„Der kleine Bruder von Gold“ ist einen näheren Blick wert Bei den Edelmetallen denken die meisten Anleger in erster Linie an Gold. Immerhin hat Gold für eine Feinunze kürzlich die 2.200 Dollar-Marke geknackt. Unser Team von Aktienlust, allen voran Jürgen Schmitt, verweist seit jeher auch auf den kleinen Bruder von Gold als eine interessante Investmentalternative – nämlich Silber. Das spannende an Silber ist, dass es nicht nur ein Sachwert und Edelmetall ist, sondern auch ein wichtiges Industriemetall. In einer global wachsenden Wirtschaft wird Silber immer stärker nachgefragt werden, speziell im Bereich der boomenden Digitalisierung und der Elektrotechnik. Laut Erhebungen des US-amerikanischen Instituts „United States Geological Survey“ reichen auf Basis der aktuellen Minenproduktion die als wirtschaftlich abbaubar eingestuften Silberreserven nur noch 13 Jahre! Grundsätzlich könnte die Bedarfslücke zwar durch Recycling zum Teil geschlossen werden, doch ist dies meist nicht wirtschaftlich. Von daher wird nur ein Fünftel der weltweiten Silbernachfrage aus recyceltem Altsilber bedient. Nach Schätzungen der in New York ansässigen CPM Group wurden auf der Welt bisher gut 44 Mrd. Unzen Silber gefördert. Knapp die Hälfte davon wurde bislang entweder industriell eingesetzt oder verbraucht, die andere Hälfte ist noch erhalten, sei es als Schmuck, Besteck, in (meist) religiösen Objekten, sowie in Barren und Münzen. Zusammen mit gut 18 Mrd. Unzen, die noch im Boden liegen, kommt man auf 40 Mrd. Unzen. Diese Anzahl entspricht dem Fünffachen der vergleichbaren Goldmenge. Silber scheint deutlich unterbewertet zu sein Zu aktuellen Marktpreisen ist das auf der Welt vorhandene Gold aber nicht fünfmal, sondern zehnmal höher bewertet als das (ober- und unterirdisch) verfügbare Silber. Gemessen an den Mengenverhältnissen würde sich damit für Silber - zumindest in der Tendenz - ein höheres Steigerungspotenzial ableiten lassen, als für Gold. Auch nach einer anderen Berechnungsmethode scheint Silber unterbewertet zu sein: Der Marktpreis für eine Unze Silber beträgt rund 25 Dollar, für eine Unze Gold rund 2.200 Dollar. Das aktuelle Gold-Silber-Verhältnis beträgt damit 88:1, also für 88 Unzen Silber bekäme man 1 Unze Gold. Als historisches Verhältnis gilt jedoch 50 Unzen Silber für 1 Unze Gold – was ebenfalls für ein weiteres Steigerungspotential von Silber spricht (es sei denn, der Goldpreis würde massiv fallen). Eine andere interessante Berechnung ist die so genannte Dow/Silber-Ratio. Danach wird der aktuelle Dow Jones Stand durch den aktuellen Silberpreis in US-Cent geteilt. Fällt diese Kennzahl, läuft Silber besser als US-Aktien, steigt die Kennzahl, ist es umgekehrt. Danach sind 2023 Aktien besser gelaufen als Silber, denn die Ratio stieg von ca. 13.8 (Jan 2023: 33.000 / 2.400) auf ca. 15.4 (Dez 2023: 37.000 / 2.400). Aktuell beträgt die Ratio ca. 15.9 (39.800 / 2.500). Betrachtet man allerdings die Performance der letzten 20 Jahre, dann hat sich Silber besser entwickelt als Aktien – und die Kennzahl nahm während dieses Zeitraums tatsächlich ab. Die Bestände an Barren, mit denen börsennotierten Silberfonds besichert sind, lagern überwiegend in Londoner oder Züricher Tresoren. Mittlerweile sind das fast 400 Mio. Unzen oder 60% der Jahresfördermenge. In Deutschland kann man Silber in Form von ETCs erwerben In Deutschland kann man Silber in Form von börsengehandelten Rohstoffen, sogenannten „Exchange Traded Commodities” (kurz ETCs), erwerben. Aus rechtlicher Sicht handelt es sich bei ETCs um unbefristete Schuldverschreibungen des Inhabers, ähnlich wie bei einer Anleihe oder einem Zertifikat. Es gibt bei uns aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen durch die UCITS-Richtlinien keine Silber-ETFs, da die Auflage von Indexfonds mit nur einem Bestandteil nicht erlaubt ist. In der Schweiz sind Silber-ETFs hingegen zugelassen und handelbar. Im Unterschied zu den Indexfonds ETFs werden ETCs nicht als Sondervermögen behandelt. Sollte also der Emittent der ETCs insolvent gehen, entsteht für Anleger das Risiko, ihr investiertes Kapital nicht oder nicht vollständig zurückzuerhalten (zumindest dann, wenn der ETC nicht vollständig besichert wurde). Beim Verkauf des ETC werden vom möglichen Gewinn 25% Abgeltungsteuer abgezogen, während Gewinne mit Barren und Münzen nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei sind, weil bei physischem Edelmetall weiter die alte Spekulationssteuer gilt! Ein großer Wettbewerbsvorteil gegenüber physischen Silberinvestments in Form von Barren und Münzen stellt bei Silber-ETCs der Umstand dar, dass diese beim Kauf von Silber keine Mehrwertsteuer entrichten müssen. Beim Kauf von Silber in Form von Barren und Münzen fällt nämlich (anders als beim mehrwertsteuerbefreiten Goldkauf) generell 19% Mehrwertsteuer an. Aktien von Minenunternehmen als Beimischung Abrunden lässt sich ein Silberportfolio mit Aktien von Minenunternehmen, die primär Silber aus dem Boden holen und auf hohen Reserven sitzen. Beispielhaft seien hier die kanadischen Unternehmen First Majestic Silver Corp und Pan American Silver Corp genannt. In einer Silberhausse werden ihre Kurse wahrscheinlich noch stärker zulegen als der Unzenpreis selbst – weil ihr Gewinn überproportional zum Silberpreis steigt und ihre Reserven aufgewertet werden. Der Effekt wirkt natürlich auch umgekehrt: Fällt der Silberpreis, verlieren die Minen überproportional. Der Silbermarkt ist ein Markt mit wenigen Akteuren und heftigen Preisausschlägen. Zusätzliche Risiken entstehen, wenn Minen und Reserven in Ländern liegen, die nicht unbedingt Rechtssicherheit garantieren. Viele Experten loben die Aktie des ebenfalls kanadischen Edelmetallhandels-Unternehmens Silver Wheaton, das selbst keine Bergwerke betreibt, sondern mit Minengesellschaften Kaufpreise für neu gefördertes Silber aushandelt, die jeweils weit unter den aktuellen Silberpreisen liegen. Somit profitiert Silver Wheaton von sehr lukrativen Handelsspannen. Damit schließe ich meinen Beitrag für heute. Ich hoffe, Euch hat mein kleiner Ausflug in den Silbermarkt mit seinen unterschiedlichen Investmentoptionen gefallen. Herzlich, Eure Nicole 🙋♀️ Nicole Straub, aktienlust |