Stimme
des Westens

Liebe Frau Do,

Kitas sollen in diesem Lockdown geöffnet bleiben, dies war eine der großen Zusagen der Landesregierung an Familien. Doch erwartungsgemäß steigen auch hier die Infektionszahlen. In NRW schlossen im Oktober 339 Kitas in Teilen und 291 komplett wegen Ansteckungen oder Verdachtsfällen. Jetzt gibt es eine Debatte über die angemessene Versorgung von Erziehern mit Corona-Tests. Drei kostenlose Tests zwischen Herbst- und Weihnachtsferien sind vorgesehen. Die Opposition, der Elternbeirat und Verdi halten dies für zu wenig. „Freiwillige Tests in den Einrichtungen wären ein wichtiger Schritt, um den Zugang auch über den November hinaus, je nach Entwicklung der Pandemie, zu erleichtern und somit die Testzahlen zu erhöhen“, argumentiert die Gewerkschaft. Doch das Familienministerium blockt bislang ab, wie Maximilian Plück berichtet.

Täglich meldet das Robert-Koch-Institut die aktuellen Zahlen zur Pandemie. Erstmals sind dabei nun mehr als 20.000 Neuinfektionen binnen eines Tages in Deutschland registriert worden. Die vollständigen Zahlen finden Sie in unserem Newsblog zur Corona-Krise.

Gerne würde ich Ihnen heute berichten, wer in den kommenden vier Jahren als US-Präsident im Weißen Haus regiert. Aber diese Wahl entwickelt sich zu der im Vorfeld befürchteten Hängepartie. Vieles spricht dafür, dass Joe Biden genug Wahlleute hinter sich bringen kann (nach der Rechnung des konservativen Senders „Fox News“ fehlte ihm gestern Abend nur noch ein einziger Staat zum Sieg), aber noch werden Briefwahlstimmen gezählt und die Trump-Kampagne reicht in immer mehr Bundesstaaten Klagen gegen die Auszählung ein. In einer Ansprache erhob der Präsident erneut wilde Betrugsvorwürfe – mehrere Sender brachen die Übertragung ab. Amerika und die Welt müssen sich auf eine Nervenschlacht einstellen, die das Drama Bush/Gore im Jahr 2000 in den Schatten stellen könnte. Unser Washington-Korrespondent Frank Herrmann erklärt den Stand der Dinge und wagt einen Ausblick. Unseren kostenlosen Newsblog kennen Sie ja bereits.

Zwei erhellende Interviews über Donald Trump und das politische Klima in Amerika hat meine Kollegin Dorothee Krings geführt. Mit dem Psychiater Manfred Lütz geht sie der Frage nach, warum es Menschen wie Trump an jeglichem moralischen Kompass fehlt. „Er ist schlicht ein Mensch, dem man die Moral abgewöhnt hat. Er hat von seinem Vater gelernt, das Wichtigste im Leben sei Geld, Erfolg und der Größte sein, und dafür dürfe man jede Schweinerei machen“, sagt Lütz. Der Schriftsteller Bernhard Schlink versucht eine Antwort auf die Frage, warum Trump trotz all seiner Fehlleistungen auch am Dienstag ein überraschend starkes Ergebnis einfahren konnte. „Trump ist genau der Präsident geworden, der zu werden er angekündigt hatte. Die, die ihn mit dieser Ankündigung wollten, die wollen ihn auch weiter“, sagt Schlink, der seit langem viel Zeit in Amerika verbringt.

Mit Fußball („Soccer“) können wenige Amerikaner etwas anfangen. Zu dominant sind die drei großen Sportarten Football, Basketball und Baseball. In Deutschland hingegen wissen die meisten sofort, wer mit dem Ausdruck „Fummler“ gemeint ist. Schnelle, trickreiche Spieler, die bei ihren langen Dribblings kaum vom Ball zu trennen sind. In Deutschland gibt es immer weniger Spieler dieses Typs, wie Karsten Kellermann berichtet. Der Autor untersucht die Gründe und erinnert auch an den größten „Fummler“ aller Zeiten: Garrincha. „Er war der Mann, der am meis­ten Freu­de schenk­te in der Ge­schich­te des Fuß­balls“, sagte der Fuß­ball-His­to­ri­ker Edu­ar­do Ga­le­no einmal über den Brasilianer.

Ein schönes Schlusswort. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Start in diesen Freitag. Bleiben Sie fröhlich und gesund!

Herzlich

Moritz Döbler

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