| Liebe LeserInnen! Wir sind vor ein paar Tagen in Bosnien-Herzegowina angekommen um uns ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Was wir hier erleben schockiert sehr: Im Schnee stehend, knöchelhoch, vor uns ein junger Mann aus Pakistan, in dünner Jogginghose, sein Zuhause ein paar Planen im Schnee. Schutzlos der Kälte ausgesetzt. Obdachlos. Erst 18 Jahre jung. Er erzählte, dass er bereits vier Mal versucht hatte, über die kroatische Grenze in die EU zu kommen. Er hat es nicht geschafft und was dann passiert ist, wollte ich ihm zunächst nicht glauben: Er wurde ausgezogen und brutal verprügelt. Unsere Partner vor Ort bestätigten das, "oh ja", sagte eine Mitarbeiterin, "jede Woche kommen Menschen zu uns, weil ihnen alle Kleidung, Rucksäcke, alles einfach weggenommen wird." Seit einem Jahr ist der junge Mann in Bosnien-Herzegowina. Er kann hier nicht zur Schule gehen, keine Lehre machen. Ist es verständlich, dass sich ein Ort Sorgen macht, wenn hier seit mehreren Jahren Flüchtlinge ankommen, und diese perspektivlos, tagtäglich auf der Straße spazieren? Vermutlich ja. Aber es ist auch menschenunwürdig und unerträglich, dass Europa so mit Menschen umgeht! Ist das unser Stil? Hat denn überhaupt schon jemand versucht herauszufinden, was für Perspektiven es für sie gibt? Es sind bereits Menschen hier gestorben. Fast jeder, den wir in den letzten Tagen getroffen haben, hat von Toten erzählt. Der eine ist an Erschöpfung gestorben, der andere ist erfroren. In Bosnien. Mitten in Europa. 5 Stunden Autofahrt von Österreich entfernt. Da ist unglaublich viel, was mich zweifeln und verzweifeln lässt in diesen letzten Tagen. Aber es ist auch Hoffnung spürbar. Die Gewissheit, dass unsere Nothilfe hilft. Ganz konkret. Eine Decke, Schuhe, einen Schlafsack. Und noch etwas können wir tun: Uns daran erinnern, dass es nicht normal ist, wenn Menschen in unserem Europa in der Kälte, im Schnee, im Dreck liegen müssen. Danke für deine Hilfe! Birgit Ertl und Bettina Riha-Fink aus der Caritas | |