Liebe Frau Do, Politik lebt von ihrer Inszenierung. Es sind Bilder, die sich im Gedächtnis halten. Insofern hat Markus Söder auf Schloss Herrenchiemsee alles richtig gemacht. Welche sogenannten Sachthemen die CSU-Klausur eigentlich erörterte, geriet ins Hintertreffen. Wie sich der bayerische Ministerpräsident mit der Bundeskanzlerin in Szene setzte, überlagerte alles. Ob er Angela Merkel im Kanzleramt nachfolgen wolle, beantwortete er nicht – oder eben nur mit jenen Bildern. Und so war es auch bei ihr. Sie habe sich in der K-Frage eine „besondere Zurückhaltung“ auferlegt. So viel sagte sie dann aber schon: „Bayern hat einen guten Ministerpräsidenten.“ Was allein als höfliche Preisung des Gastgebers gedeutet werden kann, aber nicht muss. Den Tag der Bilder und versteckten politischen Botschaften beschreibt Holger Möhle in seiner Reportage, eine Deutung übernimmt Kristina Dunz in ihrem Leitartikel. Bilder und versteckte Botschaften gab es auch in Paris. Der Ministerpräsident von NRW, der seine Kanzlerambitionen längst benannt hat, war für den französischen Nationalfeiertag nach Paris gereist. Das ist naheliegend, Armin Laschet amtiert auch als Bevollmächtigter des Bundes für die kulturellen Beziehungen zu Frankreich. Es ist aber auch eine Botschaft, denn Kanzler müssen sich sicher auf internationalem Parkett bewegen. Dass auch Jens Spahn angereist war und als Bundesgesundheitsminister wegen der Corona-Krise gefragt war, machte es nicht einfacher. Unser Korrespondent Knut Krohn berichtet aus Paris über die Feierlichkeiten und das Auftreten der beiden CDU-Politiker. Und noch mehr Bilder und versteckte Botschaften – es geht um Wim Wenders. Ein neuer Dokumentarfilm porträtiert den großen deutschen Regisseur von Weltrang, der aus Düsseldorf stammt. Im August feiert er seinen 75. Geburtstag, das Zwei-Stunden-Epos „Wim Wenders, Desperado“ ist also eine Art Geschenk. Vor allem ist es aber ein cineastisches Meisterwerk, wie meine Kollegin Deborah Hohmann in ihrer Rezension schreibt. Heute ist der Film das erste Mal auf großer Leinwand zu sehen – vor Corona hätte wohl niemand geahnt, dass der Ort dafür das Autokino Düsseldorf sein würde. Der Impfstoff gegen das Virus fehlt noch – aber wie es mit dem Impfen besser klappen könnte, zeigt ein Modellversuch in der Region Nordrhein. Dort sollen Grippeschutz-Impfungen im Herbst nicht nur von Ärzten, sondern auch in den Apotheken vorgenommen werden dürfen. Alle Fragen dazu beantwortet Antje Höning. Mit der Frage, wie viel man eigentlich netto verdienen muss, um reich zu sein, haben sich dieser Tage viele Menschen beschäftigt. Anlass war eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Eindeutig beantwortet ist die Frage allerdings bei den Chefs der Dax-Konzerne. Wie sich deren Bezüge im vergangenen Jahr entwickelt haben, hat Georg Winters recherchiert. Der Spitzenreiter musste diesmal mit weniger als zehn Millionen Euro auskommen. Ach, ein satter Lottogewinn wäre schön, wird aber wahrscheinlich nichts. So wünsche ich Ihnen einen Tag reich an Erfahrungen – am besten guten. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |