Liebe Frau Do, im Moment wird viel über das Impfen gestritten – und der Ton wird rauer. Manche fürchten die Folgen weiter steigender Inzidenzen. Andere sehen nicht ein, warum sie den Arm hinhalten sollen, während andere einfach abwarten. Schon wird der Ruf nach einer Impfpflicht lauter. Dabei sollte es gerade jetzt um Besonnenheit gehen. Und dabei hilft der Gedanke, dass Solidarität kein Geschäft ist, sondern eine Haltung. Wer solidarisch ist, nimmt Nachteile in Kauf im Vertrauen darauf, dass die anderen auch solidarisch handeln. Wissen kann man das aber nie. Manchmal tut es gut, sich das klar zu machen – und dann zu entscheiden. Heute wichtig: Testpflicht: Die Testpflicht für alle Reiserückkehrer, die nicht vollständig gegen Corona geimpft oder von einer Covid-19-Erkrankung genesen sind, soll nun doch voraussichtlich schon ab 1. August eingeführt werden. Noch offen ist, ob sie auch für Fernfahrer im innereuropäischen Warenverkehr gelten soll. Jan Drebes und Birgit Marschall haben den Stand der Dinge. Impfmüdigkeit: Weil diese hierzulande zunimmt, geben erste Bundesländer ungenutzte Impfdosen an den Bund zurück. Die Details lesen Sie in unserem Liveblog. Auch die USA beschäftigen die sinkende Nachfrage. Präsident Joe Biden hat dort nun neue Maßnahmen vorgestellt. Unter anderem sollen Neugeimpfte 100 Dollar erhalten, für ungeimpfte Bundesangestellte soll es Einschränkungen geben. Olympia: Der Deutschland-Achter wollte bei den Olympischen Spielen nach neun Jahren wieder zu Gold rudern, doch es reichte nur zu Silber. Hier lesen Sie unseren Bericht. Noch mehr aktuelle Nachrichten gibt es zum Hören – von Montag bis Samstag jeden Morgen ab 5 Uhr in unserem „Aufwacher“-Podcast. Meinung am Morgen: Inzidenzen: Ein angebliches Geheimpapier des RKI hat für Wirbel gesorgt, weil darin ein Lockdown im Winter thematisiert wird. Tatsächlich will die Behörde nur an den Inzidenzen als Früherkennungs-Wert festhalten, schreibt Martin Kessler in seiner Einordnung des Papiers. Besonders hilfreich sei das alles nicht. Schutzverordnung: Die Landesregierung hat die Corona-Schutzverordnung für NRW entschärft. Nur wenige Tage vor der nächsten Bund-Länder-Runde wirft sie damit ein etabliertes System um. Ungeduldig findet das Maximilian Plück in seinem Kommentar und fühlt sich an den destruktiven Wettlauf der Länder um frühere Corona-Regeln erinnert. Wahlkampf: Bisher rumpelt der Wahlkampf etwas eigensinnig vor sich hin. Die Kanzlerkandidaten sind viel mit eigenen Fehlern beschäftigt. Und so kommen auch die Grünen trotz Hochwasser und Klimakrise nicht richtig in die Offensive. In seinem Kommentar schreibt Holger Möhle, dass die Ökopartei dabei ist, die Hoheit über eines ihrer Kernthemen verteidigen zu müssen. Sie wollen noch mehr Analysen und Kommentare? Unser Meinungs-Ressort versorgt Sie jeden Tag mit aktuellen Beiträgen. So gesehen: In Monheim gibt es seit kurzem eine Lommer-jonn-Chaussee. Das ist eine feine Art der Stadt, eine ihrer Straßen nach der berühmtesten Dichterin des Orts zu benennen, nach Ulla Hahn. Denn Chaussee klingt so hamburgisch, und dort lebt Ulla Hahn seit vielen Jahren. Und „Lommmer jonn“ ist ein Zitat aus ihrem autobiografischen Roman „Das verborgene Wort“. Der Ausspruch stammt von ihrem Großvater und ist die rheinische Art, zum Aufbruch zu animieren – etwas wehmütig, weil man los muss, und zugleich munter, weil man woanders etwas Spannendes erleben könnte. Gilt auch für diesen Tag: Lommer jonn! Herzlich Ihre Dorothee Krings Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |