der Philosoph Slavoj Žižek hat mit seinem Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse für Aufregung gesorgt. Für viele war die gestrige Rede von Žižek eine Zumutung. Dabei hat der Philosoph nur seinen Job gemacht: Er hat die Welt inklusive des Nahost-Konflikts von zwei Seiten aus betrachtet. Das reicht heute schon, um sich wüste Vorwürfe einzufangen. Žižek sei der Philosoph der roten Tinte, so charkterisiert ihn mein Kollege Ralf Hanselle. Was er damit meint, wissen auf Anhieb nur die Kenner alter Ostblock-Witze, die mit der Notwendigkeit des Lügens ihre Späße trieben: Wo für gewöhnlich Wahrheit und Lüge nicht mehr zu erkennen oder ununterscheidbar geworden sind und wo selbst der größte Wiederspruch noch unter einem hübschen Blauschimmer verdeckt wird, da macht Žižek alle Spannungen, Nuancen, ja alle offenkundigen Differenzen unmissverständlich sichtbar. Der Konflikt in jenem Land, das in der Bibel das gelobte genannt wird, betrifft längst nicht mehr nur die dort Lebenden. Die antisemitischen Gewalttaten arabischer Migranten in Deutschland auf jüdische Einrichtungen und die teilweise auch gewalttätigen Demonstrationen hierzulande zeigen, wie fragil der innere Frieden in unserer Einwanderungsgesellschaft ist. Die „Staatsraison“ der Israel-Freundschaft, die der Kanzler jetzt erneut in Israel beschwor, wird im eigenen Land immer schwerer durchzusetzen. Illusiorisch ist es aber auch zu glauben, die Unterstützer der hamas-Terrorismus in Deutschland und überall sonst würden sich freidlich zurückhalten, wenn nur Israel sich der Forderung nach mehr Zurückhaltung beuge. Denn das kann es erstens nicht tun, ohne sich selbst zu gefährden. Und zweitens: Unabhängig davon, wie Israel sich verhält - die Hamas wird es für ihre Propaganda ausschlachten, schreibt mein Kollege Ingo Way, der erst kurz vor den Terrortaten selbst im betroffenen Städtchen Sderot in Israel war, in dem die Terroristen zahlreiche Zivilisten ermordeten. Dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser von ihrer Doppelrolle in Berlin und Wiesbaden überfordert ist, kann längst niemanden mehr überraschen. Nun hat sie wichtige Termine in Berlin abgesagt, weil „die furchtbaren Ereignisse in Israel und deren Auswirkungen auf Deutschland“ sie angeblich besonders fordern. In Wirklichkeit führte sie Koalitionsgespräche in Hessen. Die Frau, die ihre eigenen Beamten so hanebüchen belügt, ist die falsche in diesem Amt, schreibt mein Kollege Daniel Gräber. Protektionismus und America first. Das galt bislang als Inbegriff des Trumpismus. Doch sein Gegner und Nachfolger Joe Biden lässt ganz ähnliches verkünden. Es nicht weniger als eine wirtschaftspolitische Kehrtwende nach 75 Jahren, die der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan im April als eine künftige Biden-Doktrin vorstellte. In einem Gastbeitrag erklärt Joachim Lang, was das für die Architektur der globalen Wirtschaftsordnung bedeutet. Für Europa und vor allem Deutschland jedenfalls erwartet er: schwere Zeiten. Ihr Ferdinand Knauß, Redakteur |