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Das Original. Ungekürzt. |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 30.04.2020 | Heute und morgen wird es wechselhaft mit Schauern und kräftigem Wind, bei max. 17°C. | ||
+ Flughafen Tegel soll jetzt doch vorzeitig schließen + Öffnung der Schulen könnte die Zahl der Infektionen nach Studie massiv erhöhen + Berlin gibt die Hoffnung auf die E-Akte auf + |
von Robert Ide |
Guten Morgen, auch heute ist wieder ein guter Tag. Gewiss, wir erleben, durchleben ungewiss eine Krise – aber in Friedenszeiten. Vor 75 Jahren war Berlin ausgebombt; als freies Gebilde war es vorher längst zertrümmert worden. Am 2. Mai 1945 kapitulierte die Hauptstadt des Nationalsozialismus gegenüber der Roten Armee, die letzte Schlacht eines weltweiten Infernos hatte noch einmal zwei Wochen gedauert und weitere Hunderttausende Tote gefordert. Nach einem millionenfachen Genozid, der niemals verjährt. Manchmal hilft ein Blick zurück, um zu erkennen, wie gut und frei wir heute leben – selbst bei manch zeitweiliger Einschränkung wegen einer weltweiten Pandemie. Damit wir nicht vergessen, mit welcher Geschichte sich Deutschland beladen hat und was früher geschehen ist auf dem Berliner Pflaster, über das wir heute gehen, erscheint der Tagesspiegel am Sonnabend mit einer umfangreichen Sonderausgabe (Infos hier; E-Paper-Probe hier). Auch digital zeichnen wir die Befreiung nach, unter anderem mit einer umfangreichen Bildergalerie zum Kriegsende in Berlin (zu sehen hier). Jeden neuen Tag friedlich und frei und nicht hungernd zu erleben – davon haben die Berlinerinnen und Berliner vor 75 Jahren geträumt. Es waren unsere Großmütter, unsere Großväter. Sie haben neu angefangen, jeden neuen Tag. | |||||
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Nach sieben Wochen Homeoffice befinden sich offenbar immer mehr Menschen im Landeanflug auf den Flughafen Pegel (via Ilona Hartmann). Kein Wunder, in Tegel landet schließlich außer verschwundenen Koffern gar nichts mehr. Berlins rüstiger Airbusbahnhof mit Curry-S-Bahn und Container-Terminal wird dicht gemacht – ab Juni wohl erst mal für zwei Monate, aber danach darf Berlin sowieso bald nur noch in Schönefeld in die Luft gehen. Falls den Fluggesellschaften vorher nicht die Puste ausgeht. „Die Erreichbarkeit Berlins auf dem Luftweg muss in jedem Fall sichergestellt sein“, erklärt Berlins CDU-Fraktion dazu aus lustiger Höhe. Nur die Firma, die den Flughafen der Herzen und der Ohrenschmerzen (für Nord-Berlin) zu einem Innovationspark umbauen soll, bleibt auf dem Boden. Auf Checkpoint-Anfrage teilt die Tegel Projekt GmbH mit, sie könne das Gelände erst übernehmen, „sobald der Flughafen Tegel aus der Planfeststellung entlassen wurde, die Betriebspflicht aufgehoben ist und alle sicherheitsrelevanten Anlagen so zurückgebaut sind, dass die Freigabe zur Übernahme erteilt werden kann“. Erst also landen eine Menge Stempel auf einer Menge Stapeln von Papier, bis im Sommer 2021 in Tegel neu durchgestartet wird. Bis dahin fliegen wir alle sowieso nicht, höchstens mit dem Drachen. Auf Tempelhof. | |||||
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Kinder brauchen Kinder. Und Eltern auch mal eine Pause. Deshalb werden nun die Schulen geöffnet – und damit das mit dem Digitalunterricht nicht noch überhand nimmt. Unter der Hand dürfte dann allerdings mit Seife gehandelt werden – denn Berlins Schultoiletten bleiben die wahre Lebensprüfung, wie nicht nur der Landeselternrat bemängelt. Kernig sind auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse der internationalen Forschungsgruppe Mocos. Die Modellierer haben für den Tagesspiegel errechnet, dass die Öffnung der Oberschulen in Berlin für die