Zunächst zu Tesla: Aktien werden von vielen als eine Art Lotterie-Los angesehen, mit dem man fleißig zocken kann. Dabei sind sie ein Wertpapier, ein einzelner Anteil an einem Unternehmen. Und so sehr Anleger auch auf die Kursbewegungen der Aktien starren und daran den Erfolg oder Misserfolg ihrer Investment-Entscheidungen messen, ist doch die Entwicklung des Unternehmens selbst der eigentliche, der wichtige Maßstab. ThyssenKrupp, Siemens, Daimler, Ford, Bayer stehen für große, börsennotierte Konzerne. Aber diese Namen sind auch jene von Männern, die als Unternehmer Erfolg hatten, die eine Idee, eine Vision verfolgten und ihr zum Durchbruch verhalfen. Aus kleinen Anfängen erwuchs Großes und Großartiges, was den Gründern Erfolg und Ansehen bescherte und ihren Miteigentümern, den Aktionären, Wohlstand. Elon Musk ist ebenfalls ein Visionär. Kein Gründer, denn er kaufte sich immer in bestehende Start-ups ein, aber er hatte frühzeitig eine konkrete Vorstellung wie und wohin sich diese zarte Pflanze entwickeln ließe. Und er ist durchsetzungsstark. Das gehört ebenfalls dazu, um Erfolg zu haben. Erfolg hat Elon Musk, zunächst mit PayPal, und seit einigen Jahren mit Tesla. Als Pionier der Elektro-Antriebe hat Musk sein Unternehmen nicht nur nach einem genialen Erfinder benannt, sondern anders als sein Vorbild, der stets im Schatten von Thomas Edison stand, erzielte er den ultimativen Erfolg: Tesla ist der wertvollste Automobil-Konzern der Welt. Und allen Unkenrufen zum Trotz klettert sein Aktienkurs schier unaufhaltsam in neue Höhen, wodurch Elon Musk seit kurzem auch der reichste Mensch der Welt ist. Damit hat er Microsoft-Gründer Bill Gates, Amazon-Gründer Jeff Bezos und auch Investment-Legende Warren Buffett überholt. Egal, wie man zu Elon Musk steht, zu seinen Eskapaden, seinen Provokationen, man kann nicht anders, als ihm Respekt zu zollen. Seinem Lebenswerk gebührt größte Anerkennung – und es ist ja längst noch nicht vollbracht. Sein eigentliches Ziel ist die Besiedelung des Mars. Aber das ist eine andere Geschichte. Heute bleiben wir erdverbunden und kümmern uns um Elektro-Autos, Speicher-Technologien, Solar-Dachziegel. Um Tesla... Der Autobauer Tesla baut Elektro-Autos. Allerdings gerade mal 500.000 Stück pro Jahr. Das klingt erstmal nach viel, aber verglichen mit den 10 Millionen, die VW pro Jahr herstellt ist es dann doch überschaubar. Trotzdem elektrisiert Tesla die Welt – und die Auto-Branche. Tesla ist es zu verdanken, dass Elektro-Autos salonfähig wurden und immer mehr zum Gradmesser werden. Natürlich half der Diesel-Abgasskandal Tesla, natürlich sind es staatliche Eingriffe, die Tesla zusätzlichen Schub gaben. Einerseits direkte Subventionen, wenn neue Fabriken gebaut werden, und auf der anderen Seite sind es die CO2-Zertifikate, die Tesla seit einigen Quartalen ins Plus hieven. Denn CO2-Emissionen werden besteuert und wer CO2 in die Luft blasen will, benötigt hierzu Zertifikate. Die muss er kaufen und zwar von jenen, die sie haben, aber nicht brauchen. Wie Tesla. Also übernehmen Fiat Chrysler und General Motors diese Zertifikate und bezahlen Tesla dafür viel Geld. Das ist Wettbewerbsverzerrung, aber gewollte. In Deutschland gibt es dies über die EEG-Umlage, die Wind- und Sonnen-Anlagenbetreibern eine garantierte Einspeisevergütung für 20 Jahre zubilligt. Nur deshalb konnten sich die regenerativen Energien so stark entwickeln. Tesla schreibt nun also schwarze Zahlen und das hat dazu geführt, dass das Unternehmen in den S&P 500-Index aufgenommen wurde. Das bringt nicht nur Publicity, sondern heizt auch die Nachfrage nach den Aktien an. Denn die vielen Index-Fonds und ETFs, die den S&P 500 abbilden, müssen nun auch Tesla-Aktien erwerben. Doch nicht nur das, sondern auch der seit einiger Zeit zu beobachtende Run auf alles, was mit alternativen Energien und Elektro-Mobilität zu tun hat. