was denken Sie beim Begriff „software-defined vehicle“, SDV? Für mich wird der Begriff mehr und mehr zu einer Worthülse. Vor wenigen Tagen habe ich in einer Pressemitteilung bezüglich SDV gelesen: die Autoindustrie befinde sich mitten in einer Revolution.
Diesen Eindruck teile ich nicht. Es wird rege an neuen E/E- und Software-Architekturen gearbeitet. Doch die Hersteller sind noch ein ganzes Stück von einer stringenten Umsetzung entfernt. Statt einer – über mehrere Baureihen – vereinheitlichten Architektur bringen die großen OEMs dieser Welt nacheinander neue Modelle mit unterschiedlichen Software-Strukturen auf den Markt. Evolution beschreibt das Vorgehen besser.
Ich denke, die deutsche oder europäische Autoindustrie muss bei der Software-Architektur schneller vorankommen. Hierin liegt großes Potenzial, sich technisch vom Wettbewerb abzuheben. An der
TU Braunschweig wurden Systeme entwickelt, die einem Langzeit-EKG ähneln. Damit sollen zum Beispiel die Anzeichen für einen Schlaganfall frühzeitig erkannt und in diesem Fall den Nutzern mitgeteilt werden. Außerdem soll das SDV auch günstiger sein.
Die evolutionäre Entwicklung könnte sich jedoch zu einer Kostenfalle entwickeln. Mit welchem Aufwand müssen die unterschiedlichen Systeme, die momentan in den Markt gehen, betreut und gewartet werden? Bei technischen oder Cybersicherheits-Problemen muss ein einzelner Hersteller Software-Updates für eine Handvoll Systeme schreiben und veröffentlichen.
Vielleicht hilft die derzeitige Absatzkrise, die Entwicklungsziele neu auszurichten und zu fokussieren. Bei manchen Wettbewerbern aus China
wird der Markteintritt in Europa momentan hinterfragt, berichtet Henrik Bork exklusiv für Automobil Industrie. Mit den richtigen Produkten nach der Krise durchstarten, muss die Devise der deutschen Autohersteller sein.
Zum Abschluss gibt es – wie gewohnt – die fünf meistgelesenen Artikel dieser Woche. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und ein schönes Wochenende! Viel Spaß beim Lesen.