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Guten Tag Herr Do, schwache Absatzzahlen bei E-Autos, die großen Zulieferer des Landes wollen große Teile ihres Geschäfts abspalten und eine noch immer laufende Diskussion um die Rolle von Verbrennungsmotoren: Die Stimmung in der deutschen Autoindustrie ist vielerorts mies. Ich habe mich gefragt, wie die Lage der Branche im Jahr 2016 gewesen ist – als ich zur Redaktion „Automobil Industrie“ gekommen bin. Beim Blättern durch die Ausgaben in unserem E-Paper-Archiv bin ich auf die Transformationspläne von Volkswagen gestoßen. Der Konzern wollte damals profitabler werden, stärker auf E-Mobilität setzen und durch Digitalisierung die Grundlage für neue Geschäftsmodelle schaffen. In unserem Themenspezial zur IZB habe ich ein paar interessante Thesen zur Zulieferindustrie gefunden. In der Zeit kurz vor 2016 hatten einige Unternehmen umfangreich zugekauft, zum Beispiel: Continental/Elektrobit, Magna/Getrag, ZF/TRW sowie Valeo/FTE und Peiker. „Größe ist in der Branche äußerst attraktiv und ein weiteres anorganes Wachstum erwünscht“, schrieb damals Jonas Wagner, Berylls Strategy Advisors, in einem Gastbeitrag. Es kaufen vermehrt die ohnehin schon großen Zulieferer zu, heißt es im Text weiter. Und so kam es: ZF schnappte sich noch Wabco, nachdem die Übernahme von Haldex nicht gelang. Continental erwarb Argus, Magna Teile von Veoneer und Valeo hat – mutmaßlich nicht ganz freiwillig – das Gemeinschaftsunternehmen Valeo Siemens eAutomotive übernommen. Mit Hella und Vitesco haben weitere Zulieferer mit Milliarden-Euro-Umsätzen neue Eigentümer bekommen. Nun, 2024, heißt es aus den Führungsetagen der Konzerne: Die einzelnen Geschäftsbereiche können sich als eigenständiges Unternehmen besser entwickeln. Sie seien agiler und freier in der Entscheidungsfindung. Von den Vorteilen eines Multi-Divisionen-Verbunds ist hingegen nichts mehr zu hören. Sicherlich ist Größe allein nicht Erfolg bringend. Aber ich erinnere mich an eine Exkursion als Student zu Siemens Medical. Dort haben Mitarbeiter berichtet, wie sich die Divisionen abwechselnd durch Krisen halfen. Die Aktivitäten waren so diversifiziert, dass es einen Ausgleich geben konnte. Das scheint die oberste Führungsebene bei Continental nicht geschafft zu haben. Über einige Jahre muss die Automotive-Sparte von den anderen Divisionen finanziell gestützt werden. Manche Analysten sind der Meinung, das sowas bei Investoren nicht gut ankommt. Letztlich ist der Druck auf CEO Nikolai Setzer offenbar zu groß geworden. Es werde geprüft, ob der Automobilzuliefererteil – der formal bereits als GmbH ausgegliedert wurde – vom restlichen Unternehmen getrennt werden kann. Bei dieser Prüfung geht es vermutlich mehr um das Wie, als um das Ob. Bemerkenswert ist, dass sich solche Fragen andere, ähnlich große Zulieferer nicht zu stellen scheinen. Continental ist die Transformation mutig angegangen, hat viel Geld in potenzielle Zukunftstechnik investiert, unter anderem Lidar, automatisiertes Fahren, was sich noch nicht auszahlt. Von diesem Geist war in jüngster Vergangenheit wenig zu sehen; auf den großen Messen wurden zuletzt eher Mini-Innovationen als Wow-Funktionen gezeigt. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Investments beim Spin-off auszahlen und wieder mehr Geld für Forschung und Entwicklung vorhanden ist. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und ein schönes Wochenende! Viel Spaß beim Lesen der fünf Top-Meldungen der vergangenen Woche. Sven Prawitz Redakteur Automobil Industrie Sie vermissen Themen bei uns? Schreiben Sie uns! |
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