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihren „Green Deal“, die Bundesregierung ihren eigenen. Und President-elect Joe Biden will nicht nur dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten, sondern seinen politischen Schwerpunkt bei der Dekarbonisierung der USA legen. Zudem denken chinesische lokale Regierungen darüber nach, eigene Förderprogramme für Elektro-Autos zu starten, um die Nachfrage anzukurbeln. Schaut man auf die Aktienkurse der chinesischen Werte, stellen die den Anstieg von Tesla noch in den Schatten. So hat BYD („Build Your Dreams“), an der Buffett mit 24,6 Prozent beteiligt ist, ihren Kurs in den letzten 6 Monaten mehr als ver-4-facht. Der chinesische Misch-Konzern ist inzwischen hinter Tesla der zweitgrößte Elektroauto-Hersteller der Welt. Mit Heimvorteil China, denn das Reich der Mitte ist weltweit der mit Abstand größte PKW-Markt. BYD setzt hier 84 Prozent seiner Elektro-Autos ab. Elektro-Speicher und Batterien Doch Tesla ist viel mehr als Elektro-Autos. Tesla drängt auch mit Wucht in den Markt für Elektro-Speicher und hat mit seiner Powerwall jüngst die zweite Generation seiner E-Speicherlösung für Einfamilienhäuser vorgestellt. Des Weiteren bietet Tesla inzwischen auch Solar-Dachziegel an und entwickelt sich so zum Rundumanbieter für den Niedrigenergie-Hausmarkt. Tesla ist längst nicht mehr nur in den USA aktiv, sondern fertigt auch weltweit vor Ort. Seine neuste Fabrik entsteht in Brandenburg. In Grünheide sollen nicht nur Tesla-Elektroautos gefertigt werden, sondern es wird auch eine Gigafactory aus dem Boden gestampft. Also eine Batteriefertigung mit 100 Gigawattstunden (GWh) an Kapazität, die später auf 250 GW ausgebaut werden könnte. Damit wäre es dann die größte Batteriefertigung der Welt. Batterien sind der Schlüssel zur Energiewende. Bei den PKWs herrschen zurzeit noch die Kernelemente Design und Motor-Technik, in Zukunft werden es Design und Batterie-Technik sein. Ein Elektro-Motor ist keine hohe Kunst, die Batterie entscheidet über die Leistung und die Reichweite. Batterien als Energie-Speicher benötigen aber auch die Windkraft- und Solar-Anlagen. Dummerweise bläst der Wind vor allem in den Wintermonaten und die Sonne scheint überwiegend im Sommer und auch noch tagsüber, wenn der Stromverbrauch eher gering ist. Also muss die zur „falschen Zeit“ produzierte Energie gespeichert werden und das ist mit den bisherigen Speichern nur unter hohen Energieverlusten möglich. Je besser und effizienter die Speicher werden, desto weniger Strom muss für gleiche Leistung produziert werden bzw. die gleiche Strommenge kann mehr Leistung ergeben. Was wiederum den Bedarf an fossiler Stromerzeugung, zum Beispiel aus Kohleverstromung, reduziert. Auch Tesla hat Probleme Tesla ist eine große Erfolgsgeschichte, doch auch Tesla hat mit Problemen zu kämpfen. Soeben startet eine große Rückrufaktion für verschiedene Tesla-Modelle aufgrund von Qualitätsmängeln. Und es ist nicht das erste Mal, dass Tesla mit der Qualität auf Kriegsfuß steht. Insbesondere das zuletzt eingeführte Model Y, der Tesla-SUV, kann diesbezüglich überhaupt nicht überzeugen. Wenn nun demnächst die Elektromodell-Offensiven der deutschen Premium-Hersteller den Markt aufmischen, wird Tesla unter Druck geraten. Denn deutsche Hersteller haben weltweit einen hervorragenden Ruf und eine treue Kundschaft. Sie werden ihre E-Autos gut verkauft bekommen, auch wenn sie in Punkte Leistung und Reichweite den Tesla-Modellen anfangs hinterherhinken werden. Tesla ist zwar ein Autobauer, aber eigentlich will das Unternehmen gar keine Autos bauen. Sie sind nur Mittel zum Zweck. Damit konnte Musk seinen Traum von der Elektrifizierung unserer Welt mit einem ersten großen Schritt vorantreiben. Tesla ist Autobauer, Software-Firma und Dienstleister. Es ist neben der Batteriefertigung bei Energie-Speichern aktiv, bietet Solar-Dachziegel an und ein eigenes Fahrerassistenz-System, also autonomes Fahren. Insbesondere mit der Software wird Tesla einen zunehmenden Anteil seiner Umsätze und Gewinne erzielen und das führt uns zum Thema Bewertung. Aktien-Bewertung Vergleicht man Tesla mit den klassischen Auto-Werten, so wird Tesla höher bewertet als alle anderen zusammen. Dabei erzielen diese Milliardengewinne, während Tesla nur knapp in der Gewinnzone liegt – dank der CO2-Zertifikateeinnahmen. Operativ schreibt Tesla weiterhin rote