Liebe Frau Do, es ist ein Szenario, das fast komische Züge aufweist, wenn die Lage nicht so ernst wäre: Bund und Länder verlängern die Weihnachtsferien, um Familienfeste an Heiligabend wenigstens etwas sicherer zu machen. Tausende Wintersportler nutzen die freien Tage aber für Ski-Urlaube in den Alpen, stecken sich im schlimmsten Fall mit Corona an und bringen das Virus mit nach Hause. So weit das Szenario. Deutschland, Frankreich und Italien plädieren daher für einen europaweiten Ski-Lockdown, Österreich und die Schweiz ziehen aber nicht mit. Jetzt erreicht die Debatte auch NRW, wie Jan Drebes, Kirsten Bialdiga, Julia Rathcke und Christian Schwerdtfeger berichten. Denn nachdem das Oberverwaltungsgericht die Landesverordnung der pauschalen Quarantänepflicht für ungültig erklärt hatte, drängt die Zeit. Die SPD im Landtag fordert eine angepasste Einreiseverordnung, die CDU hält dies zurzeit für nicht umsetzbar. Die FDP setzt auf Appelle statt Verbote, die Grünen rufen nach der großen europäischen Lösung. Vieles spricht dafür, dass uns dieses Thema noch länger beschäftigen wird. Um die Zukunft geht es auch in einer Analyse, die mein Kollege Martin Kessler geschrieben hat. Unser Politik-Chef geht gemeinsam mit Wissenschaftlern und Experten der Frage nach, wie fest die Pandemie unser Leben im kommenden Jahr noch im Griff haben wird. Maskenpflicht, Abstandsregeln, Reisebeschränkungen und Videokonferenzen werden uns noch lange erhalten bleiben, urteilt der Autor. Doch es gibt berechtigte Gründe für Hoffnung. Der medizinische Fortschritt ist rasant, Schnelltests werden besser verfügbar sein, hoffnungsvolle Impfstoffe stehen kurz vor der Zulassung. Spätestens wenn die Massenimpfungen im Sommer erfolgreich anlaufen, sollte sich die Lage bessern. Schritt für Schritt, aber spürbar. Um die Zukunft der Arbeitswelt wird seit diesem Sommer kontrovers diskutiert. Viele Arbeitnehmer erledigen ihren Job derzeit vornehmlich zu Hause. Wer gute räumliche und technische Voraussetzungen hat (und sich nicht „nebenbei“ um die Familie kümmern muss), weiß die Vorzüge wahrscheinlich zu schätzen. Aber es gibt auch Nachteile. Der Kontakt zu Kollegen wird seltener, Informationsflüsse brechen ab, die Trennung von Arbeit und Privatleben gelingt schlechter. Dorothee Krings hat sich mit dem Wirtschaftswissenschaftler Stefan Süß ausführlich über Probleme und Lösungen unterhalten. Ein Vorschlag des Experten: Unternehmen sollten einen „digitalen Pausenraum“ einrichten. Klassische Musik und Konzerte können wir derzeit fast ausschließlich digital genießen – mit CDs, bei Spotify oder Youtube. Wolfram Goertz nimmt Sie heute mit auf eine Entdeckungsreise in die Orchesterwelt und erklärt, was die zahlreichen Gesten eines Dirigenten eigentlich genau bedeuten. „Wozu ist die linke Hand des Dirigenten da?“ heißt sein Text. Dort berichtet er auch von einem großen Maestro, der seine Musiker fast nur mit den Augenbrauen dirigierte – und damit magische Momente erzeugte. Mir bleibt noch, Ihnen ein schönes und vergnügliches Wochenende zu wünschen. Wenn Sie schon lange nicht mehr laut Ihr Lieblingslied gehört haben, wäre heute doch eine ganz ausgezeichnete Gelegenheit dafür. Viel Spaß! Herzlich Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |