lebe von den Ersparnissen, klagten Betroffene. Anders als im täglichen Geschäft machen sie sich zudem für Lockerungen stark – bei den Pandemieregeln. Schließlich gebe es hohe Hygienestandards, und körpernahe Branchen wie Massagesalons und Tattoo-Studios hätten ja auch schon öffnen dürfen. Und überhaupt: Auch Masken seien kein Problem, die könnten ja sowieso in die Arbeit integriert werden – das fällt manchen Politikern ja deutlich schwerer. | |||||
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Nichts bewegt Berlin so wie die BVG – und Bahnhofsnamen. Aus der Station „Mohrenstraße“ soll ja nun die „Glinkastraße“ werden, obwohl die Wilhelmstraße ebenso nahe liegt, dazu viel berühmter und stadtbildprägender ist. Aber eine späte Ehrung für den Soldatenkönig? Das war der BVG dann wohl auch zu heikel. Offiziell gibt sie Angst vor allgemeiner Verwirrung als Grund für die Missachtung des Königs an: Es gebe zu viele Bushaltestellen mit der „Wilhelmstraße“ im Namen, sagt BVG-Sprecherin Petra Nelken. „Wir haben jetzt nicht gesagt, oh, die Station muss unbedingt Glinkastraße heißen, sondern es ging darum, pragmatisch zu sein“, erläutert Nelken. „Wir haben uns gegen die Mohrenstraße entschieden, weil sie Menschen kränkt. Es gab keine Entscheidung für, sondern eine Entscheidung gegen etwas.“ Allerdings hätte die Entscheidung zugunsten des russischen Komponisten Michail Iwanowitsch Glinka (1804 bis 1857) wohl mal genauer gegengecheckt werden sollen (klappt beim Ticket während der Fahrscheinkontrolle ja auch). Denn laut „Jüdischer Allgemeine“ war Glinka ein Antisemit. So habe er unter anderem den Pianisten Anton Rubinstein (1829 bis 1894) als „zu jüdisch“ attackiert, dieser sei zudem ein „frecher Zhid“ (im Russischen ist „Zhid“ ein abfälliges Wort für „Jude“). Die Russische Musikalische Gesellschaft, die Rubinstein gegründet hatte, sei von Glinka und anderen, ebenso antisemitisch eingestellten Komponisten, als „Zhid-Musikverein“ und Rubinsteins Konservatorium in Petersburg als „Piano-Synagoge“ diffamiert worden. Das Urteil von Autorin Judith Kessler in der „Jüdischen Allgemeinen“: „Schlechte Wahl“. | |||||
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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Den Auftakt dieser Woche machte Annett Gröschner (hier zu lesen). Heute folgt Teil 2. Destination Von Annett Gröschner und (heute) Jan-Gunnar Franke Sie rüttelt trotzdem an allen Türen. „Verdammt, was ist hier los?“... „Hallo! Hör‘n se ma uff. Is zu, wissen se das nich?“ Sie lässt von der Drehtür ab, ihre Fingerknöchel sind vom Rütteln ganz weiß. Der hagere Mann mit der Schiebermütze muss sich irren oder scherzen – und überhaupt: was soll ein Sachse hier zu schaffen haben? Ungläubig schaut sie sich um. Jetzt sieht sie die Gruppen kauernder Gestalten, vernimmt Wimmern und leises Klirren: einige FDP-Mitglieder in gelben und Taxifahrer in beigen T-Shirts, alle mit Trauerbinden am Arm. „Tegel ist zu – was nu?“ fragt ein Plakat, das ein Poet über die Busfahrplantafel geklebt hat. Wie konnte sie das verpasst haben? In ihrer App stand doch eindeutig … sie wühlt in ihrer Tasche, Panik steigt aus dem Bauchraum Richtung Herzen. Da! „BER“ sagt die App. Es ist Montag, 6. Juli 2020; der BER ist eröffnet und TXL geschlossen. Sie muss sich setzen, und rennt doch los... Und jetzt sind Sie gefragt – Wie soll es weitergehen? Schicken Sie uns Ihre Fortsetzung (maximal 600 Zeichen) bis spätestens heute um 16 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de. Die beste Idee veröffentlichen wir morgen im Newsletter. Und die gesamte Geschichte (deren Ende wiederum Annett Gröschner am Freitag schreiben wird) lesen Sie am Wochenende im Tagesspiegel und auf Tagesspiegel.de. | |||||
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Der Tagesspiegel hat zusammen mit FixMyBerlin eine der größten Umfragen zum Thema Gestaltung von Straßen gemacht. 21.000 Teilnehmer machten sich Gedanken, indem sie online Fragen beantworteten. Das Überraschende: Fußgänger, Radler und Autofahrer haben in den allermeisten Fällen dieselbe Vorstellung, wie eine sichere Straße aussehen soll. Einer der Schwerpunkte der Erhebung war dabei der Radverkehr. Hier sprachen sich fast alle für eine Trennung vom Auto aus – allerdings nicht nur durch einen Strich, sondern möglichst durch feste Einbauten. Immerhin: Die grüne und rote Farbe, die der rot-rot-grüne Senat seit seinem Amtsantritt auf Radwege pinseln lässt, scheint das Sicherheitsgefühl tatsächlich zu erhöhen. Zumindest empfinden zehn Prozent der Befragten die farbigen Wege sicherer als die Strichmodelle. Das Ergebnis der Erhebung, zu deren Teilnahme sowohl ADFC (Radler) wie ADAC (Autofahrer) aufriefen, hat das Tagesspiegel-Datenjournalisten-Team unter diesem Link hier sehr anschaulich zusammengestellt. Hoffentlich liest Andi Scheuer mit. | |||||
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Tagesspiegel Podcast Agenda In der neuen Folge des Podcast Agenda vom Tagesspiegel Verlag spricht Philipp Eins mit Dr. med. Matthias Suermondt von Sanofi Aventis über die spezielle Eigenschaften des Corona-Virus, Unsicherheiten bei der Impfstoffentwicklung und die Grippeschutzimpfung als die wichtigste präventive Konsequenz aus der Covid-19 Krise. Jetzt reinhören! | |||
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