„Hier ist heute kein Durchgang!“: Schon bei der Ankunft an der S- und U-Bahn-Haltestelle Jungfernstieg fielen gestern die bewaffneten Polizisten auf, die viele der üblichen Ausgänge blockierten. Und auch oberirdisch gab es rund um den Rathausmarkt kein Durchkommen, wie meine Kollegin Annalena Barnickel schreibt. Denn dort fand am Sonntag der erste Veteranentag in der Geschichte der Bundesrepublik statt – unter schärfsten Sicherheitsmaßnahmen. Die Bundeswehr soll durch den Tag zurück ins öffentliche Bewusstsein kommen. Ob das geklappt hat?
Scharfschützen auf den Dächern und dann doch eher weiträumige Absperrungen sind natürlich psychologisch eher ein Hemmnis auf dem Weg zu mehr „neuer Normalität“. Offenbar aber notwendig, um die Veranstaltung mit Bürgermeister, Verteidigungsminister und hunderten Studenten der Bundeswehr-Uni, die gestern bei Mistwetter vor den Augen ihrer Angehörigen und der Kulisse des Rathauses in den Rang eines Leutnants versetzt wurden, zu schützen.
Nun bin ich, der ich vor gut 30 Jahren meinen Wehrdienst verweigert habe, natürlich bei dem Thema alles andere als unbeschwert. Mein Blick auf die Bundeswehr hat sich seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und Trumps erratischer Außenpolitik allerdings fundamental gewandelt. Ich bin den Frauen und Männern tatsächlich dankbar, die sich im Ernstfall schützend vor uns und unsere Werte und unsere Freiheit stellen würden. Immerhin unter Einsatz ihres Lebens. Wenn die es also gut finden, in so einem Rahmen auch mal öffentlich stattzufinden – es sei ihnen gegönnt.
Ungewohnt, das ist ganz klar, ist das mindestens. Wahrscheinlich sogar seltsam. Aber ich bin da grundsätzlich bei Boris Pistorius: „Ihr Platz ist in der Mitte der Gesellschaft“, sagte der gestern in Hamburg in Richtung der Soldaten. „Sichtbar, präsent und getragen von der Gesellschaft.“ Aus der Linken kam hingegen Kritik an „Militarismus“ und einem „sehr verengten Blick auf die Bundeswehr“, den die Veranstaltung biete.
Sehr gespannt bin ich auf Ihre Meinung zum Thema. Wie denken Sie über so eine Veranstaltung und das Bild der Bundeswehr allgemein? Schreiben Sie mir, wenn Sie mögen.
Herzliche Grüße und einen schönen Wochenstart wünscht
Maik Koltermann
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