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| Vater und Tochter Sattmann aus Berlin mit Tirolern in der „Piefke-Saga“ / Foto: NDR |
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Liebe Leserin, lieber Leser, eine deutsche Familie in den Tiroler Bergen. Sie wandert durch Wälder und über Wiesen, der Vater beginnt irgendwann, am Gras zu zupfen – und hat plötzlich die halbe Alm in der Hand. Denn die idyllische Landschaft ist ein Rasenteppich aus Plastik, und darunter ist eine gigantische Müllhalde. Sie wurde mit einer künstlichen Landschaft überdeckt, damit die Touristen nichts davon merken. Das ist natürlich nicht in Wirklichkeit passiert, sondern nur im Fernsehen, genauer gesagt in der „Piefke-Saga“, der Satire über einen Ferienort in Tirol. Ich muss derzeit sehr oft an die deutsch-österreichische Koproduktion denken, die vor dreißig Jahren zum Kult wurde. Nicht an die ersten drei Teile, in denen die schwer zufriedenzustellende Berliner Familie Sattmann („Wir reisen ab!“) auf geschäftstüchtige Tiroler trifft, die ihre Ressentiments gegen die deutschen Gäste mit vielen Stamperln runterspülen. Mir fällt vor allem der vierte Teil ein, der 1993 ausgestrahlt wurde und eine Dystopie erzählt: Die Berge sind aus Müll, kritische Einheimische werden zum Verstummen gebracht, und auch sonst wird alles dem Tourismus untergeordnet – Hauptsache, die Kasse stimmt. In den vergangenen Wochen wurde in Tirol eine Dystopie Realität. Im Skiort Ischgl konnte sich das Corona-Virus ausbreiten und von den Skifahrern durch halb Europa getragen werden, weil die Verantwortlichen nach dem Bekanntwerden von Infektionen erst einmal nichts unternommen haben sollen. Oder wie es der Politikwissenschaftler Sebastian Reinfeldt im ZDF ausdrückte: „Man wollte so lange wie möglich die Seilbahnen laufen lassen.“ Hunderte Menschen infizierten sich beim Après-Ski, ein Tourist aus Bochum starb später auf der Intensivstation, ohne dass ihn die Angehörigen wegen der Ansteckungsgefahr besuchen durften. Bis heute ist nicht aufgearbeitet, was passiert ist. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck geht zwar inzwischen dem Verdacht der fahrlässigen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten nach, zur Verantwortung gezogen wurde aber bislang niemand. All das lässt auch das Krisenmanagement von Sebastian Kurz in anderem Licht erscheinen, wie mein Kollege Peter Münch letztens kommentierte. Im ORF war vergangene Woche in der Reihe „Am Schauplatz“ die sehenswerte Dokumentation „Ausnahmezustand in Ischgl“ zu sehen. Der Reporter Ed Moschitz war Ende Jänner eigentlich in den Tiroler Ort gekommen, um herauszufinden, wie das einst verschlafene Bergdorf zum wirtschaftsstarken Alpenballermann wurde. Und was Jahr für Jahr unternommen wird, um noch mehr Touristen nach Ischgl zu bringen. Er traf einen Hotelier, der plante, Kaiserpinguine anzusiedeln und auf der Piste in 2.500 Meter Höhe einen 40 Grad warmen Pool für die Skifahrer zu bauen. Er drehte bei einer Sitzung des Gemeinderats, in dem die Mehrheit der Politiker, die hier vor einem Kruzifix tagen, für das Seilbahnunternehmen arbeitet, das mit einem Jahresumsatz von gut 80 Millionen Euro der Motor des Skigebiets und ein dementsprechend mächtiger Player ist. Und während er all das recherchierte, brach die Corona-Krise aus, und der Reporter war plötzlich mitten im Zentrum des Geschehens. Er sprach mit Saisonarbeitskräften, die anfingen zu husten, erfuhr von Ärzten, die seltsame Atteste ausstellten, und hatte mit Lokalpolitikern zu tun, die bis zuletzt die Lage beschönigten. Hauptsache, die Gaudi konnte weitergehen. Der Schriftsteller Felix Mitterer, Autor der „Piefke-Saga“ und selbst Tiroler, hat für sein Drehbuch seinerzeit ein Jahr lang in Tirol recherchiert, unter anderem in Ischgl. Die Serie sorgte erst für einen Skandal und wurde dann zum Publikumshit, in vielen Tiroler Hotels liegen die DVDs inzwischen aus. Felix Mitterer sollte eine Fortsetzung schreiben, aber die Geschichte war für ihn fertig erzählt. In seiner 2018 erschienenen Autobiografie „Mein Lebenslauf“ hält er fest, dass er sich heute von der Realität überholt fühlt. „Manches könnte sich ein Autor nie ausdenken, ich jedenfalls nicht, dazu fehlt mir die Fantasie.“ Ich wünsche Ihnen erholsame Osterfeiertage, bleiben Sie gesund.
