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Liebe Leserinnen & Leser,
Schnelllieferdienste wie Gorillas oder Flink sind einer der großen Handelstrends 2021 - doch kann sich das mit Wagniskapital finanzierte Geschäftsmodell langfristig rechnen? Der Arbeitskampf bei Gorillas zeigt, wie prekär die Beschäftigungsverhältnisse sind. "Viele kommen nicht auf ihre wöchentliche Arbeitszeit und verdienen zu wenig zum Leben", sagt eine, die für Gorillas fährt. Nun ist auch das türkische Gorillas-Vorbild Getir in Berlin gestartet, siehe unsere News von heute. Mal sehen, ob mehr Wettbewerb zu besseren Arbeitsbedingungen oder zum Gegenteil führt.
Ein schönes Wochenende, Ihr Florian Treiß
Die Tonie-Box steht mittlerweile in vielen Kinderzimmern. Der Düsseldorfer Spielzeughersteller Boxine will nun mittels Spac an die Frankfurter Börse gehen. Der Hersteller von Audioboxen fürs Kinderzimmer, die mit Spielfiguren mit Hörbüchern und Musik funktionieren, verhandelt dazu aktuell mit 468 Spac. Hinter der Börsenhülle steht u.a. Ex-Rocket-Internet-Manager Alexander Kudlich. Angestrebt wird eine Marktkapitalisierung von rund einer Milliarde Euro. Es wäre erst der dritte erfolgreiche Börsengang via Spac in Deutschland.
Der türkische Lebensmittel-Expresslieferdienst Getir ist gestern in Berlin gestartet und will dort seinen Copycats Gorillas und Flink Konkurrenz machen. "Wer mag es, Lebensmittel einkaufen zu gehen?", fragt Gründer Nazim Salur via FAZ und gibt sich gleich selbst die Antwort: "Vielleicht 5 oder 10 Prozent der Bevölkerung. 90 Prozent mögen es nicht." Der Begriff "Getir" bedeutet auf Deutsch "Bring!" Diesen Imperativ sollen nun auch deutsche Kunden dem Unternehmen zurufen: "Menschen haben ein Recht auf Faulheit", so Salur weiter. Unterdessen richtet gerade auch der Delivery-Hero-Ableger Foodpanda erste Lager in Berlin ein.
Unterdessen droht den Getir-Nachahmern Gorillas und Flink Ärger mit deutschen Behörden: Beide liefern Lebensmittel mit Radkurieren aus und nutzen dabei ohne Erlaubnis öffentliche Gehwege als "Logistikzentrum". Das Bezirksamt Berlin-Pankow hat diese Woche ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, der Gorillas-Geschäftsführer sei dazu angehört worden. Auch eine "Räumungsaufforderung für das öffentliche Straßenland" sei bereits Anfang Juni erfolgt. Jedoch bestehe "keine Gefahr für Leib und Leben", daher sei kein sofortiges Eingreifen erforderlich.
Der US-Lieferdienst Gopuff geht weiter auf Shoppingtour und reinvestiert einen Teil seiner jüngst eingeworbenen Wachstums-Milliarde in rideOS. Das Unternehmen bietet eine Flottenmanagement-Software an und wurde zuletzt mit 180 Mio Dollar bewertet. Gopuff zahlt wohl 115 Mio Dollar in bar und in Aktien, die u.a. auch an eine Tochtergesellschaft von Siemens fließen, die in rideOS investiert hatte. Erst im Mai hatte Gopuff den britischen Lieferdienst Fancy Delivery übernommen und damit den Grundstein für die internationale Expansion gelegt.
Eine Produktsuchmaschine für den lokalen Mode-Einzelhandel soll die Innenstädte von Hamburg und ab Mitte des Jahres auch Düsseldorf, Köln und München beleben. Die 2020 gestartete BLVRD-App weitet nach erfolgreichem Pilottest in Hannover seine Verfügbarkeit aus. Ziel ist es, digitale Produktrecherche und lokalen Einkauf miteinander zu verknüpfen. Für Händler ist die App eine Art digitales Schaufenster, wo sie Produkte, Verfügbarkeiten und Online-Reservierung von Waren anbieten können.
Der Handelsverband HDE fordert "für einen kraftvollen Neustart nach der Pandemie" für die restlichen Sonntage in diesem Jahr Sonntagsöffnungen für den Einzelhandel. Nach eigenen Hochrechnungen könnte der Einzelhandel bundesweit dadurch rund eine Milliarde Euro an einem einzigen Sonntag erzielen und die Folgen der schmerzhaften Lockdowns abmildern. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verweist in der "FAZ" auf die vielen anderen Wirtschaftsbereiche, die im Gegensatz zum Einzelhandel sonntags öffnen dürfen und fordert klare Signale von der Politik.
Der Fahrradhersteller und Omnichannel-Händler Rose Bikes verfolgt weiter ehrgeizige Expansionspläne: Bis Ende 2020 will das Unternehmen sein Netz im stationären Handel von heute 14 auf 32 Flächen (Filialen und Shop-in-Shop-Präsenzen zusammengerechnet) ausweiten. Dazu geht Rose Bikes eine Kooperation mit der ECE Group ein und wird in deren Einkaufszentren "Ankermieter" - allein dort sind zehn bis zwölf Flächen geplant. Darüber hinaus wird Rose Bikes in die Niederlande und nach Österreich an die Standorte Wien, Klagenfurt und Innsbruck expandieren. Im kommenden Jahr will Rose Bikes erstmals die Marke von 200 Millionen Euro Umsatz knacken.
Gerry Weber macht den Kleiderkammern von Wohltätigkeitsorganisationen Konkurrenz. Seit April hat der Modekonzern 30 Sammelboxen für getragene Kleidung und Schuhe aufgestellt. Ausrangierte Kleidung kann dort herstellerunabhängig abgegeben werden und im Rahmen einer Recycling-Offensive als Second-Hand-Mode zum Wiederverkauf oder für eine ökologische sinnvolle Weiterverwendung (z.B. als Putzlappen, Granulat uvm.) aufbereitet werden. Kleiderspender erhalten im Gegenzug für ihre Kleiderspende einen 15-Prozent-Einkaufsrabatt. Gerry Weber will so die Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie nachhaltiger machen und arbeitet für die Abwicklung mit dem Kooperationspartner I:Collect zusammen.
Ikea ist in Frankreich zu einer Millionenstrafzahlung verdonnert worden, weil es Mitarbeiter bespitzelt haben soll. Zwischen 2009 und 2012 soll der Möbelriese Mitarbeiter illegal überwacht und persönliche Daten sowohl von Kunden als auch Angestellten gesammelt haben - angeblich sogar mit Hilfe von Privatdetektiven. Ein Gericht in Versailles hat den Möbelkonzern deshalb zu einer Geldstrafe von 1,1 Mio Euro verurteilt. Der damalige Ikea-Chef Jean-Louis Baillot wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe zur Bewährung verurteilt.
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