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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Dienstag, 19.07.2022 | Sonnig bei bis um 35 °C. | ||
+ Berlins beste Floristin im Interview + Zu wenige Jugendangebote in Mittes Parks + Wahnsinn in Weißensee: Bruce Springsteen in Ost-Berlin + |
von Robert Ide |
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Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint.tagesspiegel.de | |||||
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Mit Blick nach draußen bleiben Sie besser heute drinnen. Und halten Ihre Wohnung so cool wie Ihre Laune. Dazu hier fünf einfache wie wirksame Tipps (noch mehr hier): - Tagsüber Fenster schließen und abdunkeln - Nachts lange querlüften - Teppiche einrollen - Keine Wäsche aufhängen - Mehr Pflanzen aufstellen. Letzteres hilft auch draußen. | |||||
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Lust auf Blumen? Sie spenden zwar kaum Schatten, dafür Freude – und auch Erkenntnis. Das zeigt zumindest Thi Phuong Nhung Nguyen. Die 36-jährige Tempelhoferin mit vietnamesischen Wurzeln ist seit Jahren die beste Floristin Berlins und tritt nun wieder bei der Deutschen Floristen-Meisterschaft an (Foto hier). Wir haben sie in ihrem Blumenladen „In voller Blüte“ in Halensee besucht – und dabei einiges über die Ausbildung, aber auch Rassismus in ihrer Branche gelernt. Frau Nguyen, warum wird man Floristin? Bunt und vielfältig – ich fand Blumen immer toll. Manchmal sehe ich ein Blümchen am Wegesrand und denke: Ist die schön! Meine Mutter hatte einen Blumenladen, als Einzelkind war Mithelfen unvermeidbar. Nach der Schule habe ich mich dann selbstständig gemacht, später noch eine Ausbildung zur Floristin gemacht. Ich wollte mehr sein als nur Verkäuferin. Gott sei Dank habe ich einen eigenen Laden: Müsste ich mir meinen Bedarf an Blumen kaufen, wäre ich bestimmt pleite. Wie war das für Sie, nach mehreren Jahren der Selbstständigkeit eine Ausbildung zu beginnen? Merkwürdig. Die meisten Ausbildungsstellen waren nur für Arbeitslose. Ein Mitarbeiter des Arbeitsamtes fragte mich, weshalb ich mit Abitur überhaupt Floristin werden will. Dann haben mich drei Ausbildungsbetriebe abgelehnt, weil ich Vietnamesin bin. Die meinten: „Wenn wir Sie ausbilden, bilden wir die Konkurrenz aus“, weil gefühlt die Hälfte der Berliner Blumenläden in vietnamesischer Hand sind. Als ich eine Stelle gefunden hatte, durfte ich die ganze Zeit nur im Hinterzimmer sein und putzen. Eine Kollegin meinte zu mir: „Die Chefin will nicht, dass man dich sieht.“ Aber dafür wollte ich die Ausbildung nicht machen. Schließlich habe ich mir die Ausbildung an einer Privatschule selbst finanziert. Ich habe 40 Stunden Vollzeit ohne Lohn die Ausbildung gemacht und nebenher noch etwa 30 Stunden die Woche in meinem eigenen Betrieb gearbeitet. Nach zweieinhalb Jahren habe ich meine Ausbildung beendet. Und dann 2019 meinen Meister gemacht. Was bedeutet es Ihnen, bei der Deutschen Floristen-Meisterschaft anzutreten? Der Geist ist frei. Ich kann mich ausleben, habe schon fast 1500 Euro allein für das Grundmaterial meiner Stücke für den Wettbewerb ausgegeben. Man trifft auch andere Leute, regt sich gegenseitig an. Ich probiere immer neue Techniken und Farbkombinationen aus. Und es ist besonders für mich: Ich bin die einzige Vietnamesin, die antritt. Die anderen sind alle deutsch. Dieses Jahr wird die Jury erstmals die Stücke blind bewerten, ohne die Künstler zu kennen. Dieses Interview hat Carla Siepmann geführt. Die Schülerin aus Pankow ist dem Checkpoint-Publikum schon gut bekannt durch Ihre Co-Moderationen bei den Tagesspiegel-Wahlkampftalks mit der Berliner Spitzenpolitik (Rückblick hier). Nun macht die 16-Jährige in den Sommerferien ein Praktikum in unserer Berlin-Redaktion – und recherchiert viele Seiten der Stadt. Auch die blumigen. | |||||
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Kein Grashalm ungeknickt bleibt nachts in den Berliner Parks. Nach regelmäßigen Sauf- und Raufgelagen im James-Simon-Park wird wie berichtet mal wieder ein Alkoholverbot diskutiert. Abgesehen davon, dass das mit hochprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht durchsetzbar wäre – unsere Leserinnen und Leser haben sowieso viel nüchternere Ideen: ein „schönes großes Jugendzentrum mit Dancing, Tischtennis und billiger Alkoholausgabe“, eben „einen coolen Platz daraus machen und das jugendliche Bedürfnis nach Feiern respektieren“ – oder „alternative Flächen zum Feiern zur Verfügung stellen“. Der wohl revolutionärste Vorschlag kommt von Jörg Gillenberg: „das Anlegen eines wirklichen Parks anstelle einer vertrockneten Wiese aus Sand“. So wird’s noch was mit dem wilden Leben – am schönen Strand der Spree. | |||||
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Und was macht der Bundestag in der Sommerpause? Gucken wir mal, was die große Politik gerade tierisch bewegt – etwa die Anfrage der CDU-Abgeordneten Ingeborg Gräßle: „Welche Erkenntnisse besitzt die Bundesregierung über die Klimaschädlichkeit von mineralischen Katzenstreu und sind ihr weniger klimaschädliche Alternativen bekannt und wenn ja, bitte näher ausführen?“ – Antwort des Staatssekretärs Patrick Graichen: „Mineralisches Katzenstreu ist in der Erzeugung energieintensiv und muss nach der Müllverbrennung als Schlacke entsorgt werden. Als weniger klimaschädliche Alternative eignet sich Katzenstreu aus Pflanzenfasern (z.B. Holzpellets).“ Katzeklo, Katzeklo – macht das Klima nicht froh. Und jetzt alle! | |||||
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Weil wir gerade beim Mitsingen sind: Heute vor 34 Jahren rockte Bruce Springsteen beim größten Konzert seiner Karriere die DDR. Seine Bühne, die Radrennbahn Weißensee, soll nun wieder für den Sport fit gemacht werden (Checkpoint vom 12. Juli). Eine von Hunderttausenden Geschichten dieses weltberühmt gewordenen Abends wurde jetzt erst entdeckt: Der Fotograf Harald Hauswald machte 1988 in Weißensee ein Foto von Swen Nickel – ein entrückter 19-Jähriger, der direkt an der Bühne von einer neuen Welt träumt, während das Lied „Cover me“ erklingt. Das Foto hing in Ausstellungen, der Kfz-Mechaniker aus Thüringen wurde berühmt – und erfuhr davon durch einen Zufall erst jetzt. Also hat Harald Hauswald ihn neu fotografiert, und Buchautor Joachim Hentschel schreibt nun im Tagesspiegel (die ganze bewegende Geschichte hier), wie Swen Nickel damals den Wahnsinn in Weißensee erlebte: Am Ende des ersten Konzerts seines Lebens waren die Schuhe des Jungen aus Thüringen weg, die Hose zerrissen, das Hemd kaputt. Aber die Musik kam ihm vor wie ein Kuss aus dem Himmel. Dancing in the dark. | |||||
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