Gesundheitslage allgemein gefährlich werden kann. Selbst wenn es mit den neuen Distanzregeln gelingen sollte, die nahen Kontakte von Schülern im Vergleich zur Vorviruszeit um die Hälfte zu reduzieren, würde es in der Stadt wieder zu einer exponentiellen, für das Gesundheitssystem kritischen Corona-Ausbreitung kommen. Und falls die Kontaktfreudigkeit der 15- bis 18-jährigen nur auf 80 Prozent reduziert werden kann, würden in den nächsten 300 Tagen etwa 200.000 Berlinerinnen und Berliner mit dem Virus infiziert; etwa 3000 Menschen würden sterben, so das errechnete Szenario. Es zeigt, wie klein die Spielräume in den Klassenräumen sind. Und wie groß die Last der Verantwortung, die von den Eltern nun Stück für Stück auf die Lehrer verlagert wird. | |||||
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Neues von der Spezialdemokratischen Partei Deutschland, kurz: SPD.Bundestagsabgeordnete Eva Högl soll nach dem Willen ihrer Fraktion neue Wehrbeauftragte werden. Der bisherige Amtsinhaber Hans-Peter Bartels, anerkannt im Parlament und bei Soldatinnen und Soldaten, soll dafür den Helm an den Nagel hängen. Damit könnte es wahrscheinlicher werden, dass Michael Müller im nächsten Jahr für Berlins SPD auf Listenplatz eins in den Bundestag einziehen darf – beim letzten Mal hatte hier noch Högl gestanden. Somit wäre der Weg noch geebneter für Franziska Giffey, die als Bundesfamilienministerin ins Berliner Homeoffice zurückwechseln und dabei den Regierenden Bürgermeister in Berlin beerben will. Was all das mit den Bundeswehrsoldaten, deren Interessen die Wehrbeauftragten verpflichtet sind, zu tun hat? Wohl nur das: Parteimanöver. | |||||
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Und damit schalten wir rüber zur Fußball-Bundesliga, die nach wie vor den Deutschen Geister sucht. Heute wird im Kanzleramt verhandelt, ob Ball und Rubel wieder rollen dürfen. Alle Spieler sollen nach Vorstellungen des Ligaverbands während der Restsaison in einer Art Quarantäne-Strafraum gehalten und regelmäßig nicht nur auf Doping getestet werden. Pankows Sport- und Gesundheitsstadtrat Torsten Kühne (CDU) hält das Konzept allerdings „für nicht umsetzbar", wie er meinem Kollegen Christian Hönicke verriet. Denn entgegen der Aussage der Fußballfunktionäre fehle es bundesweit an Testkits. „Die Abstrichstäbchen sind der limitierende Faktor, der Markt ist offensichtlich leergefegt“, sagt Kühne. In dieser Mangelsituation gebe es andere Prioritäten als den Profifußball, „dazu gehören für mich Krankenhäuser, andere medizinische Einrichtungen und auch Schulen“. Und vielleicht noch der Amateur- und Jugendfußball – denn der holt Kinder von der Straße, die das eigene Zuhause oft zum Rasen bringt. Nur nach draußen gehn’n wir nicht, singt Frank Zander von Balkonien. Denn Herthas Fankurve bleibt schon lange zu Hause, während die Profis für die geistlosen Geisterspiele gerade Standardsituationen ohne Gegenspieler und Torwart üben - und so auch mal das Tor treffen. Für ein mögliches nachgeholtes Stadtderby gegen den 1. FC Union aus Köpenick im dann leeren Olympiastadion dürfte das aber nicht reichen – zumal wegen der geltenden Anstandsregeln nicht mal Berlins ballverliebter Barde vor der verwaisten Ostkurve auftreten dürfte. Falls es tatsächlich noch zum Duell ohne Fans kommt, „singe ich vielleicht auf meinem Balkon, mit dem Schal umgehängt“. In der Zwischenzeit rettet Zander lieber ein paar Eckkneipen mit, plant eine Alternative zu seinem traditionellen Gänseessen für Obdachlose und versteigert mit dem Tagesspiegel von ihm bemalte Gesichtsmasken zugunsten von Zoo und Tierpark. Damit man dort wenigstens mitsingen kann: „Hier kommt Knut“. | |||||
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