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| | | Verena Mayer Korrespondentin im Berliner Büro der SZ und seit 1999 in Deutschland
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PS: Wie geht es uns? Von Gesprächen mit dem Küchenstuhl bis zur Liebe in Angesicht des Todes – das kollektive Tagebuch der SZ bündelt Geschichten und Erfahrungen mit dem Coronavirus. Lesen und schreiben Sie hier mit.
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Coronavirus in Österreich |
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Schätzungsweise 0,33 Prozent infiziert | Am Freitag haben Forscher Einschätzungen zur Dunkelziffer der Corona-Infektionen in Österreich veröffentlicht. Demnach seien schätzungsweise 0,33 Prozent der Bevölkerung bis Anfang April mit dem Coronavirus infiziert gewesen. Das entspräche 28.500 Personen. Offiziell gibt es bislang dagegen gut 13.000 Fälle. Nach Aussagen der Wissenschafter ist es die erste repräsentative Studie dieser Art weltweit. Mehr dazu lesen Sie hier. Bundeskanzler Sebastian Kurz will Österreich mit einem „ambitionierten Plan“ zu „neuer Normalität“ führen. Nach Ostern sollen kleine Geschäfte wieder öffnen dürfen. Die Maskenpflicht wird ausgeweitet. Mehr dazu lesen Sie hier. Die Bundesregierung hat eine gesonderte Medienförderung beschlossen. 32 Millionen Euro sollen der Branche helfen, durch die Krise zu kommen. Den Löwenanteil bekommen Boulevardblätter. Mehr dazu lesen Sie hier. Aktuell gibt es (Stand: 10. April, 8 Uhr) bei 134.743 durchgeführten Tests (36.400 mehr als am Freitag der Vorwoche) 13.271 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus (+2.100). Die meisten Fälle zählen weiter Tirol (3.045, +477), Niederösterreich (2.192, +418) und Oberösterreich (2.085, +279). Im Spital werden landesweit 1.032 Menschen behandelt (-42), auf der Intensivstation 261 (+116). Bislang gibt es 319 Todesfälle (+151). 5.240 Erkrankte sind mittlerweile wieder genesen (+3.218). Weitere Zahlen finden Sie hier.
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| Hilfsbereitschaft mit Mängeln | Mit großer Geste lieferte China eine halbe Million Masken nach Tirol und Südtirol. Das Problem ist nur: Sie taugen nicht für den Einsatz im Krankenhaus, weil sie leicht verrutschen. Da hilft nur selber nähen. Von Peter Münch | | |
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| Ein paar Kerzlein im Tunnel | Bundeskanzler Kurz hat allen Grund, sich selbst und auch seine Landsleute zu loben: Die rigiden Corona-Maßnahmen greifen, er kann Lockerungen in Aussicht stellen. Aber muss Kurz sich wirklich auf Kosten anderer Europäer profilieren? Von Peter Münch | | |
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| Der Weg aus der Krise | In Österreich sollen die Anti-Corona-Maßnahmen nach und nach wieder gelockert werden. Wie Kanzler Sebastian Kurz versucht, die Krise auch politisch für sich zu nutzen. Von Laura Terberl und Leila Al-Serori | | |
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| „Ruhe aus der Kraft“ und „Ischgl nicht vergessen“ | Wie bewerten Sie den Umgang von Kanzler Sebastian Kurz mit der Corona-Krise? | | |
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| Keine moralische Erziehungsanstalt | Viele glauben, dass mit Corona eine neue Zeit der Solidarität beginnen könnte. Unser Kolumnist hat mit Tschernobyl, Rechtsruck und Anti-Terror-Politik schon einige politische Extremphasen erlebt und ist skeptisch. Von Karl-Markus Gauß | | |
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| „Office-Home ist gar nicht super“ | Der ORF sendet derzeit aus einem Quarantäne-Studio – fast 70 Mitarbeiter arbeiten und leben dort. ZiB2-Moderator Armin Wolf über seine Zeit in der Isolation, Zuschauerreaktionen und kritische Nachfragen in der Corona-Krise. Von Peter Münch | | |
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Mein Österreichisch | Reparaturseidl Bier, das man am Morgen einer durchzechten Nacht zum Frühstück trinkt
| | Brigitte Kren Schauspielerin Aktuell ist Brigitte Kren zu sehen in der Netflix-Serie „Freud“, zu der Sie hier eine Rezension lesen. Welches ist Ihr österreichisches Lieblingswort? Verraten Sie es uns bitte per Mail an oesterreich@sz.de Hier finden Sie eine Auswahl aller Einsendungen. |
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| „Das Schlimmste ist die Unsicherheit“ | Reise Bergführer Walter Laserer aus Oberösterreich über seine vorerst letzte Bergtour und die Frage, wie es nach den Ausgangsbeschränkungen weitergehen könnte. Von Dominik Prantl | | |
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| Disziplin versus Egoismus | Reise Die vielen, die beim empfohlenen Bergsportverzicht während der Krise mitmachen, exponieren jene Minderheit, die sich nicht daran hält. Manche überschreiten hier Grenzen. Von Dominik Prantl | | |
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| Menschen verführen | Feuilleton Schauspieler und Chansonnier Michael Heltau bezaubert sein Publikum seit den Fünfzigerjahren. Nun ist der Bühnenabschied des heute 87-jährigen Wahlwieners im Fernsehen zu sehen. Von Klaus Kalchschmid | | |
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| | Aus aller Welt: Coronavirus |
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| Liebe am Grenzzaun | Schweiz Paare aus Deutschland und der Schweiz treffen sich am Grenzzaun zwischen Konstanz und Kreuzlingen. Nun steht dort ein zweiter Zaun, der sie auf Abstand hält – und aus Liebe eine behördlich geregelte Angelegenheit macht. Von Salome Müller | | |
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| Unvorbereitete Staaten von Amerika | USA In kaum einem anderen entwickelten Land hat es das Coronavirus so leicht gehabt wie in den USA. Und es wird immer schlimmer. Fünf Orte, die für das Versagen einer Nation stehen. Von Thorsten Denkler und Thomas Gröbner | | |
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| „Manche weinen am Telefon, andere sind wütend“ | Deutschland Im Berchtesgadener Land boomte der Tourismus vor der Corona-Krise. Nun fragen sich nicht nur die Hoteliers, wie es nach der Pandemie weitergehen soll. Ein Besuch in einem zurzeit ungewöhnlich stillen Bergidyll.Von Hans Gasser | | |
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| Osterzopf mit Cranberrys und Pistazien
| Der junge Chef-Patissier des Hotels Sacher in Wien zeigt eine fruchtig-nussige Variante des traditionellen Osterzopfs. | | |
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| | „Pest“-Lesung mit Jelinek und Brandauer | | Das Buch zur Stunde ist ja „Die Pest“ von Albert Camus. Der 1947 verfasste Roman wird nun von 120 Vorlesern in einem Lesemarathon aufbereitet, dabei sind etwa Elfriede Jelinek, Ernst Molden, Adele Neuhauser, Birgit Minichmayr, Stefanie Sargnagel und Klaus Maria Brandauer. Das Zehn-Stunden-Projekt wird am Karfreitag auf der Webseite des Radiosenders FM4 gestreamt und dann einen Monat lang zu sehen sein.
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