Zahlen. Es ist daher klar, dass Tesla aus diesem Vergleich als gnadenlos überteuert hervorgeht. Allerdings relativiert sich dies etwas, wenn man Tesla mit anderen Branchen vergleicht, zum Beispiel der Software-Branche. Betrachtet man Tesla als Software-Powerhouse und Spezialisten für autonomes Fahren, würde man dem Unternehmen eine deutlich höhere Bewertung zubilligen können oder sogar müssen. Aber ob die Aktie noch weiteres Potenzial hat? Tja, das ist wohl die Kardinalfrage. Der Kurs einer Aktie sollte sich im Idealfall am Wert eines Unternehmens-Anteils orientieren. Doch in der Praxis bildet sich der Preis alleine durch Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage nach Tesla-Aktien ist momentan sehr hoch und sie steigt weiter an. Weil die Anleger ausschließlich auf die Chancen sehen und sich die Zukunftsaussichten in allen erdenklichen rosaroten Farben ausmalen. Das kann so weitergehen und den Kurs in noch ungeahntere Sphären heben, es kann aber auch zu einer Umbesinnung und Neubewertung kommen, die dem Aktienkurs dann erheblich zusetzen dürfte. Gier und Angst sind die beiden bestimmenden Emotionen an der Börse. Momentan überwiegt die Gier. FOMO, die Angst, etwas zu verpassen. Wenn die Konkurrenz mit ihren vielen Elektro-Modellen auf den Markt kommt, wird sich Tesla beweisen müssen. Kann man sich gegen die Premium-Hersteller behaupten und mitspielen, hat Tesla weiteres Potenzial. Und die nächste Tesla-Generation dürfte im unteren Mittelklasse-Segment angesiedelt sein – wenn Tesla es schafft, zu einem Massen-Hersteller zu werden, bieten sich auch hier ganz neue Perspektiven. Tesla, Inc. (ISIN: US88160R1014) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 20e/21e/22e | Kurs | A1CX3T / TSLA | 544 Mrd. USD | 459 / 190 / 122 | 589,00 USD | Mein Fazit: Tesla ist heiß, Tesla ist teuer, Tesla ist angesagt. Das kann so bleiben, das kann so weitergehen. Das Risiko eines Absturzes aus dieser luftigen Höhe nimmt mit jedem Tag weiter zu. Für Elon Musk sind luftige Höhen nichts Unbekanntes. Immerhin schießt er mit seinem zweiten Projekt, SpaceX, Raketen ins Weltall und plant die Besiedelung des Mars. Hoch hinaus hat Elon Musk nie gereicht, sein Ziel war immer höher hinaus. Das gilt auch für Tesla.
Kaufregeln aus dem Video: „Die 3 größten Fehler, die Du JETZT nicht machen darfst!“ Wie kann man einzelne Aktien selber auswählen, auch wenn man noch nicht allzu lange an der Börse aktiv ist? Eine simple Methode: Vor dem Kauf immer die Homepage der Firma aufrufen, den letzten Geschäftsbericht oder Zwischenbericht abrufen und dann schauen: 1. Hat das Unternehmen im letzten Quartal bzw. im letzten Berichtszeitraum seine Umsätze gesteigert? 2. Hat das Unternehmen in diesem Zeitraum auch unter dem Strich, also «netto», einen Gewinn erzielt? 3. Ist dieser Nettogewinn ggü. dem Vorjahr gestiegen und ist er tatsächlich operativ erwirtschaftet worden oder nur durch Sondereffekte, die sich wahrscheinlich im nächsten Jahr nicht mehr wiederholen? Und: 4. Schaue Dir den Chart der Aktie an und schau, ob es einen langfristigen Aufwärtstrend gibt, also auf Sicht von mehreren Jahren – und schaue, ob der kurzfristige Trend, also innerhalb des letzten Jahres, auch einigermaßen nach oben zeigt. Nur wenn alle diese 4 Punkte erfüllt sind, solltest Du die Aktie überhaupt für einen Kauf in Betracht ziehen. Wichtig ist zudem die Streuung: Diversifiziere je nach Kapital auf mindestens 3 bis maximal 15 verschiedene und achte auch auf eine Streuung über verschiedene Branchen hinweg. Wenn Du diese simplen Regeln befolgst, stehen die Chancen gut, dass Du mit Deinen Aktien wesentlich besser abschneidest als der Großteil der Anleger, der häufig viel zu hohe Risiken eingeht. Tipp: Morgen, am 28.11. um 16 Uhr geht auf meinem YouTube-„Aktien-Kanal“ ein Video exklusiv zu diesem Thema online. Schau Dir das das Video bitte morgen unbedingt an! Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“. | | Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Berkshire Hathaway & Salesforce. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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