die Unzufriedenheit mit den beiden Parteivorsitzenden schwelte schon länger, aber dass es dann so schnell gehen würde, kam doch überraschend. Selbst in der druckfrischen Ausgabe der Zeit, wo man eigentlich ein sehr enges Verhältnis zu den Grünen pflegt, findet sich an diesem Donnerstag noch ein längerer Beitrag, der unter der Überschrift „Gemeinsam einsam“ über einen möglichen Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour spekuliert. Aus dem möglichen Rücktritt ist am Mittwoch ein tatsächlicher Rücktritt geworden: Nouripour und Lang machen den Weg frei für eine neue Parteiführung bei den Grünen. Doch nicht nur das: Nach dem Rücktritt der Parteivorsitzenden geht prompt die Grüne Jugend spektakulär von Bord. Und Markus Söder schließt eine Koalition mit den Grünen nach der Bundestagswahl kategorisch aus. Ein Niedergang im Zeitraffer, kommentiert Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier. Es sieht so aus, als wolle auch Cem Özdemir, derzeit Bundeslandwirtschaftsminister, sein Amt niederlegen. Aber nicht, um den Weg frei zu machen für irgendeinen Neustart oder was auch immer, sondern einer inneren Logik folgend. Denn als Verkehrsminister in Baden-Württemberg könnte er zum Amtsnachfolger Winfried Kretschmanns als Ministerpräsident aufgebaut werden. Hans Martin Esser mit den Details. Was sich in am Donnerstag in Thüringen abgespielt hat, ist eine Schande für die Demokratie. Der Verursacher ist aber nicht die AfD. Es sind die selbsternannten „demokratischen“ Kräfte unter Führung der CDU, die die erste, konstituierende Sitzung im Thüringer Landtag zur Farce haben werden lassen. Man müsste eigentlich auswandern, so würdelos war der Vorgang, schreiben Mathias Brodkorb und Ferdinand Knauß. Der amtierende CDU-Chef Merz und neuerdings Kanzlerkandidat der Union lud derweil zu einem nachträglichen Geburtstagsempfang für Angela Merkel ein. Der Höhepunkt der Feier war erreicht, als sie dem neuen Kanzlerkandidaten, den sie schon 2002 verdrängen wollte, den sie oder ihre Leute 2018, 2020 und 2021 an der Spitze verhindern wollten, sozusagen ihren Segen gab. „Ich wünsche dir für die nächsten Monate alles Gute und viel Erfolg!“ Volker Resing war dabei. In Österreich wird am Sonntag gewählt. Kurz vor den Nationalratswahlen liegt die FPÖ zwar immer noch vor der ÖVP, allerdings ist der Abstand zuletzt infolge des Hochwassers geschrumpft. Matthias Strolz ist Mitgründer der österreichischen Neos und war bis 2018 hauptberuflicher Politiker. Anlässlich der Österreich-Wahl habe ich mit ihm über neue Brandmauern, alte Migrationsprobleme und fehlenden Mut bei der Corona-Aufarbeitung gesprochen. Das Interview lesen Sie hier. Marode Infrastruktur, überbordende Sozialleistungen, abwandernde Industrie oder ungelöste Migration: Der ehemalige deutsche Musterknabe bringt es nicht mehr. Doch was denkt man im Ausland über die krisengeschüttelte Bundesrepublik? Lesen Sie hier das Editorial unserer Oktober-Ausgabe, in der wir für unsere Titelgeschichte verschiedene Autoren, die im Ausland leben, gebeten haben, ihre Sicht und die Perspektiven ihrer Wahlheimaten auf Deutschland aufzuschreiben. Zum „Film der Woche“ von Ursula Kähler: Der 24. Kinofilm von Hollywood-Legende Francis Ford Coppola – „Megalopolis“ – ist ein römisches Epos im modernen Amerika. Die futuristische Parabel mit Starbesetzung will die Menschheit von ihrem Elend erlösen. Sie scheitert aber an oberflächlicher Opulenz. Kählers Filmkritik lesen Sie hier. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |