Liebe Frau Do, „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts“, hat die französische Feministin Simone de Beauvoir zur Mitte des 20. Jahrhunderts gesagt und damit ein neues Selbstbewusstsein der Frauen eingefordert, um die männerdominierten Strukturen und die Ungerechtigkeiten in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und im Privaten aufzubrechen. Der Kampf des Feminismus ist längst nicht beendet, immer noch haben es Frauen in vielen Ländern, in patriarchalischen Kulturen, aber auch in hochentwickelten und freiheitlich geprägten Demokratien wie Deutschland schwer. In unserer Sonderausgabe zum heutigen Internationalen Frauentag wimmelt es dagegen von klugen Frauen, die vermeintlich Unmögliches gefordert – zum Beispiel Rechte, Ämter, Posten – und sich damit durchgesetzt haben. Und diese besondere Ausgabe wurde auch in unserer Redaktion von jenen klugen Frauen koordiniert und kreiert, die nicht nur regelmäßig etwas fordern, sondern sich damit meistens auch durchsetzen und damit dann immer wieder unsere Zeitung und unsere digitalen Angebote besser machen. Zum Beispiel können Sie in Ihrer Zeitung und hier die Porträts von 24 Pionierinnen lesen. Frauen, die in ihrem Metier „Erste“ waren und so nicht nur männerdominierte Strukturen aufbrachen, sondern auch Wohlstand brachten und Wissen weitergaben. Ob als Ministerpräsidentin oder Fußballmoderatorin, ob als Kapitänin oder als Ärztin, ob als Bergsteigerin oder Nobelpreisträgerin. 24 Frauen jedenfalls, die Besonderes geleistet haben. Außerdem: Kristina Dunz, stellvertretende Berliner Büroleiterin, hat sich mit unserer Wirtschaftschefin Antje Höning einen rhetorischen Schlagabtausch geliefert, ob die deutsche Politik eine Frauenquote braucht. Unsere Kulturredakteurin Dorothee Krings hat ein seltenes Interview mit Christiane Underberg und ihrer Tochter Hubertine geführt, die beide das renommierte Kräuterlikör-Unternehmen am Niederrhein leiten. Und Eva Quadbeck, Mitglied der Chefredaktion, kommentiert hier, wo das Land ganz generell noch Nachholbedarf in Fragen der Gleichberechtigung hat. Unsere Vize-Chefin von RP Online, Judith Conrady, und NRW-Ressortleiterin Martina Stöcker haben ebenfalls wunderbare Ideen und viel Arbeit in dieses sechsseitige Produkt gesteckt, so dass ich Ihnen an dieser Stelle auch gar nicht erst andere Geschichten empfehlen möchte. Na ja, vielleicht doch eine. Den kleinen Beitrag, den ich auf Wunsch von Alice Schwarzer, Deutschlands wichtigster Feministin, neulich für ihr Magazin „Emma“ schreiben durfte. Darin habe ich mich als Feminist geoutet, die Gleichberechtigung ist ja ein Anliegen, für das auch wir Männer kämpfen müssen. Aber zugleich habe ich in dem Text Übertreibungen und Aufgeregtheiten bei manchen Feministinnen kritisiert, die aus jedem politischen Duell (zum Beispiel AKK gegen Friedrich Merz) eine feministische Grundsatzdebatte machen und dann auch nicht vor Altersdiskriminierung zurückscheuen („alte weiße Männer“). Meinen Beitrag für die „Emma“ können sie hier nachlesen. Wie Sie ahnen, ist der Beitrag in den „Emma“-Foren viel diskutiert worden. Und es gab bei reichlich Kritik auch überraschend viel Lob von Frauen. Und daraus ist nun sogar eine regelmäßige Kolumne geworden, in der Männer sagen, was sie schon immer zu dem Thema sagen wollten. Auch das ist Gleichberechtigung. Ich wünsche bei allem gute Lektüre! Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |